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„Sechs Wölfe und ein Schaf“

Laut dem Landeskommandanten der Südtiroler Schützen, Jürgen Wirth Anderlan, sei die Südtirol-Autonomie keinen Pfifferling wert.

Am Samstag hat die 55. Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes, Corona bedingt im kleineren Rahmen, im Waltherhaus in Bozen stattgefunden. Geladen waren Vertreter aller 144 Schützenkompanien und -kapellen, die Ehrenmajore, die Bundesleitung sowie der Bundesausschuss.

Der Versammlung ging ein gemeinsames Gebet mit Landeskurat P. Christoph Waldner OT voraus.

Autonomie ist keinen Pfifferling mehr wert

In seinem Bericht ging Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan auf die Entwicklung unserer Heimat ein:

„Unsere Autonomie ist keinen Pfifferling mehr wert. Wir haben nicht mal die Befugnisse über Ampeln oder Bushaltestellen selbst zu entscheiden, geschweige denn von Umweltschutz, Gesundheitswesen, Toponomastik, Arbeitsschutz, Finanzen und vielen weiteren Bereichen. Der Artikel 19, das Recht auf Muttersprache hat keine Gültigkeit mehr, der Proporz verschimmelt im Keller des Landhauses, die Resultate des Autonomiekonvents liegen gleich daneben und mittlerweile ist es so weit, dass sich diejenigen rechtfertigen müssen die sich für die historischen Ortsnamen einsetzen. Von dieser weltbesten Autonomie sind wir gleich weit entfernt, wie ein Vorschlaghammer vom Olympiasieg im Eiskunstlauf“. 

Die EU gibt einem Staat, der vorher schon nicht mit Geld umgehen konnte, 209 Milliarden Euro. Die EU hat sozusagen einem Drogenkonsumenten auf Entzug zwei Kilogramm Heroin geschenkt.

Vaterland und Staatsbürgerschaft

„Und dann wäre da noch der famose Doppelpass. Die vom Naziregime Vertriebenen haben nun die Möglichkeit um selbigen anzusuchen, da ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft widerrechtlich genommen wurde. Und uns Südtirolern? Wurde uns Südtirolern die österreichische Staatsbürgerschaft nicht auch widerrechtlich genommen? 21 Landtagsabgeordnete und weitere 30 Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben haben sich ganz klar für die doppelte Staatsbürgerschaft ausgesprochen. Unser Landeshauptmann sprach von einem Briefchen und keiner institutionellen Initiative. Bitte? Fast zwei Drittel der vom Volk gewählten Landesvertreter sind keine institutionelle Initiative? Welche Regierungsform hat Südtirol? Eine Diktatur? Und dann sollte das Ganze noch mit Rom einvernehmlich beschlossen werden? Ja, das wäre das Selbe wenn sechs Wölfe und ein Schaf darüber entscheiden sollen was es zum Mittagessen gibt.“ zeigt sich Wirth Anderlan verwundert.

Abschließend dankte der Landeskommandant den Anwesenden und kündigte einen heißen Herbst an und ein intensives Jahr 2021: „Wir sind für Aktionen gemacht! Das haben wir im vergangenen Jahr bewiesen. Das Alpenregionstreffen am 25. April 2021 wird eine Machtdemonstration werden – für unsere Werte und unseren Glauben. Beim Unabhängigkeitstag iatz! in Meran am 22. Mai 2021 werden wir erneut den Willen zur Unabhängigkeit bekräftigen und auch sonst gilt unser täglicher Einsatz für unsere Kultur, unsere Tradition, unsere Sprache und der Freiheit unserer Heimat. Vergelt‘s Gott, ich bin stolz auf euch.“

Tätigkeiten im vergangenen Schützenjahr

Bundesgeschäftsführer Major Egon Zemmer konnte auf eine umfangreiche Tätigkeit zurückblicken. Unzählige Stellungnahmen wurden veröffentlicht. Hauptthemen waren der Autonomiekonvent und die Autonomie unseres Landes,  sowie tagespolitische Themen.

Wer Aufmerksamkeit will, muss neue Wege gehen. In diesem Sinne hat sich der Schützenbund einiges einfallen lassen.

Großes Aufsehen erregten die überklebten deutschen Ortsnamen der Ortseingangstafeln mit „DNA seit 97J“ am 16. August 2019. Ebenfalls ein großer Erfolg war der Fackelzug für Kataloniens Freiheit in Bozen. „schicksal39.com − Option, Gehen oder Bleiben“ war die Aktion der Schützen, die mit 160 roten Koffern in den Gemeinden des Landes, an diese schwere Zeit erinnert. Als Zeichen zur Verbundenheit zum Vaterland Österreich wurde in Terlan eine überdimensionale österreichische Fahne gehisst und die inoes – Initiative Österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler ins Leben gerufen.

„Das sind nur einige Aktionen und Veranstaltungen der Schützen im überaus erfolgreichen vergangenen Schützenjahr. Nun blicken wir nach vorne in das kommende Schützenjahr, voller Energie und Ideen“, schloss der Bundesgeschäftsführer seine Rede ab.

Sozialbilanz gezogen

Die Referenten Bundeskassier Major Franzjosef Roner, der Jugendreferent Major Kuno Huber, die Bundesmarketenderin Manuela Lastei, der Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung Major Renato des Dorides, der Medien- und Öffentlichkeitsreferent Major Egon Zemmer, der Bundesexerzierreferent Major Sepp Rungger, die Bundeschießreferentin Sonja Hackhofer, sowie der Ladiner Vertreter Major Emanuel Delmonego blickten in ihren Berichten auf ein umfangreiches Tätigkeitsjahr zurück und gaben Einblick in die anstehenden Veranstaltungen. Auch der Obmann des Herz-Jesu-Notfonds Paul Bacher gab Rechenschaft über die geleistete Tätigkeit.

Ernennung von Elmar Thaler zum Ehrenlandekommandant

Die Laudatio für Thaler übernahm Landeskommandant Wirth Anderlan: „Seit 1993 ist er Mitglied der Schützenkompanie Montan, also 27 Jahre. Dort war er viele Jahre Kassier sowie Jugendreferent im Schützenbezirk Süd-Tiroler Unterland. Von 2001 bis 2005 war er Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung, von 2001 – 2019 war er Mitglied der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes (ganze 18 Jahre), von 2005 bis 2011 dessen ehrenamtlicher Bundesgeschäftsführer und von 2011 bis 2019 ehrenamtlicher Landeskommandant.

Abgeschlossen wurde die 55. Bundesversammlung mit der Tiroler Landeshymne.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (41)

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  • regenwurm

    Witzfiguren hoch drei!!!!!

    • asterix

      Ach was, in einigen Punkten hat er sicher recht. Silvius Magnago würde sich im Grab umdrehen, wenn er sehen könnte was aus unserer weltbesten Autonomie geworden ist. Und wenn man zB. Bozen anschaut, mit 15 Prozent Zuwanderern und man projiziert das in das Jahr 2050, kann einem grausen.

  • andreas

    Sollte es bei diesem Folkloreverein noch ein paar Vernünftige geben, sollten sie diesen Typ sofort absetzen.
    Schon die neugegründeten Schützenkompanien sind eine Ansammlung junger Fundamentalisten mit recht eigenartigen und radikalen Ansicht.
    Die Schützen sollten sich auf das beschränken, was sie können Gigger grillen und Forstbier trinken.

    Wenn einer schon von einer „Machtdemonstration“ spricht, scheint er sich zu etwas Höheren berufen zu fühlen.

  • besserwisser

    schwacher hauptann der versucht zu spalten statt zu einen. hatt mit dem schützenwesen nix zu tun.

  • brutus

    Ich als deutschsprachiger Südtiroler sehe der Polarisierung in letzter Zeit mit Sorge entgegen!
    Fratelli d’Italia auf der einen Seite und der Schützenbund auf der anderen!
    Wenn ich Aussagen von beiden Seiten höre, Propaganda der übelsten Sorte, anstatt nach Lösungen zu suchen, wird aufeinander eingeschlagen! Wohin das führt hat Südtirol schon einmal leidvoll erfahren müssen!

  • gerhard

    Das oben abgebildete Bild könnte man auch untertiteln mit
    „Die ewig Gestrigen auf einer Aufnahme“

  • olle3xgscheid

    So gaaaaanz im Unrecht sind sie nicht die Schtützen, bin kein Freund aber Kritik welche auch immer muss erlaubt sein, es geht um die weltbeste Autonomie 😉 , haben wir die??

    • gerhard

      Da gebe ich Ihnen schon Recht, olle3xgscheid.
      Autonomie ist wichtig und richtig.
      Aber dieser Folklorehaufen mit sein Spielzeuggewehren aus Holz und seinen ewig gestrigen Hass auf alles Italienische bringt Südtirol nicht weiter.
      Hier wird doch nur unnötig Propaganda und Hetze geschürt.
      Nur gemeinsam kann ein Miteinander gelingen.
      Wenn ich dem Bericht des Landeskommandanten diese Spass-Truppe zur Situation Südtirols lese und seinen EU/Drogen Vergleich, dann komme ich zu dem Schluss- der ist doch stellenweise nicht mehr ganz dicht!

      Durch ihre Polarisierung werden die Anliegen Südtirold doch gar nicht mehr Ernst genommen!

  • gerhard

    Lieber rumer, bitte ganz wertungsfrei und aus Interesse:
    Was bringt einem Südtiroler die Doppel Staatsbürgerschaft denn für Vorteile?

  • noando

    herr wirth anderlan fragt sich, ob wir in einer diktatur leben. hoffentlich erinnert er sich an seine aussage, wenn die minderheit ihre macht demonstriert.

    unabhängig den aussagen bzgl italien oder der eu (was ja auch nur kaffeesatz-lesen ist), die schützen und deren oberster stellvertreter sollten sich gut überlegen, ob die marktschreier-methode und spalterische, provozierende haltung die richtige ist – wenn die schützen schon politische kraft werden wollen.

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