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„Sie müssen schließen“

Seit zwei Jahren arbeiten in Südtirol zahlreiche Wohnmobilstellplätze faktisch rechtswidrig. Die regulären Campingplatzbetreiber machen nun Druck auf die Politik, LR Arnold Schuler verspricht eine politische Lösung.

von Thomas Vikoler

Es ist nicht jedermanns Sache: Urlaub in einem Wohnmobil bzw. Camper. Dafür gibt es in Südtirol inzwischen aber zahlreiche Abstellplätze, die nicht selten den Charakter eines Campingplatzes haben. Es gibt Duschen und Toiletten, eine Bar und Liegewiesen.

Einer der bekanntesten ist der Caravan Park in Kurzras/Schnals mit 90 Stellplätzen. Das Parken pro Fahrzeug kostet dort zwischen 25 und 31 Euro.

2009 wurde das entsprechende Areal in den Bauleitplan als Parkplatz eingetragen. „Eine Benutzungsgenehmigung bzw. Betriebsgenehmigung für das Abstellen von Wohnmobilen wurde bis dato nicht ausgestellt“, räumt der Schnalser Bürgermeister Karl Josef Rainer ein. Er verweist auf eine „ungeklärte Rechtslage“.

Dabei ist die Rechtslage eigentlich ziemlich eindeutig: Im Jahre 2015 wurden Wohnmobilstellplätze mit Landesgesetz Nr. 8 in die Gastgewerbeordnung aufgenommen. Als „nicht gasthofähnliche Beherbergungsbetriebe“ mit notwendiger Betriebserlaubnis. Ein Wohnmobilstellplatz darf über höchstens 19 Stellplätze verfügen, die dort übernachtenden Gäste müssen gemeldet und vom Betreiber Kurtaxe eingehoben werden. Ein Camper oder Wohnwagen darf maximal 72 Stunden auf einem Stellplatz parken und erst nach drei Tagen wieder auf den Parkplatz zurückkehren. Anders als bei Campingplatz, wo es keine zeitliche Begrenzung gibt.

2016 wurde den Betreibern der Stellplätze mit einem Dekret des Landeshauptmannes eine zweijährige Übergangsfrist eingeräumt, sich der neuen Bestimmung anzupassen – oder gegebenenfalls eine Campingzone (Tourismuszone) zu beantragen. Diese ist für über 20 Stellplätze vorgesehen.

Die meisten Stellplätze sind seit Ablauf der Übergangsfrist am 26. Juli 2018 faktisch illegal, ohne dass die meisten Gemeindeverwaltungen etwas unternommen hätten. Sie warten erst einmal ab.

„Die Caravan Parks müssten seit zwei Jahren geschlossen werden“, sagt Erich Egger, Betreiber des Camping Moosbauer in Bozen und Vorsitzender der Campingplatzinhaber im hgv. Er fordert, inzwischen mit starkem Nachdruck, die Einhaltung des Gesetzes für alle Wohnmobilstellplätze im Lande.

Am Mittwoch fand dazu ein Treffen mit Tourismuslandesrat Arnold Schuler und Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer statt. „Wenn nichts geschieht, gehen wir zu den Carabinieri, dass sie für die Einhaltung des Gesetzes sorgen“, droht Egger. Er weist darauf hin, dass den Gemeinden derzeit sehr viel Geld an nicht bezahlter Ortstaxe entgehe.

Gemeindenvertreter Schatzer spricht von einer „verzwickten Situation“ für die bald eine Lösung gefunden werden müsse. Die Gemeindeverwaltungen stehen in dieser Frage offenbar erheblich unter Druck. Ein einigen Gemeinden, so Schatzer, seien Stellplätze rechtlich in Ordnung gebracht worden.

Wie viele Caravan-Parks sind von der nicht mehr ganz neuen Rechtslage betroffen?

Landesrat Schuler geht von gerade fünf aus (darunter einer in Dorf Tirol mit 60 Stellplätzen), laut Campingbetreiber-Vertreter Egger sind es landesweit um die 40. „Da braucht man sich nur die Werbeschaltungen anzusehen“, betont er.

Schuler verspricht ebenfalls eine „baldige Lösung, entweder durch eine Gesetzesänderung oder ein neues Dekret“. Es könne aber auch sein, so Schuler, dass das Land auf die Einhaltung des Gesetzes aus dem Jahre 2015 pocht. Schatzer arbeitet offenbar daraufhin, die Zahl der erlaubten Stellplätze für Caravan Parks zu erhöhen. Etwa auf 30.

Für den Wohnmobilplatz in Schnals, als dessen gesetzlicher Vertreter und Alleinverwalter Handelskammerpräsident Michl Ebner aufscheint (die Athesia-Gruppe hat den Caravan Park gemeinsam mit den Schnalstaler Gletscherbahnen übernommen), angesichts der aktuellen 90 Stellplätze, die vor kurzem teilweise von einer Mure verschüttet wurden, wohl keine Option. Naheliegender wäre – falls tatsächlich auf die Einhaltung des Gesetzes gepocht wird – ein Antrag auf Ausweisung einer Campingzone.

Derzeit profitiert Athesia jedenfalls, wie viele andere, von der Nicht-Durchsetzung der Gastgewerbeordnung durch die Gemeindeverwaltung.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (23)

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  • andreas

    Großartig, trägt einer keine Maske, sind sofort 400 Euro oder mehr fällig, betreibt einer seid Jahren eine illegalen Campingplatz, muss 600 Euro Schuler und Kumpanen erst mal schauen….

    Keine Ahnung ob diese beiden Weltmeister Caramschi und Rösch auch solche illegale Plätze auf ihrem Gemeindegebiet haben, wenn ja, könnte man sie wegen Amtsunterlassung verklagen, bzw. sollte man das bei allen betroffenen Bürgermeistern tun.
    Normale Bürger wo es geht schikanieren, bei den Amigos aber mal schauen…..

    Und wenn es geht auch diesen Schuler, diese Willkür und Selbstgefälligkeit der selbsternannten „SVP Götter“, welche sich offensichtlich für unersetzlich halten, ist nur noch beschämend.

  • criticus

    Da hat mir erst kürzlich jemand folgendes gesagt;
    Revoluzzer spielen und Förster auf Mitbürger loslassen, das kann ein Herr Schuler, aber Das ist dann schon alles. Ach ja, und 600 Euro beantragen! Ob das stimmt?

  • exodus

    @andreas Bin ganz Ihrer Meinung. Anscheinend hat man gegen gewisse illegale „Camperplatz-Besitzer“ nicht die Courage vorzugehen. Man will doch nicht die „Freunde“ verärgern. Die entstandenen Spesen an Müll und hinterlassenen Sauereien, werden auf die Bürger umgewälzt.
    „E io pago“ würde Toto sagen!!

  • martin

    Ich betreibe in 3. Generation einen kleinen Campinplatz. Jede Person wird täglich gemeldet, vorgeschriebene Statistik geführt, Aufenthaltssteuer einbezahlt.. Stundenlange schreiberei… Kenne selbst einige dieser, grossteils, Bauern ohne Lizenz… Finde es gut, dass hoffentlich jetzt eingegriffen wird…

  • exodus

    @yannis Leider leben wir in Italien, mit italienischen Gesetzen, ich bin der Meinung, niemand will für einen anderen unbekannten Bürger zahlen. Unsere Steuern, auch die der Müllentsorgung, sind hoch genug, da braucht man keinen Aufschlag für unbekannte Schmarotzer…..

  • wichtigmacher

    „Derzeit profitiert Athesia jedenfalls, wie viele andere, von der Nicht-Durchsetzung der Gastgewerbeordnung durch die Gemeindeverwaltung“

    Na super, das sind also unsere katolischen Vorzeigemoralapostel aus der ersten Reihe im Bozner Dom…….

    Und der Bürgermeister??? was macht der?? traut sich wohl nicht den Parteifreunden auf den Schlips zu treten und muss kuschen

  • robby

    @ novo, ich war heuer mit dem Camper in Polen. Neben einer wunderschönen Natur fand ich blitzsaubere Campingplätze um 10 – 15€/ Tag/ Nacht, jede Menge gepflegte Wohnmobilstellplätze, vielfach direkt an Seeufern oder am Stadtrand, meist kostenlos oder maximal 5 – 6 €/ Tag. Außer in Naturparks ist es überall erlaubt anzuhalten. Müllkübel stehen überall und werden daher auch genutzt. Auch bei den zahlreichen Burgen und Sehenswürdigkeiten ist es erlaubt für 3 Stunden unentgeltlich zu parken.
    Und bei uns in Südtirol? Als Camper bin ich gezwungen einen überteuerten Campingplatz zu nutzen. Die nehmen mich aber gar nicht sofern ich nicht zumindest für eine Woche bleibe. Den Müll kann ich ebenfalls nirgends loswerden weil es gar keine Müllkübel mehr gibt. Soll ich den 3 Wochen lang mitführen weil ich keine Chance habe den irgendwie loszuwerden?
    Hat noch keiner In Südtirol mitbekommen dass Camper meist ältere – durchaus finanzkräftige Menschen sind die jedoch individuell reisen möchten und nicht fix auf einem Ort beschränkt Urlauben möchten und ihr Geld lieber in Geschäften und Restaurants ausgeben als den geldgierigen Hotelieren in den Rachen zu werfen?
    Mir scheint gar einige verwechseln Camper mit Zigeunern.

    • hallihallo

      oft schwierig zu unterscheiden. die zweiten haben oft die neuern camper als die ersteren. den einheimischen wird euro 3 und euro 4 verboten und dann fahren 30-40 jahre alte camper in den landschaftsschutzgebieten herum ( oder solche was es laut grünen sein sollten).

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