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„Es braucht einen Kompromiss“

Die Villnösser Bauern lassen ihre Brillenschafe weiterhin auf der Kofl-Alm – trotz der großen Bedrohung durch den Wolf. Auch zwei Tiere von Reinhold Messer weiden dort. Was der ehemalige Extrembergsteiger zur Wolfsdiskussion sagt.

Tageszeitung: Herr Messner, Sie haben von der Gemeinde Villnöß zum 75. Geburtstag zwei Brillenschafe geschenkt bekommen. Auch diese befinden sich auf der Kofl-Wiese, wo Wölfe letzthin mehrere Nutztiere gerissen haben…

Reinhold Messner: Ich lasse die Schafe noch auf der Kofl. Sollten die Schafzüchter all ihre Brillenschafe abtreiben, dann hole ich meine zwei Tiere nach Juval. Ich hoffe, dass sie dann noch leben. Auf Juval habe ich aber noch die normalen Schnalser Schafe, die ein Pächter betreut und einen weiteren Platz, auf dem die afrikanischen Schafe, die Kamerunschafe, leben. Von denen müsste ich sie getrennt halten.

Welche Position haben Sie zur Wolfsdiskussion?

Die Villnösser Schafzüchter haben meine ganze Empathie. Ich möchte, dass sich die Tierschützer und die Bauern nebeneinander vertragen. Wenn die Stimmung weiter aufgeheizt wird und die Tierschützer und Bauern weiterhin mit Aggressionen aufeinander losgehen, dann werden wir keine Lösung erzielen. Es braucht einen Kompromiss. Villnöß ist ein Beispiel dafür, dass Wolfsrudel, die derartige Schäden anrichten, entnommen werden müssen.

Sind Sie für Ausrottung des Wolfes?

Nein. Ich bin nicht für Ausrottung, aber man muss die Wölfe zurückdrängen. Dann kommen sie auch nicht mehr in die Nähe der Herden und Dörfer. Es gibt Plätze in Sibirien, die sind so groß wie Europa. Dort hat der Wolf Platz. Bei uns hat er aber in dieser Anzahl, wie er inzwischen vorkommt, nicht Platz. Es bilden sich immer mehr Rudel. Und ein Rudel ist für Schafe tödlich. Die Schäden, die die Villnösser zu beklagen haben, sind enorm. Wenn die Villnösser aufhören, die Brillenschafe zu züchten, geht eine wichtige und seltene Nutztierrasse verloren. Die Bauern würden auch den Slow Food-Weg aufgeben müssen.

Sie sind nicht für die Ausrottung der Wölfe, sondern für ein Zurückdrängen und eine Entnahme…

Genau. Es sollten keine Rudel entstehen können. Jene Wölfe, die einen Schaden anrichten, sollten zum Abschuss freigegeben werden. Aber dazu braucht es die rechtlichen Möglichkeiten. Der Landeshauptmann kann nicht die Wölfe zum Abschuss freigeben.

Wer muss eine politische Lösung erzielen?

Wir brauchen das O.K. der EU, wir brauchen eine ähnliche Regelung wie beim Bären. Wenn ein Bär in Dorfnähe kommt und eine Gefahr darstellt, dann muss man eingreifen dürfen.

Die Thematik muss aber auf EU-Ebene ausdiskutiert werden. Ich bin leider nicht mehr dort, sonst würde ich das Thema aufs Tapet bringen. In dieser Sache prallen zwei Fronten aufeinander: Die Villnösser Bauern sind sauer, das verstehe ich. Südtirol wolfsfrei zu machen, ist zu viel gefordert. Dann werden sich die Tierschützer aufregen. Aber wenn die Tierschützer sagen, dass der Wolf wichtiger wie das Schaf ist, dann sollen sie sich mal ansehen, wie brutal dieses Raubtier mit den Schafen umgeht. Diese liegen oft noch tagelang halbtot irgendwo herum, bis sie endlich gefunden und geschlachtet werden. Der Wolf ist für Villnöß eine Katastrophe.

Tierschützer fordern Lösungen mit Zäunen oder durch Hunde-Schutz…

Die Kofl ist das beste Beispiel, dass diese Vorschläge wirkungslos sind. Die Kofl, wo sich zurzeit die Brillenschafe befinden, ist ein trockener, weitläufiger Schafberg mit Schluchten. Diese Weide kann man nicht abzäunen, die Schafe können auch nicht von Hunden beschützt werden. Wenn ein Wolf in die Herde eindringt, sind die Schafe wehrlos. Die Entnahme des Wolfes ist die einzige Lösung.

Die Schafzüchter in Villnöß hoffen auf Ihre Einflussnahme. Sie sind nicht mehr EU-Politiker. Wie können Sie helfen?

Mir bleibt nur die Öffentlichkeit. Ich kann nur über die Medien betonen, dass der Abschuss möglich sein muss. Ich weiß, dass ich mir damit unter den Tierschützern viele Feinde mache. Aber diese müssen zu diesem Kompromiss bereit sein.

Auch der Goldschakal ist für viele Schafrisse verantwortlich…

Selbige Position gilt für den Goldschakal.

Interview: Erna Egger

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (47)

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  • andreas

    Erschießen, vergraben und gut ist.
    Die Grünen können dann ja ganz Südtirol umgraben, wenn sie meinen.

    Südtirol ist zu dicht besiedelt und zum Glück werden die meisten Höfe noch bewirtschaftet, was schon z.B. in der Schweiz nicht mehr so ist, also sollte den Bergbauern die Arbeit erleichtert und nicht erschwert werden.

    • heinz

      @andreas
      So ein Quatsch. Südtirol braucht keine Bergbauern, die zu bequem sind, auf ihr Vieh aufzupassen und einfach jedes sich anbahnende Wildtier niederballern.
      Der einzige sinnvolle Weg ist Herdenschutz mit Hirten, Zäunen und Herdenschutzhunden.

    • leser

      Anderke
      Wue ust es denn in der schweuz?
      Und wenn ein sūdturoler rechtsanwalt oder unternehmer einen hif als wochendhaus betreibt ist er kein bauer
      Ing unterberger z.b. hat einen der grössten höfe im burgrafenamt im tauschwege mit dem land bekommen, auch er ist kein bauer
      Solcge fälle gibt es hunderte im schlar AFFEN land sūdtirol
      Deine analtsen sind persönliche einbildung und haben mit der realität nichts zu tun

  • tirolersepp

    Danke an die Jägerschaft !

  • tirolersepp

    Es gibt keinen Kompromiss Herr Messner, selbst ist der Mann, die Frau und Punkt !

  • leser

    Grosse guro messner
    Bei deinem selbstlisen sozialsinn hätte ich eine frage
    Wie hat man den museumsdirektorenjob deiner tichter zugeschoben?
    Ūber einen wettbewerb oder direktberufung oder dem umstand dass nur sie due nötigen kompetenzen hat deine asuatuschen figuren zu deuten
    Die messner museen sind doch meines wissen aus öffentluchem geld finanziert
    Oder hat deine familie dueselben privilegien wie die gattererfamilie im SAD konstrukt?
    Ich stelle deine kompetenzen zum wolfthema weniger infrage aber es ist störend dass deine person einmal mehr eine politische einflussnahme auszuūben versucht

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