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Der Boykott-Aufruf

Foto: Wolfgang Gafriller

Weil in Barbian mit Erich Mur nur ein (umstrittener) Bürgermeisterkandidat zur Wahl antritt, ruft eine anonyme Gruppe nun zum Wahl-Boykott auf. Dazu wurden eigens Flyer in den Dörfern verteilt.

von Markus Rufin

Der Bürgermeister von Barbian, Erich Mur, ist in seiner Gemeinde eine umstrittene Person. Seine Befürworter schätzen seinen Führungsstil, seine Kritiker bezeichnen diesen als autoritär. Einige weigern sich sogar, mit ihm zusammen zu arbeiten.

Nicht zuletzt wurde das bei den SVP-Vorwahlen in Barbian offensichtlich. Nachdem Rabanser, der eigentlich – wie schon 2017 – erneut als Bürgermeister kandidieren wollte, dort unterlag, verkündete er im August seinen Rückzug. Die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister sei ausschlaggebend dafür gewesen. Seinem Beispiel folgten sieben weitere Gemeinderatsmitglieder, die nicht mehr zur Verfügung standen.

Doch damit sind Murs Kritiker noch lange nicht verschwunden. Denn diese Woche wurden in der gesamten Gemeinde Flyer und Zettel verteilt, auf denen zu einem Wahlboykott aufgerufen wird. Die Zettel wurden in allen Fraktionen weit verbreitet, sodass nahezu jeder Bürger darüber bescheid weiß.

Wer diese Zettel gedruckt und verteilt hat, ist offiziell zwar nicht bekannt, doch einige Namen kursieren bereits. Offensichtlich ist nur, dass der Boykott-Aufruf von Personen in Umlauf gebracht wurden, die Mur um jeden Preis als Bürgermeister verhindern wollen. Denn es wird sogar davor gewarnt, „weiß“abzugeben, denn damit wähle man nur den Bürgermeister mit.

Ziel ist es also das Quorum zu unterschreiten und so für sechs Monate kommissarisch verwaltet zu werden. Anschließend würde es Neuwahlen geben. Zitat aus dem Info-Flyer: „Was sind 6 Monate ohne gewählten Bürgermeister? 1 Chance.“

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die oder der Urheber dieser Flyer auch Anhänger von Meinrad Rabansers ist, doch er selbst weiß nichts davon. Doch in Dorfgesprächen heißt es, es soll sich um dieselbe Gruppe handeln, die kurz vor Listenabgabe noch eine Bürgerliste aufstellen wollte. Letztlich kam es aber nicht dazu.

Bürgermeister Erich Mur ist wegen des Aufrufes jedenfalls entsetzt: „Das ist für mich unverständlich. Wenn man schon einen solchen Aufrufstartet, sollte man sich zu erkennen geben. Das ist keine Art von Demokratieverständnis.“

Mur kritisiert außerdem, dass bei einem Boykott nicht nur er, sondern auch alle anderen Gemeinderatskandidaten nicht gewählt werden. Das sei ihnen gegenüber nicht in Ordnung. Auch Mur weiß nicht, wer den Flyer in Umlauf gebracht hat, er möchte auch keine Spekulationen äußern, geht aber davon aus, dass diesem Aufruf ohnehin nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Der Aufruf selbst dürfte wohl tatsächlich nicht viel ändern, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass eine große Anzahl an Personen nicht zur Wahl gehen wird. Ob es genügend sein werden, um Mur in seinem Amt zu bestätigen, wird sich zeigen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (17)

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  • andreas

    Demokratie beinhaltet auch das Recht, nicht zur Wahl zu gehen, da man keine Lust mehr hat, die Partei solcher Typen wie Achammer, Widmann, Durnwalder, Deeg und anderer „Schergen“ zu wählen.

    Wenn die SVP Basis in den Gemeinden es scheut, diese Leute endlich zum Teufel zu jagen, deren Argumentation ist ja immer, dass sich auch nicht damit einverstanden sind, sie aber nichts machen können, müssen es halt die Wähler zum Ausdruck bringen.

    Wenn BM Erich Mur das nicht versteht, liegt das Problem bei ihm.

  • brutus

    …das sind immer die Richtigen!
    Anonym und nicht die Eier haben sich selber der Wahl zu stellen, zum Beispiel in Form einer Bürgerliste mit einem eigenem BM Kandidaten! Haben die geschlafen oder Angst dabei zu versagen? Jetzt so eine Aktion zu starten ist nur lächerlich!

    • waldhexe

      Mein lieber brutus,das ist nicht immer so einfach.Da gar einige Beschlüsse in einer Gemeinde mit dem Deckmantel „politischer Wille“ getroffen werden,denn sie müssen nicht aber können getroffen werden,einen nicht angenehmen Zeitgenossen leicht verwehrt werden.Ich weiss aus Erfahrung,dass Dorfkaiser in solchen Sachen sehr nachtragend sein können.Somit kann ein sogenannter Revoluzzer zehn bis zwanzig Jahre an einen seiner Vorhaben gehindert werden,aber ein Systemtreuer alles in einem Jahr über die Bühne bringt.
      Desshalb meine Divise“Ich bleibe zuhause“,dann brauche ich mich nicht zu ärgern Einen gewählt zu haben,der nachher seine Versprechen nicht einhält.

  • george

    Dieses System wurde durch die letzten Jahrzehnte von der SVP hochgezogen und nun kommen die Folgen davon zum Ausdruck.
    Würden Gruppierungen/Minderheitsparteien von der Mehrheit respektiert und eine Zusammenarbeit gesucht und auch respektvoll alle Argumente, die vorgebracht werden, abgewogen, so hätten wir wieder einen Teil einer echten Demokratie, anstatt eine Partitokratie, wo nur die Stimme der Macht zählt.

  • paul1

    „…………………Denn es wird sogar davor gewarnt, „weiß“abzugeben, denn damit wähle man nur den Bürgermeister mit.“
    Das ist nicht in Ordnung, wenn ich den Stimmzettel weiss abgebe, soll er auch weiss bzw. ungültig sein und nicht irgendeiner Person zugute kommen.

    • hallihallo

      wenn ich weiß abgebe, dann geht die stimme nicht direkt dem bürgermeister zugute.
      es ist aber ein gültiger stimmezettel und hilft das quorum von 50% zu erreichen.
      wird das quorum von 50% erreicht ist die wahl gültig und der bm gewählt.
      wird das quorum von 50% nicht erreicht, kommt ein kommissär.
      meines wissens ist das von diesem flyer so gemeint.
      aber vielleicht weiß noch jemand genaueres.

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