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„Mehr als fragwürdig“

Der AVS fordert einen Baustopp für den neuen Klettersteig im Partschinser Zieltal. 

Die Errichtung touristischer Attraktionen im Gebirge scheint derzeit Hochkonjunktur zu haben: Nur wenige Tage nach Berichten über die Errichtung einer Aussichtsplattform auf der Grawand im Schnalstal, samt Umbenennung des Gipfels in „Iceman Ötzi Peak“, wird im Partschinser Zieltal ein neuer Klettersteig mit 4 Seilbrücken über den tosenden Zielbach errichtet. Der AVS fordert eine umgehende Einstellung der Bauarbeiten.

Der AVS schreibt in einer Aussendung:

„Tourismusvereine und Bergbahnen sind zunehmend bestrebt, das Angebot an Klettersteigen zu erweitern, um ihre Auslastung zu verbessern und neue „Attraktionen“ zu schaffen. Als wäre die Bergwelt an sich nicht spektakulär genug!

Der Bau eines Klettersteigs in einem noch unberührten Gebiet des Naturparks Texelgruppe ist mehr als fragwürdig.

Durch Zufall hat der Alpenverein von der Genehmigung bzw. vom unmittelbar bevorstehenden Bau des neuen Klettersteigs erfahren. Allem Anschein nach wurde eine sachliche Bewertung vorab bewusst umgangen!

Ohne viel Aufhebens erfolgte die Genehmigung durch die Landeskommission für Landschaftsschutz, ohne jeglichen Einwand des Amtes für Natur, welches doch für den Erhalt und den Schutz ganz besonders der Naturparke zuständige sein sollte, sich aber an einer gezielten und offensichtlichen Falschmeldung orientierte, nach der der Alpenverein mit dem Projekt einverstanden sei. Der Alpenverein wurde diesbezüglich nie kontaktiert!

Als größter Interessensvertreter der Bergsteiger in Südtirol und Experte im Bereich Bergsport, Wege und Umwelt kann und will der Alpenverein diese Art der Beschlussfindung der Politik und der zuständigen Ämter nicht mehr mittragen. Zudem sollten für derartige Projekte die alpinen Vereine und vor allem auch der vom Land selbst eingesetzte Alpinbeirat zur Begutachtung beigezogen werden. Es ist traurig mitansehen zu müssen, wie die derzeit politischen Verantwortungsträger mit unserer Natur und Umwelt umgehen!

Zudem sei die Frage erlaubt, woher der Vorschlag zur Benennung des Klettersteigs nach dem österreichischen Alpinisten Eugen Guido Lammer (1863-1945) kommt, welcher künstliche Hilfsmittel zur Besteigung der Berge – mit Ausnahme von Pickel, Steigeisen und Seil – vehement ablehnte. Ihm einen Klettersteig zu weihen… eine ärgere Beleidigung hätte man unserem Topographen der Texelgruppe kaum zuführen können.

Ewald Lassnig, kürzlich verstorbener Ehrenbürger, Chronist und „Gedächtnis“ von Partschins hatte seine Mitbürger mehrfach auf die alpinistische Bedeutung Lammers hingewiesen und dabei auch dessen Ablehnung künstlicher Hilfsmittel angemerkt.

Die Namensgebung führt leider eindrucksvoll vor Augen, dass sich die Projektbetreiber und Projektbefürworter keine Sekunde mit der Gesinnung Lammers auseinandergesetzt haben. Ein derart dummes Eigentor sieht man sehr selten.

Der Bau von Klettersteigen in Schutzgebieten steht dem Sinn und Zweck solcher Gebiete diametral entgegen. Die noch wenigen unerschlossenen Gebiete sind daher als Ruhezonen zu erhalten; künstliche Installationen, wie sie der geplante „Brückenparcours“ darstellt, sind abzulehnen.

„Deshalb geht unser Appell an die zuständigen Behörden, die Bauarbeiten umgehend einzustellen“, so Simeoni. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (25)

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  • robby

    Und wieder einmal eine typisch südtirolerische Vorgehensweise. Ich stehe voll und ganz hinter der Forderung des AVS.

  • heinz

    In Südtirol braucht es keine neuen Klettersteige. Es gibt bereits mehr als genug. Vor allem aber sollten in einem Naturpark die Natur im Vordergrund stehen und nicht die Steigerung der Touristenzahlen.

  • criticus

    Eigentlich müssten Hoteliers und Touristenverbände DIE Umweltschützer sein. Aber sie sägen den Ast auf dem sie sitzen.

  • george

    Sehr gut, liebe AVS-Führung! Ich selbst bin Naturschutzvertreter im AVS und seit mehr aals 40 Jahren im Umwelt- und Naturschutz tätig und habe ein solches Vorgehen schon öfters erlebt und konnte durch schnelles und konsequentes Einschreiten so manche Zerstörung unserer Landschaft unterbinden bzw. reduzieren. Wer so wenig Sensibilität gegenüber unseren landschaftlich-natürlichen Attraktionen hat wie diese Unternehmer und Projektanten, dem sollte eigentlich unsere alpine Landschaft zur Strafe weggesperrt werden.

  • bernhart

    Jennifer, sie haben Recht, solange der AVS mitkassiert hat, geht alles gut.
    Auch andere Projektanten haben gute Vorschläge , für den Tourismus und den Einheimischen -wanderer sind solche Klettersteige eine Abwechselung, es wird ja nichts kaputt gemacht.
    Simioni sie sind nicht mehr tragbar, jhre Hetzereien gegen alles was gebaut wird sind einfach lachhaft.
    Vom land jährliche.. Beiträge kassieren und dann gegen das Land arbeiten.

    • robby

      na bitte „bernhart“ sei decht still. Merkst net wie deppat du argumentierst?
      Und Simeoni (und nicht Simioni) hat vollkommen Recht. Du machst Spaß „bernhart“, kennst noch nicht mal seinen Namen aber das Maul weit aufreißen von wegen „nicht mehr tragbar“.

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