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Abgezäunte Weihnachtsmärkte

In Südtirols größeren Städten sollen heuer Christkindlmärkte stattfinden, wie gestern bei einem Treffen in Bozen deutlich wurde. Die einzuhaltenden Auflagen sind zum Teil noch unklar: Wird in den Märkten, wie vom IDM vorgeschlagen, 15 Euro Eintritt verlangt? Und gibt es Glühwein?

Von Thomas Vikoler, Erna Egger, Karin Gamper, Markus Rufin und Mara Leurs.

Ist es verhältnismäßig, Schulen zu schließen und gleichzeitig Christkindlmärkte in Südtirols Städten abzuhalten?

Das ist die erste Frage, die sich angesichts der steigenden Zahl an Corona-Infektionen stellt. Darum ging es auch jüngst in Bozen bei einem Treffen der Veranstalter der fünf größeren Christkindlmärkte in den Städten Bozen, Meran, Brixen, Sterzing und Bruneck mit den Landesräten Arnold Schuler (Tourismus, Zivilschutz) und Philipp Achammer (Wirtschaft).

Am kommenden Dienstag wird Landesregierung entscheiden, wie die Märkte im Corona-Jahr 2020 abgehalten werden. Dann laut aktuellem Stand der Dinge werden sie stattfinden. Weil das alle wollen – die Standbetreiber und auch die Landesverwaltung.

Das bestätigte auch Landesrat Schuler nach dem Treffen:

„Es werden andere Weihnachtsmärkte sein, als jene, die wir bisher gewohnt waren. Wir feilen noch an einigen Details zum Sicherheitsprotokoll, insbesondere was den Ausschank betrifft, und wollen uns mit Verantwortlichen in den Städten und Regionen in Österreich, Bayern und der Schweiz austauschen, in denen die Märkte stattfinden sollen. Es wird auf jedem Fall eine Maskenpflicht geben und der Abstand zwischen den Besuchern muss garantiert sein. Wir erwarten allerdings, dass es keinen großen Besucheransturm geben wird“

Wie werden die Märkte in Südtirol am Ende ausschauen?

Dazu gibt es in den fünf Städten zum Teil unterschiedliche Vorstellungen. In Erwartung der Entscheidung der Landesregierung, wurden organisatorische Vorbereitungen getroffen, Interessensbekundungen für die Vergabe von Ständen eingeholt und Sicherheitskonzepte ausgearbeitet. „Wir können den Christkindlmarkt nicht in eineinhalb Monaten organisieren, wir arbeiten seit Sommer daran“, sagt Roberta Agosti, Direktorin des Bozner Verkehrsamtes, das den Bozner Markt alljährlich ausrichtet.

Derzeit liegt unter anderem ein Vorschlag auf dem Tisch, der die Einführung von 15 Euro Eintritt für die Christkindlmärkte vorsieht. Genauer: Der verpflichtende Kauf eines Gutscheins beim Eintritt in den abgezäunten Markt, der bei Einkäufen an den verschiedenen Ständen eingelöst werden kann.

Ebenfalls soll es möglicherweise ein Verbot der Verabreichung von sofort verzehrbarem Essen und Getränken geben. Glühweintrinken am Christkindlmarkt ade. In den Ständen sollten demnach ausschließlich weihnachtliche Waren verkauft werden. Lebensmittel allein in verpackter Form.

Dass diese Vorschläge in dieser Form ins Sicherheitsprotokoll für die fünf städtischen Märkte kommen, ist allerdings unwahrscheinlich.

Besucher auf dem Christkindlmarkt in Bozen (Foto: Charly Oberleiter)

Die Marktbetreiber in den fünf Städten sind für weitreichende Sicherheitsauflagen, darunter Maskenpflicht, Fiebermessen, auch namentliche Registrierung der Besucher und, falls technisch möglich, Abzäunung des Marktgelände. Essen und Trinken soll – in eingeschränkter Form – möglich sein.

„Wir wollen die Sicherheit der Besucher und der Mitarbeiter an den Ständen garantieren und die erreicht man insbesondere über die Einhaltung der Distanzen“, sagt die Bozner Verkehrsamts-Direktorin Agosti.

Der Christkindlmarkt am Dienstag (Foto: Charly Oberleiter)

Ingrid Hofer, Präsidentin der Kurverwaltung Meran, welche den Meraner Advent ausrichtet, betont: „Wir möchten den Weihnachtsmarkt unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen durchführen. Der Weihnachtsmarkt ist wichtig als Unterstützung für die Wirtschaft. Ich sage immer, wenn es schon nicht regnet, dann soll es mindestens tropfen. Wir planen, die Besucherzahl durch Transennen zu beschränken und mehr Security-Leute einstellen, um den Zugang zu regeln und die Einhaltung der Sicherheitsauflagen zu kontrollieren. 50 Prozent der Gastronomiestände haben bereits abgesagt. Sie werden am Markt nicht teilnehmen, da sie wegen der Corona-Einschränkungen kein Interesse haben. Weil so viele der Gastro-Stände wegfallen, würde auch die Promenade mehr Platz bieten, der Weihnachtsmarkt könnte sich also ausdehnen.“

Für Markus Huber, Präsident der Brixen Tourismus-Genossenschaft, kommt die Einhebung eines Eintritts zum dortigen Christkindlmarkt nicht in Frage „Zur Diskussion stehen Maskenpflicht, ein abgegrenzter Weihnachtsmarkt mit kontrollierten Eingängen und eine sehr eingeschränkte Gastronomie“.

Für Jochen Schenk, Leiter von Events Bruneck, sind folgende Sicherheitsauflagen für die Abhaltung des Christkindlmarktes unumgänglich: „Maskenpflicht, die Vermeidung von Menschenansammlungen, das Verbot, Essen und Trinken an der Theke zu konsumieren.“

Doch auch er wartet, wie die anderen Veranstalter, auf die definitive Entscheidung der Landesregierung.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (22)

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  • vinsch

    Wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde …. Heute ist seit Monaten der 1. Tag, wo die Tageszeitung nicht mit schockierenden Zahlen aufhorchen lässt. Bravo, endlich!

  • andreas

    Das Leben wegen Corona einstellen, ist nicht Sinn der Sache.
    Begrenzte Anzahl an Tickets verkaufen, Zugangskontrollen und gut ist.
    Der Samstagmarkt in Bozen funktioniert auch.

  • amadeo

    Es geht wieder einmal nur darum große Menschenmassen hierher zu locken, die dann doch keine 15 € für den Christkindlmarkt ausgeben wollen. Aber die Straßen in den ohnehin schon engen Gassen füllen, so dass kein Durchkommen mehr möglich ist. Vor den Geschäften werden sich wieder Schlangen bilden, so dass wir Einheimischen lieber kehrt machen werden und zu unseren Kindern nach Hause gegen, die in dieser Zeit sowieso in Quarantäne sein werden, weil der Virus nicht einzubremsen sein wird. Steht der Tourismus über unserer Gesundheit?

  • gerhard

    Je geringer das Bildungsnivea, desto lauter der Corona-Leugner-Schreihals!

  • heinz

    Es ist augenscheinlich, dass diese Landesregierung nicht mehr zum Wohl der gesamten Bevölkerung arbeitet. Während überall in Europa Maßnahmen ergriffen werden, um der erhöhten Infektionszahlen Herr zu werden und alle größeren Veranstaltungen abgesagt werden, kümmert man sich hier nur darum, weiterhin möglichst viele Menschen zu uns zu locken. Steigende Infektionszahlen werden nur deshalb kritisch gesehen, da durch Reisewarnungen weniger Touristen nach Südtirol kommen könnten. Wäre die Gesundheit der Bevölkerung der Landesregierung ein Anliegen, so müssten die Weihnachtsmärkte sofort abgesagt werden.

  • vinsch

    der Weihnachtsmarkt wird sicher abgehalten und zwar deshalb, weil unsere Politiker 1+1 zusammenzählen können. Wird er nicht abgehalten, bleiben Hotels in Meran und Umgebung geschlossen, Zulieferer auf ihrer Ware sitzen, Hotelangestellte in der Ausgleichskasse (ohne Geld), Mietbeiträge, Sozialbeiträge usw. müssten wieder vermehrt ausbezahlt werden …. und dies mit einer leeren Kasse. Aber Heinz Fritz haben in der Mathematikstunde nicht aufgepasst ….

    • heinz

      @vinsch
      Da wäre ich mir an Ihrer Stelle aber nicht zu sicher.
      Im Unterschied zu Ihnen und summer bin ich im Mathematikunterricht nicht bei den vier Grundrechnungsarten stehen geblieben, sondern weiß bestens Bescheid um die Tücken des exponentiellen Wachstums.
      Schönen Sonntag Abend noch.

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