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„Mischung war tödlich“

Der Drogentod zweier Jugendlicher in Umbrien hat italienweit für Aufsehen gesorgt. Was die Bozner Suchtexpertin Bettina Meraner dazu sagt.

von Eva Maria Gapp

Nachdem vor kurzem in Terni, einer Kleinstad in Umbrien, zwei Jugendliche an Drogen gestorben sind, ist die Fassungslosigkeit in Italien groß. Die beiden Buben waren erst 15 und 16 Jahre alt. Methadon soll die Todesursache sein. Ein Drogendealer habe es ihnen in einem Park verkauft.

Zahlreiche Sucht-Experten melden sich nun zu Wort. Sie warnen davor, dass immer mehr Jugendliche zu Drogen greifen und dies kein Einzelfall sei.

Jugendliche würden heutzutage viel einfacher an Drogen kommen als früher. Die Auswahl sei riesig, die Preise niedrig und immer mehr Jugendliche würden nicht mehr nur eine Substanz konsumieren, sondern viele verschiedene.

Darauf weist Bettina Meraner, Leiterin des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen in Bozen, schon seit Jahren hin: „Jugendliche kommen heutzutage einfach zu leicht an Drogen. Das liegt vor allem daran, dass die Preise extrem gesunken sind. Es gibt mittlerweile auch eine sehr große Auswahl an Substanzen.“

Hinzu kommt, dass es bei Jugendlichen mittlerweile Gang und Gebe ist, nicht mehr nur eine Substanz zu konsumieren, sondern verschiedene Substanzen vermischt. „Sehr häufig werden sie gemeinsam mit Alkohol konsumiert, was sehr gefährlich ist.“ Denn laut Meraner kann dies tödlich enden.

Das habe auch der Fall in Terni gezeigt: „In Fachkreisen geht man davon aus, dass diese beiden Jugendlichen deshalb gestorben sind, weil sie Superalkohol mit Methadon gemischt haben. Die Mischung war das Problem“, sagt Meraner. Denn „sowohl Methadon als auch Alkohol wirken dämpfend auf die Körperfunktionen. Das heißt, beide wirken sehr beruhigend und verlangsamen bzw. hemmen die Atmung. Das geht dann soweit, dass man an Atemstillstand stirbt.“

Hätten die beiden Jugendlichen nur eine der beiden Substanzen eingenommen, wäre es wahrscheinlich nicht tödlich geendet – so Meraner weiter.

Methadon gehört eigentlich zu den wichtigsten Medikamenten zum Heroinentzug. Doch scheinbar werden die beiden Opiate Methadon, aber vor allem Codein oft von Jugendlichen mit Softdrinks gemixt.

Denn sie haben eine beruhigende und euphorisierende Wirkung. „Durch das Opiat wird ganz viel Dopamin im Gehirn ausgeschüttet. Das sorgt für starke Euphorie. Gleichzeitig wird man aber auch beruhigt“, erklärt Meraner.

Codein ist in vielen Hustensäften enthalten und wird schon seit Langem in der Partyszene eingesetzt. Oft ist dabei vom „Purple drank“ die Rede. Dabei handelt es sich um ein Mischgetränk aus einem Hustenstiller wie Codein und Limonade. Da oft auch zerbröselte Bonbons untergemischt werden und sich die Flüssigkeit dadurch lila verfärbt, wird das Getränk „Purple Drank“ (lila Getränk) genannt.

Das Mix-Getränk ist dabei nicht neu. Es ist in den 60er Jahren in den USA als billiges Partygetränk der lokalen Blues-Szene entstanden. Aktuell ist der verschreibungspflichtige Hustensaft mit Limonade vor allem in der Hip-Hop-Szene verbreitet.

Und in Italien soll es nun unter den Jugendlichen immer beliebter sein. „Dieses Getränk schmeckt sehr süß und hat eine außergewöhnliche Farbe. Das reizt viele Jugendliche, lässt es aber auch harmloser wirken“, sagt Meraner.

Doch wie auch Methadon kann Codein zu schweren Nebenwirkungen führen und sogar tödlich enden. „Vor allem wenn Alkohol im Spiel ist.“ Zudem führt die Kohlensäure des Softdrinks dazu, dass der Alkohol schneller wirkt, und der Zucker aus den Softdrinks verstärkt die Wirkung des Alkohols zusätzlich. „Die Mischung aus Alkohol, Kohlensäure und Opiate kann also wirklich tödlich sein.“

Deshalb appelliert sie an die Jugendlichen, Mischkonsum möglichst zu vermeiden. Gleichzeitig möchte sie auch einen Appell an alle Erwachsenen richten: „Es ist auch aus diesem Grund wichtig, wie vom Gesetzgeber auch vorgesehen, dass kein Alkohol an Minderjährige verkauft oder ausgeschenkt wird, und dass ihnen auch kein volljähriger Erwachsener den Alkohol besorgt.“

Die beiden Jugendlichen Flavio und Gianluca sind am vergangenen Montag in der Nacht gestorben, nachdem sie Drogen zu sich genommen haben. Das Methadol haben sie bei einem Drogendealer in einem Park gekauft. 15 Euro hätten sie dafür bezahlt. Nicht ganz ausgeschlossen wird, dass die beiden eigentlich Codein kaufen wollten, dafür aber Methadol bekamen.

Bereits in der Nacht hätten sich die beiden Jugendlichen nicht wohl gefühlt, über Bauchschmerzen geklagt und sich übergeben. Ihre Freunde hätten den Krankenwagen anrufen wollen, doch die beiden häten nicht gewollt. Sie gingen nach Hause. Als ihre Eltern am darauffolgenden Morgen ihre Kinder wecken wollten, waren sie bereits tot. Sie starben in ihren Betten.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (25)

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  • gerhard

    Geht doch in den Bahnhofpark. Da bekommt ihr alles, was das Herz begeht.
    Wie?, -dort stehen doch lauter starkpigmentierte Menschen??
    Nein, nein, wir sind nicht ausländerfeindlich, wir sind nicht gegen Asylanten.
    Die dürfen das. Nur keine Vorverurteilung. Nur nicht böse sein.
    Die sind alle sehr freundlich und vor allem sehr lustig.
    Die lachen uns alle aus, dass wir so dämlich sind.
    Wie lange stehts wohl hier bis es wieder von einem Gutmenschen aus der Redaktion gelöscht wird?
    Wahrheit ist nicht überall willkommen!

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