Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » Die Abrechnung

Die Abrechnung

Josef Unterholzner

Josef Unterholzner ist mit sofortiger Wirkung aus dem Team K ausgetreten. Im Interview rechnet er jetzt mit Paul Köllensperger ab.

Josef Unterholzner gehört nicht mehr dem Team K an.

Er hat am Dienstag um 07.33 Uhr mit einer E-Mail an die Medien seinen Austritt aus der Bewegung bekanntgegeben.

TAGESZEITUNG Online hat mit Josef Unterholzner am Dienstagvormittag gesprochen.

Der Ex-Team-K-Mann fährt in dem Interview mit schwerem Geschütz gegen Paul Köllensperger auf.

TAGESZEITUNG Online: Herr Unterholzner, Sie haben das Team K verlassen. Laufen Sie jetzt zur SVP über?

Josef Unterholzner (lacht): Ich schließe gar nichts aus und werde Gespräche führen. Wissen Sie: Ich will in der Politik etwas bewegen. Dafür bin ich 2018 zur Wahl angetreten. Ich will in drei Jahren Bilanz ziehen und nicht Energien und wertvolle Zeit wegen dieser lächerlichen 600 Euro verschwenden. Ich bin jetzt ein freier Mandatar. Ich werde nichts überstürzen und schauen, wo ich mein Potential am besten nutzen kann. 

Wie ordnen Sie den Furbetti-Skandal ein?

Der Skandal hat uns alle überrascht. So etwas darf dem Paul nicht passieren! Mit seinem Bock hat er das Team K handlungsunfähig gemacht.

Wird er zurücktreten?

Das weiß ich nicht. Ich hätte genau das Gegenteil gemacht …

Nämlich?

Ich habe dem Paul von Beginn an empfohlen, in die Offensive zu gehen. Ich habe ihm gesagt: ,Das kannst du moralisch nicht tun! Gestehe den kapitalen Fehler ein, zahle das Geld sofort zurück und setze starke Aktionen. Aber er hat nicht auf mich hören wollen… 

Wann haben Sie erfahren, dass Köllensperger um den Bonus angesucht hat?

Er hat es uns einen Tag vor der Veröffentlichung in Ihrer Zeitung gesagt …

Nachdem die TAGEZSEITUNG zwecks Gegenrecherche bei ihm via WhatsApp nachgefragt hat?

Ja, so dürfte es gewesen sein. Wenn er zu dem Zeitpunkt in die Offensive gegangen wäre, sähe die Situation wahrscheinlich anders aus. Jetzt hat das Team K eine gewaltige Delle, die nicht mehr auszubügeln ist. Da kann der Paul tun, was er will.

Sie gehen im Groll?

Die Rücktritts-Mail von Josef Unterholzner

Nein, aber nachdem mich der Paul mehrmals zum Rücktritt aufgefordert hat, habe ich jetzt meinerseits die Konsequenzen gezogen.

Wann hat er Ihren Rücktritt gefordert?

Mehrere Male. Nach einigen Zeitungsinterviews. Und vor zwei Wochen, als die Sache mit der Hausdurchsuchung durch die NAS bekanntgeworden ist. Er hat zu mir gesagt: ,Wenn da etwas an die Medien durchsickert, musst du zurücktreten!‘ Ich habe zum Paul gesagt: ,Hör auf mit dem Scheiß, du hast mit deiner Masken-Geschichte mehr Schaden angerichtet als ich mit dem Dekra-Gutachten.‘ Ich habe ein ruhiges und ein reines Gewissen.

Wie ist die Stimmung im Team K?

Die restlichen Vier halten ihm schon die Stange halten, denke ich. Mich wollte der Paul immer schon weg haben …

Warum?

Ein Bild aus glücklicheren Tagen

Weil er wollte, dass seine Freundin (Francesca) Schir in den Landtag nachrückt. Ich habe ihm das auch mehrmals gesagt. Ich habe ihm gesagt: ,Paul, sei doch ehrlich, du willst mich weg haben, damit deine Freundin, die Schir, nachrückt.‘ Aber der Paul hat mich unterschätzt. Ich bin für ihn zu stark. Ich sage nicht viel, aber wenn es sein muss, kann ich laut werden und stecke die anderen Fünf alle in den Sack.

Was war denn der Tropfen, der bei Ihnen das Faß zum Überlaufen gebracht hat?

