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„Das tut richtig weh“

Paul Köllensperger

Der Saubermann und Obermoralist der Südtiroler Politik, Paul Köllensperger, hat nach den TAGESZEITUNG-Enthüllungen zu den Südtiroler Corona-Furbetti ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

von Artur Oberhofer

Paul Köllensperger fühlt sich seit Monaten  verfolgt. Von der bösen TAGESZEITUNG.

Diese konstruiere ständige Skandale, die keine seien, das Blatt lasse sich „vor den SVP-Karren spannen“, beklagte er sich unlängst öffentlich.

Aber, so tröstete sich der Chef der größten Oppositionspartei des Landes erst noch vergangene Woche in einem Interview mit der „ff“, „gibt’s denn noch jemanden, der der TAGESZEITUNG glaubt?“

Nun hat ausgerechnet die  TAGESZEITUNG einen Polit-Skandal enthüllt, der sich für Paul Köllensperger und sein Team K zu einem Image-GAU entwickelt hat.

Ausgerechnet der Mann, der sich als Kämpfer gegen die Politikerprivilegien profiliert hat, der die moralische Latte bei den politischen Mitbewerbern immer so hoch anlegt und der für viele SüdtirolerInnen, die sich einen starken politischen Gegenpol zur SVP gewünscht haben, zu einem Hoffnungsträger geworden war, hat die Seinen schwer enttäuscht.

Aus dem Robin Hood der Entrechteten, aus dem Retter der von der SVP Geknechteten wurde nun Paul, der Scheinheilige.

Viele Sympathisanten des Team K stellen sich jetzt die Frage:

Wie kommt ein Politiker, der 6.000 Euro netto im Monat verdient, auf die Idee, um Corona-Hilfsgelder anzusuchen? „Ist ihm nichts zu blöd?“, so der Tenor.

In den sozialen Netzwerken, die seit jeher Paul Köllenspergers bevorzugte Spielwiese sind, weil er sich dort nicht erklären und keinen unbequemen Fragen stellen muss, bekommt der Team K-Oberguru sein Fett ab.

Viele einstmals glühende Köllensperger-Verehrer zeigten sich entsetzt: „Zum Schämen!“ „Von Dir hätte ich mir das nie erwartet.“ Und sie fragten sich, ob ihr einstige Lichtgestalt das Geld auch dann zurückgezahlt hätte, wenn die Sache nicht öffentlich geworden wäre.

Und: Wie hätte das Team K wohl reagiert, wären nur SVP-Vertreter oder Exponenten andere Parteien in den Furbetti-Skandal verwickelt gewesen?

Bestimmt hätte es vonseiten des Teams K Rücktrittsforderungen gegeben.

Hatte er in der Masken-Affäre noch krampfhaft versucht, die für ihn wenig schmeichelhafte Story als Kampagne gegen ihn zu verkaufen und die TAGESZEITUNG mit einer Strafanzeige mundtot zu machen (ein einmaliger Vorgang in der Südtiroler Mediengeschichte), so blieb Paul Köllensperger nach den Enthüllungen zum Corona-Bonus nichts anderes, als den „schweren Fehler“ einzuräumen.

Der tiefe Fall des Paul K.

Von den vier entlarvten Corona-Furbetti hat Paul Köllensperger nun wohl das größte Image-Problem.

Dass SVP-Politiker mitunter Eigennutz vor Gemeinwohl stellen, kommt für viele Menschen in Südtirol nicht ganz unerwartet.

Dass aber ausgerechnet der Mann, der  ständig und gebetsmühlenartig einer neuer Politik das Wort redet und für viele SüdtirolerInnen die Symbolfigur einer überlegten, nicht lauten, propositiven und ehrlichen Politik geworden war, klammheimlich den Corona-Bonus eingestrichen hat, hat viele Menschen in Südtirol entsetzt – ganz einfach, weil sie sich dies von Paul Köllensperger nie und nimmer erwartet hatten.

Sogar auf seiner eigenen FB-Seite muss Paul Köllensperger harsche Kritik für sein Tun einstecken.

Die Enttäuschung und das Unverständnis im eigenen Lager lassen auch sich sehr gut aus einem Beitrag herauslesen, den beispielsweise der Köllensperger-Sympathisant und Blogger Markus Lobis ins Netz gestellt hat.

