Du befindest dich hier: Home » Kultur » Die vergessene Moderne

Die vergessene Moderne

Fritz Martinz: Marat (1989)

Vom 11. Juli bis 18. Oktober 2020 zeigt das Stadtmuseum Bruneck in Zusammenarbeit mit der Galerie Maier in Innsbruck eine Sonderausstellung  über die gegenständliche Malerei und Skulptur nach 1945. Die Ausstellung setzt sich exemplarisch mit den vielseitigen Möglichkeiten der gegenständlichen Darstellung in Hinblick auf die schwierigen Zeiten nach dem 2. Weltkrieg auseinander und beleuchtet deren Inhalte.

 In den Kunstkritiken und Ausstellungen nach 1945 wird die gegenständliche Kunst verdrängt und gerät zunehmend in Vergessenheit. Erst Jahrzehnte später kommt es durch Künstler wie Markus Lüpertz, Georg Baselitz, Hubert Schmalix oder Siegfried Anzinger wieder zu einer Renaissance der gegenständlichen Kunst. Die Saat der realistischen Kunst wurde allerdings durch Künstler wie Giuseppe Zigaina oder Renato Guttuso in Italien, sowie durch die Wiener Akademie um Herbert Boeckl mit seinem legendären Abendakt als Fundament der gegenständlichen Kunst nach 1945 viel früher gesät.

In leuchtender Farbigkeit übersetzen so etwa Kurt Absolon, Gerhild Diesner oder Max Weiler das Gesehene, wobei Gerhild Diesner und Max Weiler in ihren Arbeiten niemals das Zeitgeschehen angreifen. Kurt Absolon hingegen stellt die Grauen der Menschheit vor allem in seinen unverkennbaren Zeichnungen dar. Mit wenigen, klar gesetzten Linien „portraitiert“ er ausdrucksstark die Schwächen und Schwierigkeiten der damaligen Zeit. Auch Anton Kolig, Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz versehen ihre Werke mit direkten, kritischen und unbehübschten Botschaften und setzen sich zum Ziel, die Wirklichkeit unvermittelt und teils in ihrer ganzen Brutalität wiederzugeben.

In den Werken von Rudolf Hradil, Eduard Bäumer, Sepp Dangl aber auch Rudolf Schönwald sind hingegen die Ruhe und Poesie ihrer Arbeiten deutlich zu empfinden. Rudolf Schönwalds Arbeiten zeigen, obwohl er große monströse Figuren mit seinen Farbholzschnitten darstellt, keinerlei Aggression oder Anklage, selbst dann nicht, wenn er in seinen Figuren das Diktatorische oder die Absurditäten des privaten und öffentlichen Lebens an den Pranger stellt.

Die realistische Kunst war nach 1945 lange Zeit hinter der abstrakten Moderne verborgen. Heute wird die gegenständliche Moderne neu entdeckt – auf Qualität und Inhaltsschwere Bedacht genommen. Dadurch erhält der Realismus heute wieder die Anerkennung, die er verdient, denn es handelt sich dabei um ehrliche, tief empfundene Kunst.

Termin Eröffnung: Freitag, 10. Juli 2020, um 19.00 Uhr im Stadtmuseum von Bruneck (Teilnahme nach Voranmeldung)

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen