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„Retter“ in Haft

Massimo Pugliese, der einstige Käufer des Silizium-Werks Solland Silicon, ist in Haft. Aufgrund eines Haftbefehls aus Bozen, der mit dem Bankrott in Sinich allerdings nichts zu tun hat.

Von Thomas Vikoler

Er kam, kaufte. Und ging Bankrott.

Im Dezember 2014 erwarb Massimo Pugliese, ehemaliger Präsident des Profi-Klubs Avellino Calcio (ging 2009 in Konkurs), über seine Firma Solland Solar den Silizium-Zweig des Sinicher MEMC-Werks von Sun-Edison.

Eine von Anfang an schwindelige Operation:

Die Solland Silicon GmbH, die neue Eigentümerin, hatte ein Gesellschaftskapital von 10.000 Euro und gehörte zu 100 Prozent der niederländischen Pufin Power Holland BV mit Sitz in Maastricht. Das holländische Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 10.000 Euro gehörte der Pufin AG Puglieses mit Sitz in Avellino.

Im September 2015 wurde am Landesgericht der Konkurs gegen Solland Silicon eröffnet, Pugliese stellte sich rechtlich dagegen und kolportierte Kaufinteresse aus Katar.

Was folgte, war ein jahreslanges Tauziehen um die Schließung des Werks, das inzwischen abgebaut worden ist. Das Areal wurde an eine Südtiroler Bietergemeinschaft versteigert.

Massimo Pugliese, der angekündigte Retter des Werks, ward in Meran seit dem Bankrott nicht mehr gesehen.

Und gestern die Meldung: Der Unternehmer befindet sich – auf der Grundlage eines Vollstreckungsbefehls des Bozner Landesgerichts – in Haft. Er muss eine Haftstrafe von zwei Jahren und elf Monaten absitzen, dazu gibt es eine rechtskräftige Geldstrafe in der Höhe von 50.000 Euro.

Allerdings handelt es sich nicht um die Vollstreckung eines Urteils, das mit dem Solland-Konkurs in Zusammenhang steht. „Das Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Bozen zum Verdacht des betrügerischen Bankrotts von Solland ist nicht einmal abgeschlossen. Der Vollstreckungsbefehl kommt aus Bozen, weil dort, als letzte rechtskräftige Straftat, eine Geldstrafe gegen Pugliese verhängt worden war“, erklärt sein Bozner Anwalt Flavio Moccia.

Der Hauptteil der nun vollstreckten Haftstrafe betreffe einen Konkurs aus dem Jahre 2005, der an den Landesgerichten von Ivrea bzw. Turin abgehandelt worden war. Er betrifft u.a. eine Firma aus dem Olivetti-Konzern, welche der Unternehmer aus Avellino erworben hatte. Eine sehr alte Geschichte also.

Moccia verrät auch, dass sich Pugliese selbst den Behörden gestellt hat.

Der Bozner Strafverteidiger erwartet, dass die Strafermittlung zum Solland-Konkurs frühestens im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird. Bis dahin muss Pugliese erst einmal seine Alt-Strafen absitzen bzw. im Sozialdienst ableisten.

Moccia will in diesen Tagen entscheiden, ob er weiter Verteidiger des Unternehmers sein wird. Denn er hat auch offenbar einige alte und offene Rechnungen mit Pugliese.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • criticus

    Dem passiert schon nichts, hart bestraft werden jene die Einbahn fahren und in der Gasse pinkeln. Da schlägt die Härte des Gesetzes erbarmungslos zu. Und richtig reinprügeln kann die Polizei dann bei Demos. Eben alles „all` italiana“!

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