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Zur schönen Aussicht

Ensemble und MitarbeiterInnen der FSU

Die Freilichtspiele Südtiroler Unterland (FSU) präsentieren das Abbild einer Gesellschaft, die schon bessere Zeiten gesehen hat: „Zur schönen Aussicht“ von Ödön von Horvath.

„Gott, man spielt ja nicht, um zu gewinnen, aber trotzdem kann man verlieren!“, tönt der verarmte Freiherr von Stetten. Er hat Spielschulden und wendet sich hilfesuchend an seine Schwester Ada, die im Hotel „Zur schönen Aussicht“ weilt – meist im Bett mit Hotelier Strasser. Das Haus riecht nach alten Gardinen, ein besoffener Chauffeur, Karl, und der aufmüpfige Kellner Max tun das Übrige. Ein heruntergekommenes Haus, ein Parvenü als Direktor und zwielichtiges Personal: Es ist das Abbild einer untergehenden Gesellschaft, die nicht weiß, was anfangen mit dem eigenen Sein.

Inmitten von all dem erscheint Christine, die ehemalige Geliebte Strassers. Die Affäre ist nicht ohne Folgen geblieben, aber anscheinend hat Strasser keinen von Christines Briefen erhalten? „Heiliges Dromedar“, entflieht es dem Hotelier als er sie erblickt, denn Alimente will er eigentlich nicht bezahlen. Zum Glück erweisen sich seine Kompagnons als erfahrene Betrüger und hecken einen Plan aus, der es in sich hat. Aber Christine ist nicht so naiv, wie alle meinen…

Ödön von Horvath (1901-1938) wuchs als Sohn eines Diplomaten in Belgrad, Budapest und München auf, wo er Literatur- Theater- und Kunstwissenschaften studierte. Aufgrund nationalsozialistischer Repressalien emigrierte er 1938 nach Paris, wo er während eines Unwetters von einem herabfallenden Ast erschlagen wurde. In „Zur schönen Aussicht“ zeichnet er in drei Akten das Bild einer verwahrlosten Gesellschaft. Das Hotel wird zum Sinnbild des zerfledderten Europas, welches sich saufend über Wasser hält. Das Stück wurde erst 1969 in Graz uraufgeführt.

Die FSU halten einer von Wirtschaftsliberalismus entarteten Realität den Spiegel vor, jegliche Parallelen zu unserer heutigen Zeit sind natürlich rein zufällig. Auch deshalb wollte man im Unterland auf keinen Fall auf das heurige Stück verzichten, obschon im Frühjahr die Aussichten äußerst düster waren. Aber Regisseur Roland Selva will trotz der einzuhaltenden Sicherheitsmaßnahmen dem Publikum treu bleiben und auch dieses Jahr wieder eine erstklassige Produktion auf die Beine stellen.

Es spielen: Katharina Gschnell (Christine), Magdalena Schwellensattl (Ada Freifrau von Stetten), Sebastian von Malfér(Max), Horst Herrmann (Karl), Anton Gallmetzer (Müller), Nik Neureiter (Strasser), Markus Westphal (Emanuel Freiherr von Stetten).

Termin: Premiere ist am 3. August um 21.00 Uhr in der Grundschule Neumarkt. Reservierungen und Informationen:  0471/812128 (Bürozeiten), per E-Mail an [email protected] oder online: http://www.fsu-neumarkt.com/reservierung

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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