Das war am Montagabend, als man mich um 21.21 Uhr zu einer Videokonferenz eingeladen hat. Zuerst hat man mich zu dieser Krisensitzung eingeladen, dann hat man mir aber die Zugangsdaten verweigert. Dann ist mir der Kragen geplatzt. Gegen 23.00 Uhr hat mir der Paul endlich zurückgerufen, nachdem er zuerst nicht ans Telefon gegangen ist: Ich habe ihm gesagt, dass ich mich von ihm nicht verarschen lasse, ich bin schließlich kein Rotzbub. Ich habe ihm gesagt, dass ich aus dem Team K austreten werde …

Seine Reaktion?

Er sagte: ,Das darfst du nicht tun!‘ Er hat versucht, mich zum Bleiben zu überreden. Der gute Paul hat mich eben nie ernstgenommen. Jetzt muss er die Konsequenzen tragen.

Interview: Artur Oberhofer

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (78)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • george

    Ja, der Wirtschaftslobbist, der selber verschiedene Sachen nicht in Ordnung hat und so ähnlich wie Lanz nicht imstande ist eine ordentliche und stabile andauernde Beschäftigungsgrundlage zu schaffen, spielt hier den Saubermann!?

  • hallihallo

    das ist wenn eine opposition alles zusammentrommelt , was gegen das alte system ist . sobald sie einen gemeinsamen nenner finden müssen, fallen sie schon wieder auseinander ( so wie viele bürgerlisten). wenn man listen ohne klare richtung zusammenstellt, dann kann es nicht lange gut gehen.
    dieser austritt hat wohl wenig mit den euro 600,00 zu tun.

  • tirolersepp

    Sehr amüsant die ganze Sache, dass muss man zugeben – kein Sommerloch – im Gegenteil !

  • bettina75

    RÜCKTRITT des FURBETTO vom Team K. !!!

  • unglaublich

    Der Paul hat einen ganz blöden Fehler gemacht, aber mal ehrlich. Glaubt irgendjemand wirklich, dass es ihm um die 600€ ging? Das sind doch keine Beträge, mit denen man die Glaubwürdigkeit „absichtlich“ aufs Spiel setzt. Beim Rentenskandal (wo es um Millionen ging) ja, aber hier doch nicht.
    Den Paul, der übrigens oft schon bewiesen hat, dass er nicht geldgeil ist, braucht es auch weiterhin dringend in der Südtiroler Politik.

  • rumer

    Mich würde interressieren, welche gut verdienenden Bürgermeister auch die 600 Euro bekommen haben.
    Meran, Brixen, Bruneck usw…..

  • andreas

    Die Fassade bröckelt.
    Köllensperger hat, seid er in die Politik eingetreten ist, taktiert.

    Von M5S war er doch nicht wirklich überzeugt, dafür sind deren Richtlinien zu rigide und das Programm teilweise bescheuert. Das wusste er aber vor dem Eintritt, er brauchte sie aber als Sprungbrett. Er ist zu klug, um den gesamten Unsinn von M5S gut zu heißen.

    Mit Team Köllensperger war sein Plan eine Koalition mit der SVP zu bilden, dafür brauchte er diese unmögliche Quotenitalienerin Schir, dies konnte aber nicht funktionieren, da die SVP schon frühzeitig abgewunken hat.
    Wie er überhaupt annehmen konnte, dass sich die SVP ihren größten Konkurrenten mit ins Boot holt, ist mir bis heute ein Rätsel.

    Unterholzner brauchte er, um Stimmen aus der Wirtschaft zu bekommen, da Team Köllensperger am Anfang einen viel zu grünen Anstrich hatte.

    Mag sein, dass Köllensperger auf Geld verzichtet hat, was wohl eindeutig eine Wahlkampfstrategie war.
    Als es aber darum ging, Geld aus einer Quelle, welche eigentlich nicht publik hätte werden sollen, zu kassieren, hat er es beantragt.
    Unbewusst ist so gut wie unmöglich es zu beantragen, dafür war der Aufwand beim Ansuchen zu groß.
    Noch immer verstehe ich nicht, warum ihm und seinem Wirtschaftsberater die politische Brisanz nicht auffallen konnte.

  • papaf

    Lustig das Ganze in diesem Forum, abgesehen vom Niveau. Alle gegen die SVP, und dann als Oposition zu dieser sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.

    • george

      Ja ‚papaf‘. Und du trägst auch noch zu dieser Hetze bei. Bist du auch ein vor Wahlen Bestellter für das Hetzen, damit ja wieder einheitlich alle den Rattenfängern nachlaufen und sich nichts ändert?

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen