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Die Legende vom heiligen Trinker

Georg Paul Aichner (Foto: Adam Kammerer)

Am Freitag, den 21. August feierte das Kleine Theater Bruneck die Premiere seiner Freilichtinszenierung „Die Legende vom heiligen Trinker“ von Joseph Roth in der Gänseliesl am Brunecker Schlossberg.

Nach intensiven Vorbereitungsarbeiten ließ auch das Wetter das Team vom Kleinen Theater nicht im Stich. Die nostalgische Gänseliesl-Szenerie, liebevoll und einladend hergerichtet, und die eindrückliche schauspielerische Leistung von Georg Paul Aichner taten ihr Übriges. Die Premiere verlief somit für das KTB-Team mit Regisseur Norbert Seeber sowie für das zahlreich erschienene Theaterpublikum rundum erfreulich und manifestierte sich als eindrucksvolles Kulturerlebnis auf ganzer Ebene.

Die szenische Interpretation von „Die Legende vom heiligen Trinker“ – Joseph Roths letzter Erzählung – zog das Publikum in den Bann. Georg Aichner gab den vielen Dialogen Farbe, hauchte den Figuren Leben ein und nahm die Zuschauer und Zuschauerinnen mit nach Paris in das Jahr 1934:

Der Obdachlose Andreas Kartak lebt unter den Brücken der Stadt der Liebenden. Die Liebe hat ihn auch einst ins Gefängnis gebracht und schließlich in die Obdachlosigkeit getrieben. Andreas hadert nicht mit seinem Schicksal; er nimmt das Leben, wie es kommt, und somit auch die 200 Franc, die ihm ein vornehmer Herr eines Tages überreicht. Der Stadtstreicher besteht jedoch darauf, das Geld zurückzugeben, und einigt sich mit dem vornehmen Herrn, dass er es zum gegebenen Zeitpunkt bei der Heiligen Therese von Lisieux in der Kapelle Ste Marie de Batignolles hinterlegen wird. Wie sich ihm nun durch die unerwartete Gabe noch einmal die Möglichkeit eröffnet, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – begleitet und gelenkt vom Alkohol -, davon erzählt Roth in „Die Legende vom heiligen Trinker“. Doch ist Roths Erzählung vielmehr auch eine Parabel auf die Wendungen des Schicksals, auf das Verschwimmen von Wollen und Getrieben-Werden, auf das Sich-Erfreuen-am-Leben und auf das Annehmen-Können, „denn an nichts gewöhnen sich die Menschen so leicht wie an Wunder, wenn sie ihnen ein-, zwei-, dreimal widerfahren sind“.

Der Autor selbst verstarb 1939 vereinsamt und dem Alkohol verfallen in Paris. Den eigenen Tod nahm er wohl in der kurz zuvor fertiggestellten Erzählung vorweg. „Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod.“, so das Ende von Roths Erzählung und der Inszenierung des Kleinen Theaters. Das Stück ließ ein nachdenkliches und beeindrucktes Publikum zurück, das die schauspielerische Leistung von Georg Aichner mit anhaltendem Applaus honorierte.

Noch vier weitere Aufführungen jeweils um 20.00 Uhr:

Dienstag, 25. August

Donnerstag, 27. August

Samstag, 29. August

Montag, 31. August

Freiwillige Spende. Keine Reservierung notwendig

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