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„Von Bauer zu Bauer …“

Der Freiheitliche Andreas Leiter Reber schreibt an Arnold Schuler und Paul Köllensperger: Sie hätten die von der Coronakrise gebeutelten Südtiroler verhöhnt.

Der von der TAGESZEITUNG aufgedeckte Corona-Furbetti-Skandal hat Südtirols Politik erschüttert.

Gerade der Umstand, dass mit Paul Köllensperger der selbsternannte Saubermann der Südtiroler Politik in den Corona-Hilfstopf gegriffen hat und dabei erwischt worden ist, hat viele Menschen im Lande enttäuscht.

Es ist klar: Paul Köllensperger hat nach diesem Skandal mit einem massiven Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen. Und er darf sich nicht wundern, wenn bei einigen politischen Mitbewerbern auch ein bisschen Schadenfreude mitschwingt – so auch bei den Blauen.

Freiheitlichen-Obmann Andreas Leiter Reber hat sich in einem Facebook-Post an Landesrat Arnold Schuler gewandt – „von Bauer zu Bauer“ – und sich auch über seinen Oppositionskollegen Paul Köllensperger Gedanken gemacht.

Lesen Sie selbst:

Lieber Arnold Schuler,

nicht nur als Politiker, sondern von Bauer zu Bauer will ich Dir meine tiefe persönliche Enttäuschung ausdrücken. Wir Bauern zählen zu den wenigen Kategorien, die in den Wochen des Lockdowns unserer Arbeit nachgehen und auf unseren Höfen und Wiesen weiterarbeiten konnten.

Die Obstwirtschaft hatte vielleicht bei der Verarbeitung in den Genossenschaften aufgrund der Schutzmaßnahmen einen Mehraufwand, die Verkaufszahlen und die Kilopreise waren und sind heuer jedoch besser als in vielen Jahren zuvor.

Wie Du und jedes andere Bauernbundmitglied habe auch ich mehrmals vom SSB-Steuerbüro via SMS die Aufforderung bekommen, ich möge um den Coronabonus von 2 mal 600 Euro ansuchen. Diese Mitteilungen erreichten uns beide in einer Zeit, als wir im Südtiroler Landtag über die Existenzkrise Tausender Südtiroler diskutierten.

Über Wochen und Monate habe ich unzählige Male darauf hingewiesen, dass zu viele Menschen sowohl bei den staatlichen als auch bei den Landeshilfen durch den Rost fallen und unsere lokalen Coronahilfen deshalb gezielter und differenzierter gewährt werden müssen.

Meine Beschlussanträge für selbstständige Zivilinvaliden, für Jungunternehmer, für Saisonkräfte ohne aktuellen Arbeitsvertrag und viele andere mehr wurden auch von Dir und der restlichen SVP und Lega abgelehnt.

Angesichts dieser zahlreichen bedrohten Existenzen und der viel beschworenen Solidarität von „zommholtn“ bis „wir lassen niemanden im Regen stehen“, hattest Du keinen Genierer um für Deinen – ich wiederhole – in keiner Weise geschädigten Obstbaubetrieb die Coronahilfen in Anspruch zu nehmen? Hat das dein Betrieb nötig? Hast du das als Landesrat für Landwirtschaft nötig?

Hat das Südtirols stellvertretender Landeshauptmann wirklich nötig?

Dasselbe gilt für Deine Fraktionskollegen Tauber und Lanz, die durch die 1200 Euro bestimmt nicht reicher oder ärmer geworden wären. Wenn ich nun auch noch lese, dass Du und andere dieses Geld, für welches ihr bereits im Frühjahr angesucht habt, genau jetzt, Mitte August, nach dem Bekanntwerden, plötzlich spenden wollt, dann ist das an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten.

Dass auch ein Vertreter des TeamK`s diesen Coronabonus für sich beansprucht hat, macht Dein Handeln nicht besser – im Gegenteil. Das Vertrauen in die gesamte Politik nimmt dadurch nur noch mehr Schaden.

Wie weiland Maria Theresia vergießt nun auch unser Landtags-Kollege Paul Köllensperger Krokodilstränen. Die eine weinte zuerst und nahm dann, er nahm zuerst und weint nun. Nur ging es bei der Kaiserin um halb Polen und beim Chef der größten Südtiroler Oppositionspartei um glatte 2 mal 600 Euro.

Um Staatshilfen ansuchen, sie sich auszahlen lassen und erst wenn’s publik wird Reue verspüren und den edlen Spender mimen wollen, spielt sich für Paul Köllensperger gleich wenig wie für Dich als Vize-Landeshauptmann. Und doch scheint die mediale und allgemeine Entrüstung über den Team K-Chef noch etwas deutlicher auszufallen.

Das mag zum Teil daran liegen, dass bei Dir und den Deinen die öffentliche Verwunderung bereits abgestumpft ist. Dass heute der Fokus vor allem auf Köllensperger lag, hat er wohl jenen Journalisten und -innen zu verdanken, die schon vor zwei Jahren damit begonnen haben, ihn mit schmeichelnder Berichterstattung als den einzigen Saubermann und Erneuerer in die grünliberalen Sphären des Südtiroler Polit-Himmels zu erheben.

Lieber Arnold, du weißt, ich bin ein Demokrat und für mich war Paul Köllensperger zu keiner Zeit ein politisches oder moralisches Vorbild und schon gar kein Heiliger. Er ist wie Du ein Kollege im Südtiroler Landtag und ein politischer Mitbewerber. Seine Fallhöhe ist für mich deshalb nicht größer oder kleiner als die Deine oder die der anderen drei „hilfsbedürftigen“ Landtagsabgeordneten.

Ihr habt mit eurem Verhalten nicht nur die von der Coronakrise gebeutelten Südtiroler verhöhnt.

Wir alle haben in den letzten Wochen nach engagierten Menschen gesucht, die sich bereiterklären, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und für die Gemeinderatswahlen zu kandidieren. Gerade wir in der Opposition, aber auch eure einfachen SVP-Gemeinderäte tun dies weitgehend ehrenamtlich und als Dienst an den Mitbürgern und einer funktionierenden Demokratie.

Es verwundert mich daher nicht, wenn sich immer mehr Menschen von der Politik in abwenden. Aber trotzdem ist es schade und vor allem sehr gefährlich, wenn wir uns als Bürger nicht politisch interessieren, uns nicht aktiv einbringen und die Politik, das Regieren und auch das von einigen Journalisten ersehnte Mitregieren jenen überlassen, von denen wir uns nicht vertreten fühlen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (24)

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  • autonomerbuerger

    Eigentlich kann man sagen, dass die Putzfrau, die in der Coronazeit arbeiten durfte, mit 4 Euro Netto die Stunde, mit ihren Steuern, den feinen Herrn ihren 600 Euro Beitrag gezahlt hat, damit die nicht verhungern müssen.

  • tirolersepp

    Wie schaut eigentlich die Steuererklärung von Herrn Reber aus ? Upps er zahlt ja keine Steuern – habs ganz vergessen !

  • pingoballino1955

    Macht braucht Kontrolle???? DIE FREIHEITLICHEN??? Seid lieber ruhig,bei dem Rentenskandal war für euch auch alles OK. Wer anderen eine Grube gräbt,fällt oft letztendlich selbst hinein,also lieber aufpassen und ruhig sein! Beim Schuler muss ich Euch allerdings zustimmen,ist VERARSCHE PUR! Lanz,der haaaalste-Tauber-der arme Hotelier, Köllensperger hat sich sofort entschuldigt vor allen anderen und als erster zurückbezahlt!

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