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Abgedrehter Strom

Alperia hat im Vorjahr 5.677 Strom- und 1.151 Gaskunden den Anschluss gesperrt. Die Tendenz ist steigend.

von Heinrich Schwarz

In Südtirol kommt es immer öfter zu Strom- und Gassperren. Allein in Vorjahr hat etwa Südtirols größter Anbieter Alperia bei 5.677 Kunden den Strom und bei 1.151 Kunden das Gas abgedreht. Ein Jahr zuvor waren es 4.750 bzw. 1.833 Kunden. Und 2017 „nur“ 2.112 Strom- bzw. 764 Gaskunden.

Dies teilt Energielandesrat Giuliano Vettorato auf eine Landtagsanfrage der Freiheitlichen Ulli Mair mit. Berücksichtigt sind sowohl Haushalte als auch Unternehmen in Südtirol.

Gleichzeitig sind auch die uneinbringlichen Forderungen bei Alperia deutlich angestiegen. Wurden im Jahr 2017 insgesamt 173.000 Euro aus Strom- und Gasrechnungen als uneinbringlich erklärt, waren es 2018 bereits 297.000 Euro und im Vorjahr sogar 344.000 Euro.

„Zu keinem Zeitpunkt haben diese uneinbringlichen Forderungen innerhalb der Alperia-Gruppe ein Liquiditätsproblem dargestellt“, merkt Giuliano Vettorato an.

Was ist der Grund für die Zunahme der unbeglichenen Rechnungen – und in der Folge der Strom- und Gassperren? Landesrat Vettorato erklärte bereits zu einem früheren Zeitpunkt: „Es gibt keine spezifischen Erhebungen, warum Kunden nicht zahlen, weder von Alperia noch von anderen Anbietern. Die Gründe können vielschichtige sein. Sie sind nie technischer Natur, sondern fast ausschließlich infolge fehlender finanzieller Mittel des Kunden. Zum steigenden Trend der Lieferungseinstellungen der vergangenen Jahre muss berücksichtigt werden, dass die Kundenanzahl seit der Fusion von SEL und Etschwerken zu  Alperia konstant angestiegen ist. Des Weiteren sind im Jahr 2018 rund 40.000 Ex-Enel-Kunden von Alperia übernommen worden.“

„Frühzeitig handeln“

Wer Schwierigkeiten hat, seine Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen, solle sich unbedingt bei der Gemeinde oder beim Patronat informieren, ob er Anrecht auf den Sozialbonus für Strom und Gas hat, sagt Gunde Bauhofer, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS).

Heuer müsse man dafür noch selbst aktiv werden, während die finanzielle Leistung des Staates ab dem nächsten Jahr automatisch auf der Rechnung aufscheinen solle.

„Die offiziellen Zahlen zeigen, dass ganz wenige der Anspruchsberechtigten um den Bonus ansuchen. Er kann eine kleine Hilfe sein“, so Bauhofer.

Zudem betont sie: „Der günstigste Strom ist jener, der nicht verbraucht wird!“ Man solle das Haus nach Stromfressern absuchen. Bauhofer nennt als Beispiel alte Tiefkühltruhen.

„Ganz viel“, so die Verbraucherschützerin, „macht das Nutzerverhalten aus. Allein die kleinen Standby-Lampen können 80 Euro im Jahr ausmachen.“

Wichtig sei auch zu überprüfen, ob die Rechnung mit dem Zähler übereinstimmt, und eventuelle Fehler gleich zu beanstanden.

Generell solle man bei finanziellen Schwierigkeiten so früh wie möglich aktiv werden. „Bei temporären Schwierigkeiten oder einer größeren Gasrechnung kann man um eine Ratenzahlung anfragen. Die meisten Anbieter sind ziemlich kulant. Es bringt Kosten mit sich, wenn die Stromverteilung unterbrochen wird. Allein durch die Sperre zahle ich als Familie wieder mehr. Am besten sollte man es also gar nicht dazu kommen lassen, denn die Rechnung verschwindet nicht von selbst wieder“, erklärt Gunde Bauhofer. Eine Rechnung einfach nicht zu zahlen, sei die schlechteste Lösung.

Bei größeren Schwierigkeiten solle man sich bei einer Budgetberatung bzw. bei der Schuldnerberatung Hilfe holen. „Den Kopf in den Sand zu stecken, ist nicht die richtige Lösung“, betont Bauhofer.

Sie befürchtet, dass es jetzt im Herbst zu einer Welle von unbezahlten Rechnungen kommen könnte: „Bei jenen, die im Frühjahr coronabedingt Schwierigkeiten hatten. Das zeigt sich immer etwas zeitverzögert.“

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