Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » Stille Hilfe

Stille Hilfe

Alexander Schiebel und Karl Bär

Arnold Tribus stellt in Sachen Pestizid-Streit die Frage: Müssen wir uns von zwei Deutschen beschimpfen und befetzen lassen? 

Als in unserem Land noch die blanke Not herrschte und wir uns in den Sechzigerjahren gar keine deutschen Schulbücher leisten konnten und der gute Landesrat Anton Zelger für uns nach Österreich und nach Deutschland Bücher betteln ging, wurde in München die „Stille Hilfe für Südtirol“ gegründet, die alte Bücher sammelte und sogar Kleider.

Das Vaterland griff dem Land unter die Arme, die Deutschen und die Stille Hilfe des Herrn Gerhard Bletschacher, dessen Liebe zu Südtirol so groß war, dass sein Betrieb Konkurs ging und er im Gefängnis landete, poveretto.

Mit dem Geld der Stillen Hilfe wurden zahlreiche Kindergärten und die zahlreichen Kulturhäuser errichtet, genauso wie die Gamperheime. Das wurde dankend angenommen. Es handelte sich um eine Entwicklungshilfe für das arme Südtirol.

Nun gibt es in München einen Umweltverein und einen schlauen Autor und Cineast, die nun mit ihren Aktionen zugunsten einer pestizidfreien Landwirtschaft eine Neue Stille Hilfe initiiert haben, so als wären wir Südtiroler allein nicht imstande auf unsere Umwelt zu schauen.

Der Autor hat sich zum Propagandisten des Vorzeigemodells Mals gemacht, das einen mutigen Weg zu einer pestizidfreien Gemeinde geht. Mit Buch und Film will er natürlich auch Geld verdienen, was ihm ja zusteht.

Das Projekt ist beachtenswert und mutig, wird auch als Vorbild gesehen, ist aber auch umstritten. Nun haben die beiden Deutschen in ihrem Unterstützungsfuror aber dick aufgetragen und so getan, als würden die dummen Südtiroler gar nicht merken, dass sie alle von der Pestizidlobby vergiftet werden.

Sie zeigen uns den rechten Weg, sie sind die Hüter der Bio-Wahrheit, wer sich nicht danach richtet, der ist eben ein Mörder. Der Autor hat in seinem Buch ja die Obstbauern, die nicht Bio-Landwirtschaft betreiben, der „vorsätzlichen Tötung“ bezichtigt. Und zudem vergiften sie auch die Kinder auf den Spielplätzen. Was müssen denn unsere Bauern für ein herzloses Gesindel sein, das die eigenen Kinder vergiftet?

Muss man sich das alles gefallen lassen, dachten sich mehr als Tauend Bauern und der zuständige Landesrat, müssen wir uns von zwei Deutschen beschimpfen und befetzen lassen? Sie klagten. Nun sollte es zum Prozess kommen und aus den Tätern wurden Opfer. Man wolle in Südtirol die freie Meinungsäußerung unterdrücken. Im Land herrsche ja „eine Kultur von Kriechern und Heuchlern“, armes dummes Volk, das sich einlullen lässt und nicht begreift.

Aus dem Pestizidprozess ist ein Prozess für die Meinungsfreiheit geworden, da sollen mutige Menschen bestraft werden, weil sie ihre Meinung frei äußern. Um das aller Welt klar zu machen, dass wir da in einem Staat mit türkischen Verhältnissen leben, was die Meinungsfreiheit betrifft, wurde eine Weltkampagne gestartet, mit Pressekonferenz und Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude, hunderte Verbände und Vereine solidarisieren sich mit den Herrn Angeklagten Bär und Schiebel. Millionen Unterschriften wurden gesammelt.

Eine perfekte PR-Inszenierung.

Richtig baff war ich aber, als ich in der Tageszeitung „La Repubblica“ eine Werbeseite sah, auf der Bär und Schiebel mit zugeklebtem Mund posieren. Man müsse lange Prozesse und hohe Spesen in Kauf nehmen, wird geklagt, ja sogar das Gefängnis und der persönliche Ruin drohe. Nachdem ich die beiden Herren nicht kenne, glaubte ich im ersten Augenblick, das sei eine Kampagne für die Pressefreiheit in der Türkei, in Belarus oder in China, wo Journalisten inhaftiert werden. Da gibt man Geld für eine Kampagne aus, die mit Meinungsfreiheit gar nichts zu tun hat.

Ich kann ein Lied davon singen, weil ich ja ständig Prozesse habe, weil sich Leute von uns diffamiert oder beleidigt fühlen. Ich steh vor Gericht, ohne Kundgebung, ohne Weltkampagne, ohne Solidarität. Weil in einem Rechtsstaat jeder das Recht hat sich an die Justiz zu wenden.

Ich hoffe natürlich immer, freigesprochen zu werden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (43)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • andreas

    Peinlich wie Schuler eingeknickt ist und an Geld kann es den beiden wohl nicht mangeln, wobei dieses selbstinszenierte Wunder von Mals Schiebel ein Ösi bzw. sogar ein Wiener, kein Deutscher, ist, wenn sie eine Anzeige in der Repubblica schalten können.

    Nun steht Südtirol noch dümmer da, bravo Schuler….

    • rumer

      @andreas
      leider hast du vollkommen recht…..der Klügere gibt nach, ha ha ha…..der Klügere fängt nicht einen Prozess an, wenn er beim ersten Gegenwindchen einknickt.
      Schuler, überlege dir gut, ob du nochmal antrittst.

  • besserwisser

    spitze herr tribus! „nett“ formuliert was sich wohl die meisten sich denken. unabhängig vom thema: was geht die das überhaupt an, sollen doch vor der eigenen haustüre kehren, haben sie da nix zu tun?

    • gerhard

      Kann es, besserwisser vielleicht sein, dass wir nur EINE Welt haben und der Umweltschutzgedanke etwas weiter gefaßt werden sollte als an die Südtiroler Landesgrenzen gesteckt? Und es völlig wurscht ist, wer diese vermeintliche Giftpanscherei aufdeckt !
      Wenn das Münchner Umweltinstitut Lügen verbreitet und diese beiden Dumpfbacken Unwahrheiten sagen, dann verklagt sie, dann reißt denen den Arsch auf. Dann sollen sie Schadenersatz bezahlen bis in den Ruin. Zurecht.

      Aber Vorsicht!
      Wenn Sie Recht haben, dann vergiften uns einige wenige, um ihrer persönliche Gewinnoptimierung voranzutreiben.
      Wollen wir das?
      WARUM hat der Schuler wohl den Schwanz eingezogen?
      WARUM zieht er die Klage gegen diese „Lügner“ nicht durch?
      WARUM werden nicht von den Gerichten beauftragte neutrale Gutachter zu dieser Giftpanscherei beauftragt und gehört?

      KANN ES SEIN; DASS DER SCHULER MEHR WEISS WIE WIR ?????

      • besserwisser

        ich habe ein ruhiges gewissen. ich nehme micht nicht so wichtig und ich denunziere nicht andere leute.
        aber wenn auswärtige unsere leute denunzieren und kriminalisieren dann ist es in meiner (wohl für sie zu kleinen) welt zulässig auch mal seine meinung ihr verachtende wortwahl ist nicht die meine, ich versuche in meiner (für sie kleinen) welt nachhaltig zu konsumieren und zu produzieren und öffentliche verkehrstmittel zu verwenden und auf die umwelt zu achten und so weiter ….
        sind sie sicher dass das bei allen wissenden so ist?

        • gerhard

          Zu ihrerm letzten Satz:
          Da bin ich mir, lieber besserwisser, so wenig sicher wie Sie auch.

          Ob Auswärtige Menschen die eigenen Leute denunzieren, sei dahingestellt.
          Auch dies wissen wir Beide nicht.
          Was wir aber beide wissen, ist die Tatsache, dass Herr Schuler eben vor dieser juristischen Klärung den Schwanz eingezogen hat.
          Und hier stellt sich für mich dann schon die Frage, warum sich „Südtirol “ und „unsere Leute“ sich gegen diese ungeheuerlichen Vorwürfe nicht wehren.
          Es steht doch das Vergiften von Menschen und Umwelt im Raum.
          Wenn das alles nicht stimmt –
          ich würde mir das nicht gefallen lassen !
          Es sei denn, ich wüßte, dass ich besser still bin ! (?) !

    • bernhart

      Danke Herr Tribus, sie haben eine einwandfreien informativen Bericht veröffendlicht. Ich hoffe er wird von vielen gelesen und diese sollten nach denken.
      1 Deutscher aus der Großstadt München und ein Ösi aus Weltstadt Wien wollen uns belehren, sie wohnen gesünder als wir in den Bergen, das ist doch zum lachen.
      Der Bauer ist ein Umweltschützer, denn er lebt von seine Böden, deshalb vergiftet er sie nicht.

  • leser

    Man hat doch glatt den eindruck dass der tribus den lieben gitt spielen will
    Dabei ist der hinweis auf die vergiftung doch eine tatsache
    Lieber tribus warum darf ein deutscher nicht einen misstand in südtirol aufzeigen?
    Dann ist es genauso schlimm wenn ein deutscher greenpacer den walraubfang der japaner kritisiert
    Wenn ein tribus sich jetzt darüberstellen möchte und in den raum stellt, duese herren hãtten nicht das recht dazu ja sogar difamierungskampanien aufsetzen, ja dann ist es ja auch legitim zu denken ob tribus due geeignete person dafür das zu tun
    Ein guter vergleich ist die person bletschacher , dieser ging den bettlern gut das geld zu verteilen bis man ihn mit den fingern im marmeladeglas erwischte, dann drehten die kriecher ihre ansicht und spielten auf entsetzte
    Ob tribus auch recht hat dass er auf moralapostel spielt isr zumindest fragwürdig, er als nutznieser als kurzzeitpolitiker beim rentenskandal hat ja auch die kritiker als armselige wutbürger degradiert, obwohl er im marmeladeglas erwischt wurde
    Aber diese ansãtze werden vorsätzlich verwässert warum wohl?

  • george

    Ach liebe A. Tribus.
    Wie schwach von dir auch noch auf die zwei Deutschen loszugehen, als ob du nicht genug zu schauen hättest, dass nicht deine eigenen Schreiberlinge hier häufig weit mehr über deine Südtiroler herfallen und sich in Kommentaren „beschimpfen und befetzen lassen müssen; allerdings nur die, welche sich nicht dem allherrschenden und überall infiltriertem System unterordnen.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen