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Morricone+Leone 

„Spiel mir das Lied vom Tod“ sollte wieder auf die Leinwand. Das wünsch ich mir. 

von Renate Mumelter

Es ist heiß, die Sonne brennt vom Himmel, rundum karges Land, Holzbohlen auf staubigem Boden, ein Bahngleis in die Ferne. Wind weht, ein Reiter kommt, die Wasserpumpe quietscht rhythmisch. Am Schaukelstuhl ein Mann, Großaufnahme. Der Fernschreiber beginnt zu rattern. Der Mann trennt die Kabel, zieht sich den Hut tiefer in die Stirn. Der zweite Mann wartet unter dem Wassertank. Es tropft auf seine Glatze. Er setzt den Hut auf, es tropft nur noch gedämpft. Der dritte Mann dehnt seine Fingergelenke. Es knackt. Eine Fliege summt im Gesicht des ersten Mannes. Er versucht sie wegzublasen, lange. Spannend. Die Fliege schweigt endlich im Pistolenlauf. Stille, nur die Wasserpumpe quietscht. In der Ferne pfeift ein Zug. Stampfend fährt er in den Bahnhof ein. In die drei Männer kommt Bewegung. Einer lädt sein Gewehr. Alle drei positionieren sich. Die Zugtür geht auf. Fehlalarm. Es ist nur die Poststendung. Stille. Der Zug atmet rhythmisch. Nichts geschieht, aber die Spannung steigt. Der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Die drei wollen gehen. Da ertönt eine Mundharmonika. Sie spielt das Lied vom Tod. Die drei zücken die Waffen. Kurz darauf sind sie tot. Die Wasserpumpe quietscht weiter. 

Die Eingangsszene von Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ könnte ich immer wieder ansehen, weil nicht nichts gesagt wird nichts passiert aber viel erzählt wird. Bilder, Geräusche und Musik sind genial verflochten. Die Musik ist von Ennio Morricone, dem größten Filmmusiker Italiens und darüber hinaus. Am 6. Juli ist er gestorben, die Todesanzeige hat er selbst verfasst. 

Für Sergio Leones Western hatte er die Musik komponiert bevor die Bilder da waren. Leone choreographierte den Film danach, und da stimmt einfach alles. 

Erzählt wird vordergründig die Geschichte von harten Männern im Wilden Westen. Wer damit zufrieden ist, kommt durchaus auf seine Rechnung. Wer sich von einem Film mehr wünscht, kommt genauso auf seine Rechnung, auch Menschen, die das Westerngenre gar nicht so mögen. In diesem Film ist alles, Tiefgang und Action, Gefühl und Bewegung, Schauspielkunst, Claudia Cardinale und eine raffinierte vom Schnitt unterstützte Bildsprache. Sergio Leones Film ist als Meisterwerk in die Filmgeschichte eingegangen. 

Morricones Tod wäre ein guter Anlass, um „Spiel mir das Lied vom Tod“ wieder auf die Leinwand zu bringen. Ein Hochgenuss, auch im Freien.

„Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) Eingangsszene

https://www.youtube.com/watch?v=ZmxZN91I70k

Kino im Freien 

Das Kino im Freien ist gestartet, besonders intensiv in Bozen. An Donnerstagen gibt es vorerst immer drei Filme an einem Abend, am Rathausplatz, im Kapuzinerpark und im Filmclub-Freiluftkino im Innenhof der Aufschnaiter-Mittelschule. 

Der fleißigste Anbieter ist das Cineforum mit täglichen Vorführungen, abwechselnd in jedem Stadtviertel. Sitzgelegenheiten oder Decken sind mitzubringen. 

Ein Angebot mit Frauenfilmen gibt es am Rathausplatz noch am 16. und am 23. Juli.

Der Filmclub spielt bis 8. August 5 Mal die Woche sogar bei schlechtem Wetter. Regenschutz genügt. 

  • #FilmclubRestart Bozen von Dienstag bis Freitag ab 21h
  • Open Air Cinema, Cineforum Bozen, Montag bis Sonntag 21h in allen Stadtvierteln
  • Movie Nights, am 16/7, 23/7, Bozen Rathausplatz 
  • UFO Open Air Kino, Bruneck, Dienstag und Donnerstag 21h
  • Basis Vinschgau, Schlanders, Donnerstag
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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