Zitat aus dem Lobis-Beitrag:

„So richtig weh tut mir der Umstand, dass Paul Köllensperger zu den vieren gehört und ich habe mir intensiv gewünscht, dass das ganz einfach nicht stimmt, als die ersten Meldungen darüber auftauchten. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Paul Köllensperger ein integrer Mann und Landespolitiker ist und dass sein Engagement unserem Land gut tut. Aber er kann jetzt nach diesem wirklich groben Fehler nicht zur Tagesordnung übergehen.

Wären wir ein Land mit einer entwickelten politischen Kultur – wozu auch die Rücktrittskultur und der Respekt vor politischen Ämtern gehört – müssten jetzt zumindest Schuler, Tauber und Köllensperger zurücktreten, bei sehr hohen Standards auch Lanz.

Es deutet einiges darauf hin, dass wir nicht zur Kategorie der Länder mit einer entwickelten politischen Kultur gehören und dass diese Vorfälle das angeschlagene Image der Politik weiter schädigen, was verheerende Auswirkungen haben wird.

Ist das den politsch Verantwortlichen in der Watt- und Speckrepublik bewußt, die jetzt mit Schwamm-drüber- und Weiter-so-Rethorik reagieren?“

Natürlich ist auch die Schadenfreude groß. In vielen FB-Beiträgen wird Köllensperger jetzt veräppelt.

So stellt, beispielsweise, der Sarner Unternehmer Thomas Rauch dieses VIDEO ins Netz:

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (100)

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  • george

    @lama
    „NICHT MEHR WÄHLEN GEHEN!!!!“
    Das Dümmste, was du machen kannst, denn dadurch stärkst du nur jene noch mehr, die ein solches System schon seid Jahren betrieben haben und noch immer es tun.
    Einzige Alternative: Andere und von diesem System unabhängige Kräfte wählen.

  • bettina75

    Ja, konsequent wäre doch der RÜCKTRITT dieses Nimmersatts.
    Dadurch könnte der Saubermann beweisen wie „sauber“ er mit dem politischen Amt das er (noch) bekleidet umgeht.
    Oder ist das Team K. keinen Pfifferling besser, als die SVP ?

  • honsi

    @Tageszeitung man kann auch alles übertreiben, sinnloser Artikel.

  • artimar

    Jetzt geht es wohl um das Abtauchen, Aussitzen, um sich als K, sein K-Team zumindest politisch zu retten. Ansonsten würde man wohl gerade von ihm mehr lesen, hören … als ein allgemeines Bedauern und seine Schuldzuweisung an den eigenen Steuer- und Wirtschatsberater.
    Die Antwort auf die Frage, wann die Summe angeblich von Paul K. zurückbezahlt wurde – April, Mai … oder gar erst erst am 13.08.2020 – habe ich jedenfalls noch nicht gelesen. Eine Quittung?
    Transparenz und konsequente Politik sieht für mich anders aus.
    Von einem K hätte man sich jedenfalls mehr erwartet als einen Pudel-Blick mit dem Ausdruck des Bedauerns.

  • hansjoerg

    Wirklich guter Artikel hier kann man nichts hinzufügen alles gesagt und alles geschrieben Kompliment an die Tageszeitung

    P.s
    Ich hoffe auch dass Köllnsperger die Anklage gegen die Tageszeitung zurückzieht

  • gerhard

    Man stelle sich einmal vor:
    Köllensperger und die Seinen wären wirklich Ehrenmänner, starke ehrliche Personen und Vorbilder.
    Wären dass, was Sie immer von sich behauptet haben.

    Dann wäre keiner aus dem Team K auf die Idee gekommen, zu schmarotzen, Geld, das sie nicht brauchen und ihnen MORALISCH auch nicht zusteht, einzufordern und kläglich abzukassieren.
    KEINER AUS DEM TEAM K wäre ein billiger Lump. WEISSE WESTE, HURRA!

    Was Hätte das Team K dann gemacht?

    LAUTHALS GESCHRIEN:
    Natürlich wieder die von der SVP, die Politikpriviligierten. Die Bösen!!!
    RÜCKTRITT, SOFORTIGER RÜCKTRITT hätten sie postuliert.

    Jetzt, da sich dieser feine Herr aber selbst aus dem Topf der Selbstbereicherung bedient, schamlos abkassiert, rücksichtslos auf dem eigenen, privaten Vorteil schaut. da ist es still. GANZ STILL.

    Widerwärtig, zum Schämen.

    Wo bleibt Ihr Kämpferwille, Herr Köllensperger?
    Wo bleibt Ihr Anstand?
    Wo bleibt Ihr Verantwortungsbewußtsein?
    Wo bleibt Ihr Rückgrat?

    Treten Sie, dem Land das Ihnen angeblich so wichtig war zuliebe, zurück, denn Sie sind keinen Deut besser als die Politiker, die Sie immer gescholten haben, verteufelt und verletzt.
    TRETEN SIE ENDLICH ZURÜCK.
    SIE HABEN NICHT VERDIENT; IN DIESEM LAND WEITER GEHÖRT ZU WERDEN!
    Und die 6.000 Euro NETTO Monat für Monat , die haben Sie auch nicht verdient!

    • george

      ‚gerhard‘ scheint einer von den angeheuerten Hetzern zu sein, die nur Köllensperger angreifen und dies in allen Tönen und völlig einseitig, wahrscheinlich im Auftrag um den Druck auf jene von der SVP möglichst hintanzuhalten. Schändlich und für die meisten Wähler leider allzu wenig durchsichtig ist diese hintertückische Strategie. Bereits in der Vergangenheit öfters auf dieser Welle reitend, hat man dadurch jegliche Alternative immer wieder im Keime ersticken können.

    • pingoballino1955

      Die gesamte SVP hat schon lange nicht mehr verdient in diesem Lande gehört zu werden mit ihren Mammutskandalen und Skandälchen.Liste Reinhold lesen,dann sind sie besser informiert Herr Gerhard.

  • wm

    Dass ein Thomas Rauch als Moralapistel wirkt finde ich mehr als lächerlich, der der einen riesen Schuldenberg fabriziert hat. Kehr zuerst vor deiner Tür

  • unglaublich

    Ich bin davon überzeugt, dass es dem Paul Köllensperger (so wie bei den anderen drei) nicht ums Geld gegangen ist (und ja, vielleicht täusche ich mich auch). Ich sehe einen wirklich dummen Fehler, aber in diesem Fall keinen moralischen Abgrund. Treibt ihr mal die Sau durchs Dorf, ich tu’s nicht.

  • ostern

    Was sind schon 600 Eur, zu der Vorauszahlung der Pensionsgelder
    an die Politiker in der letzten Regierungsperiode der Landtagsabgeordneten.
    Es gibt Leute die mehr verdienen als die Politiker und haben auch den Beitrag
    erhalten. Also , dieses hirnlose Gesetz, müssten eigentlich die zu spüren
    bekommen, die es ausgearbeitet haben.

  • george

    Bei 600 € schreit ihr „ceterum u. mordio“, was aber schon vorher von bestimmten Machthabern bzw. Machtnehmern, die derzeit noch im Dienst sind und solchen, die als Altmandatare immer noch im Hintergrund agieren, an 100.000-den bis Millionen und noch viel mehr Euro vertan und eingesackt worden sind, das wollt ihr damit vertuschen und vergessen lassen.

  • sepp

    paul geh zum bischof beichten der spricht die schun frei die ondern 3 hoben a lei zum lachhammer giehn und guet isch der ewige student glab er isch der allheiler der nation der hot sicher lei weiter so lei nett so auffällig solche skandale sein in der lachhammer partei normal

  • florianegger

    derweilen lachen sich die anderen Politiker, deren Betrieb auf den Ehepartner oder einen Kompagnon läuft, weiter munter ins Fäustchen, weil sie unschuldig sind. Unabhängig davon, was wir Bürger denken, fühlen oder meinen. Selbst wenn kein Eigeninteresse vorhanden ist, wird Politik immer unglaubwürdiger, dank solcher Exponenten.

  • tirolersepp

    Demokratie heißt wählen zu dürfen – wo liegt das Problem !!!

  • andreas

    Die Fallhöhe von einem, welcher seid Jahren großartig öffentlich schwadroniert, auf wie viel Geld er verzichtet oder spendet und bei jeder sich bietenden Gelegenheit den moralischen Zeigefinger hebt, ist nun mal höher.

    Bezeichnend ist die Selbstverständlichkeit, mit welcher er die 600 Euro eingesackt hat, wohl in der Annahme, dass es nicht publik wird.

    Sein politisches Kapital war Glaubwürdigkeit und Vertrauen, er hat es aber grandios versemmelt.

    Das war kein Versehen, er ist weder dumm noch naiv, er ist zwar mit einer lobenswerten Ideologie gestartet, nun aber schon eine Weile in der politischen Realität angekommen und nimmt halt überall mit was geht.
    Schon der Umstand, dass von den 50% Gehalt spenden seid Team Köllensperger nicht mehr die Rede ist, belegt dies.

  • tirolersepp

    Alle werden selbst zurücktreten, was bleibt ihnen denn anderes übrig !!!

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