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Die Wolfstation

Wo gibt es in Südtirol Wölfe? Wo werden sie in Zukunft zu finden sein? Und wie viele Schafe fressen sie denn wirklich? Die neue Wolfstation im Naturmuseum beantwortet viele Fragen zu diesem vieldiskutierten Thema.

Im Jahr 2019 fraßen die in Südtirol lebenden Wölfe nur 0,24 Prozent Schafe, der Rest waren wilde Huftiere, wie Rehe und Hirsche, seltener Gämsen (auch wenn das große Medienecho mehr Schaf im Bauch vermuten ließ).

Über die Ernährung der Wölfe, über Erkennungsmerkmale, Verhaltensweisen und Verbreitung des größten Raubtiers aus der Familie der Hunde informiert die neue, heute vorgestellte Wolfstation im zweiten Stock des Naturmuseum Südtirol in Bozen. Sie ergänzt den Raum, der die „Rückkehr in die Alpen“ thematisiert und in dem seit 2013 die Bärenstation mit dem Bären M14 zu sehen ist. Das Naturmuseum versteht sich als Bildungsinstitution, dessen Absicht es nicht ist zu polarisieren, sondern die Diskussion rund um das Thema Wolf zu versachlichen“, meint David Gruber, Direktor des Naturmuseum Südtirol.

In die gleiche Kerbe schlagen Roland Psenner, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Naturmuseums und Eurac-Präsident, sowie Davide Righetti, Wildtier-Techniker und Mitarbeiter im Landesamt für Jagd und Fischerei: „Diese Wolfstation ist wichtig, weil damit Zahlen und konkrete Informationen zu den Wölfen in Südtirol vermittelt werden. Nur damit können wir uns eine fundierte Meinung zum Thema bilden, die nicht nur eine emotionale Einschätzung ist,“ meinen sie unisono. Und Luigi Spagnolli, Direktor im genannten Landesamt, fügt hinzu: „Der Wolf ist außerdem eine einheimische Art, und als solche müssen wir sie laut internationalen Gesetzen behandeln.“

Im Mittelpunkt der Wolfstation „Grenzgänger / Mito e realtà“ steht das Modell einer Wölfin. Es ist ein Platzhalter für die frei lebende Wölfin WBZ-F1, die zwischen Nonsberg und Deutschnonsberg im Familienverband lebt und deren Bewegungen vom Landesamt für Jagd und Fischerei über einen Sender verfolgt wurden.

Dazu kommen zwei Gegenstände, welche die zwei gegensätzlichen Haltungen der menschlichen Kulturen deutlich machen: Eine Wolfsfalle steht für die ablehnende Haltung, die viele Menschen in Europa diesen Tieren gegenüber einnehmen und die vor allem mit der Sorge um die ländliche Wirtschaft zusammenhängt. Die Kopie eine Ritualmaske im Stil der Tlingit-Kultur hingegen symbolisiert den entgegengesetzten Ansatz: Die Maske spielte eine Rolle in rituellen Tänzen bei Indianern entlang der Pazifikküste zwischen Kanada und Alaska, sie verbanden ihre Gruppe mit dem Wolfsgeist; Wölfe sind in ihrer Kultur Ahnen, Totemtiere und Lehrer für die jungen Jäger.

Weiters zeigt ein Film einer Wildtier-Kamera die Familie der Wölfin am Nonsberg/Deutschnonsberg in ihrer natürlichen Umgebung. Da Wölfe sehr scheu reagieren, sind solche Aufnahmen wichtige Dokumente, um das Verhalten und die Größe einer Wolfsfamilie zu untersuchen.

Sechs Themen sind zudem in einem Tastbildschirm verpackt: Es geht vom Spiel für Kinder und Erwachsene „Wer ist Hund, wer ist Wolf?“, über das Thema der Domestikation von Wolf zu Hund, die Bewegungen der Wölfe am Nonsberg/Deutschnonsberg und jene im restlichen Alpenraum, bis hin zu Hypothesen der zukünftigen Lebensräume der Wölfe und den Fragen, ob Wölfe überhand nehmen werden, was dran ist an der Furcht vor ihnen und wie gefährlich sie sind. Auch das heiße Thema der Weidetiere wird in der Wolfstation angesprochen: Hirten erzählen in einem Film von ihrer Arbeit und führen vor, wie sie mit Treibhunden eine Schafherde in den Nachtpferch treiben, in der ein Schutzhund Nachtwache hält; die Beratungsstelle Agridea zeigt zudem, wie Weidezäune fachgerecht aufgestellt werden. Thematisiert wird schließlich auch die Beziehung Wolf-Medien und die Wahrnehmung von Wölfen in den Geschichten und Vorstellungen der Menschen.

Informationen: Naturmuseum Südtirol, Bindergasse 1, Bozen, tel.: 0471/412964, www.naturamuseum.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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