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Der Test-Verweigerer

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Wieso eine länger als nötige Quarantäne riskieren und den Corona-Test machen, wenn es auch anders geht? Ein junger Südtiroler verweigerte den Test. Er ist damit nicht alleine.

von Nathanael Peterlini

Der 18-jährige Meraner, der namentlich nicht genannt werden will, war vor etwa drei Wochen auf einer Feier unter Freunden: „Platz gab es genug für alle und die Stimmung war angenehm”, erinnert er sich.

Ein paar Tage jedoch die Ernüchterung, ein Teilnehmer der Feier war positiv auf das Coronavirus getestet worden: Nach und nach wurden alle Partygäste vom Sanitätsbetrieb angerufen: „Einerseits wurde uns erklärt, dass wir uns nun in Quarantäne befinden, andererseits wurde uns der erste Termin für den Corona-Test mitgeteilt“, sagt der davon betroffene Meraner.

Der sich zu einem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Schritt entscheid: Er verweigerte den Coronatest.

„Ich sehe keinen Sinn darin, den Test zu machen. Wenn ich den Test nicht mache, muss ich mich für zwei Wochen in Quarantäne begeben, so wie alle anderen auch. Gestraft werde ich für die Verweigerung nicht. Wenn, dann werde ich für ein eventuelles Nichtbeachten der Quarantäne sanktioniert. Diese halte ich aber, aus Respekt vor den Mitmenschen, ein.“

Zudem wolle er nicht riskieren, wegen eines falsch positiven Tests länger in Quarantäne verweilen zu müssen: „Mir wurde erklärt, dass von hundert Corona-Tests durchschnittlich neun ein falsch positives Ergebnis ergeben. Dieses Risiko ist mir zu hoch: Ich will nicht statt zwei Wochen bis zu den maximalen 61 Tage daheim bleiben müssen“.

Dieses Schicksal ist tatsächlich einer Frau aus Bozen widerfahren, obwohl sie nie positiv getestet wurde.

Informiert über mögliche Auswirkungen der Verweigerung hat sich der junge Meraner bei seinem Hausarzt und bei einer Apotheke: „Dort wurde mir gesagt, dass die Verweigerung des Tests mehr als nur eine Alternative ist. Auch beim Gesundheitsamt reagierte man keineswegs verwundert, als ich mitteilte, dass ich den Test nicht machen würde“.

Und wie ist es dem Testverweigerer daraufhin ergangen?

Er befindet sich weiterhin in Quarantäne, Symptome, die mit dem Virus in Zusammenhang gebracht werden könnte, hat er keine bemerkt. „Ich saß bei der Party vor drei Wochen mit der infizierten Person eine Zeit lang an einem Tisch, behielt aber immer einen sicheren Abstand. Auch die Gäste, die den Test im Gegensatz zu mir gemacht haben, erhielten bis jetzt nur negative Ergebnisse. Ich glaube nicht, dass sich auf der Party jemand angesteckt hatte“.

Nachdem auch andere Partygäste erfahren haben, dass die Test-Verweigerung keine rechtliche Folgen mit sich bringt, verweigerten sie den zweiten Test.

Eine Mitarbeiterin der epidemiologischen Beobachtungsstelle, die unter anderem dafür zuständig ist, potentiell betroffene Personen zu benachrichtigen und Termine für Corona-Tests zu vereinbaren, bestätigt gegenüber der TAGESZEITUNG, dass die Möglichkeit besteht, sich dem Test nicht zu unterziehen: „Es gibt viele Gründe, den Test zu verweigern, von Personen, die einfach keine Lust auf weitere Tests haben bis zu Personen, die aus Zeitdruck den Test auslassen müssen. Man wird erst bestraft, sobald durch die Verweigerung des Tests positive Fälle entstehen. Diese Fälle leuchten im System auf, es gibt strafrechtliche Folgen.

Derzeit liege die Verweigerungsquote bei fünf bis sechs Prozent, heißt es aus der epidemiologischen Beobachtungsstelle.

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Kommentare (26)

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  • andreas

    Eine logische Konsequenz, wenn die Sanität nicht fähig ist, klare Testergebnisse zu liefern und Leute willkürlich über Wochen ohne positives Ergebnis in Quarantäne gehen müssen.

    Man sollte die Verantwortlichen, wie z.B. einen Zerzer, mal selbst für 5-6 Wochen in Quarantäne setzen.
    Dann würde er vielleicht verstehen wie es ist, für 6 Wochen ohne ausreichende Begründung eingesperrt zu sein.

  • huggy

    Bei dem Sanitätsbetrieb mehr als verständlich.

  • exodus

    @n.g. Anscheinend ist es so einfach sich als Lehrer krank schreiben zu lassen, der Arzt soll sich schämen, so ein unverantwortliches Verhalten. Und solche Leute werden von unserem Steuergeld bezahlt, einfach unmöglich. Ein Freiberufler, wo jede Arbeitsstunde zählt, würde sich so etwas nie einfallen lassen.

  • hubertt

    andreas, das sehe ich genauso. Übrigens ist der PCR Test laut Datenblatt nicht geeignet eine Infektion festzustellen und eigentlich nur für Laborzwecke zugelassen.

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