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Magdas Plan

Wie die SVP-Abgeordnete Magdalena Amhof den Online-Kommentatoren Manieren beibringen – und die Medienvielfalt in Südtirol ausbauen will.

Von Matthias Kofler

Die Kommentatoren in den Online-Foren sind bei vielen Landespolitikern gefürchtet, weil sie – ganz anonym – die Arbeit der Mandatare kritisch begleiten können. Doch nicht selten schlagen die Netz-Schreiber mit ihren bissigen Postings über die Stränge: Menschen werden im Netz attackiert, an den Pranger gestellt, schonungslos kritisiert und diskriminiert. Es wird geschimpft, verurteilt und gedroht. Vor kurzem hatte die SVP-Abgeordnete Jasmin Ladurner einen Kommentator angezeigt, der sie sexistisch beleidigt hatte. Auch andere Kollegen mussten bereits mithilfe der Postpolizei strafrechtlich gegen anonyme Autoren vorgehen.

Vergangene Woche wurde im Hohen Haus der Präsident des Landeskommunikationsbeirates, Roland Turk, angehört. Wie ArbeitnehmerInnen-Chefin Magdalena Amhof berichtet, haben zahlreiche Mandatare fraktionsübergreifend die Hasspostings und bösartigen Kommentare im Netz angeprangert und Lösungen gefordert. „Daher haben wir beschlossen, alle Abgeordneten und die Vertreter der Medienhäuser an einen Tisch zu setzen und gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten“, erklärt die SVP-Politikerin. Ziel müsse es sein, „eine Kultur des gegenseitigen Respekts zu schaffen“. Oftmals seien nicht nur die in den Artikeln zitierten Personen Opfer von Angriffen unter der Gürtellinie, sondern auch die Kommentatoren selbst, die sich gegenseitig beleidigen.

Doch wie kann man unflätigen Kommentatoren Manieren beibringen? Magdalena Amhof ist der Auffassung, dass Südtirols Medien, die einen Förderbeitrag des Landes erhalten, künftig für ihre Foren eine Klarnamenpflicht vorsehen und deren Einhaltung kontrollieren sollen. Weiters fordert die Arbeitnehmerin eine einheitliche „Netiquette“, die den Foren-Teilnehmern das richtige Verhalten im Netz aufzeigt, und eine Ombudsstelle für Klagen und Beanstandungen.

Klarnamenpflicht bedeutet für Amhof aber nicht, dass die Online-Autoren ihre Postings fortan mit dem eigenen Namen unterschreiben müssen und nicht mehr mit Nicknames arbeiten dürfen. Vielmehr soll der vollständige Name des Kommentators einem von der Redaktion ausgewählten Verantwortlichen bekannt sein. Amhof betont, dass die Registrierung möglichst unkompliziert und gemäß den Privacy-Bestimmungen ablaufen soll.  Eine Möglichkeit bestünde darin, dass die Kommentatoren bei ihrer Registrierung eine Kopie des Personalausweises mitschicken. Doch zuvor will die SVP-Politikerin die Foren-Betreiber zu einer Anhörung einladen. De facto können die Autoren schon jetzt über die IP-Adresse rückverfolgt werden, sie sind also nicht komplett anonym.

Die Lösungsvorschläge für die Online-Kommentare sollen im Zuge der Reform des Landes-Mediengesetzes erarbeitet werden. Die Landesregierung will gesetzlich festschreiben, dass ein Medienhaus künftig nicht mehr gleichzeitig für mehre Online-Portale um dieselben Fördergelder ansuchen kann. Zurzeit erhält jedes Portal  einen Sockelbeitrag und einen Beitrag nach Reichweite. Mit dem Sockelbeitrag kommen auch kleine Medien zum Zug, allerdings ist dieser Beitrag oft mehrfach vergeben worden, obwohl es sich um denselben Herausgeber handelt. Aus einer Anfrage von Myriam Atz-Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit) geht hervor, dass die „Athesia“ im Jahr 2019 für „stol“ 116.901,80 Euro, für „sportnews“ 49.286,98 Euro und für „suedtirolnews“ 42.434,31 Euro erhalten hat. Wenn ein Medienhaus nur mehr für ein Portal den Sockelbeitrag erhält, fallen die Beiträge für die „Athesia“ deutlich geringer aus.

Indes will auch die römische Regierung die Einschränkung des regionalen Medien-Monopols der Athesia-Gruppe in Angriff nehmen. Andrea Martella (PD), seit vergangenem Herbst Unterstaatssekretär für das Kommunikationswesen, sagte dem 5-Sterne-Regierungsvertreter Riccardo Fraccaro seine Unterstützung in dieser Angelegenheit zu. Geplant ist, das Eigentum von Medienorgangen innerhalb einer Region auf einen Markanteil von maximal 50 Prozent einzuschränken. Athesia hat seit dem Ankauf des „Adige“ im Jahre 2018 und dem Erwerb des „Alto Adige“ und des „Trentino“ im Jahre 2016 in Trentino-Südtirol einen Marktanteil von rund 90 Prozent.

„Wir haben in Südtirol schon jetzt eine große Medienvielfalt“, betont Magdalena Amhof, „diese wollen wir nun weiter stärken, zum Beispiel indem kleine Portale Fördergelder für einen Moderator in den Online-Foren erhalten sollen.“ Die SVP peilt für die Reform des Landes-Mediengesetzes eine breite, fraktionsübergreifende Mehrheit an.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (54)

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  • criticus

    Einige Kommentarschreiber gehen wirklich zu weit und mit ihren Texten unter die „Gürtellinie“.
    Aber Frau Amhof, wann haben Sie sich so vehement für die Belange der Arbeitnehmer eingesetzt, wie für diese Angelegenheit??? Was haben Sie bisher geleistet? Vielleicht weiß ich es nur nicht, listen Sie es doch bitte auf, was Sie für die Arbeitnehmer in all den Jahren geleistet haben!

    • meintag

      Frau Amhof geht davon aus dass Sie und die anderen Abgeordneten viel Geld für ihre Wahl ausgegeben haben um dort zu sein wo Sie sitzen. Da kommen Kommentatoren nicht nach ihren Plänen wenn Diese schlecht über Sie Schreiben und demzufolge schlechte Mundwerbung im Umlauf ist.
      Auf suedtirolnews scheint aber die Kontrolle zu funktionieren. Einige Wenige haben auch dort Narrenfreiheiten. Meine Wenigkeit der Kommentare wurden immer wieder geblockt dass ich die Lust verloren habe überhaupt die Seite zu öffnen.

  • andreas

    Wer ist Amhof?

    An sich ist es schon eine Frechheit, wenn sie eine Zensur mit Hilfe der Fördergelder durchsetzen will, unabhängig davon, dass die Medienhäuser effektiv mehr kontrollieren sollten.

    Angefangen bei Tageszeitung online, welche z.b. einem marting Narrenfreiheit für Beleidigungen eingeräumt hat und zusätzlich manche „Kritiken“ noch anheizen, indem sie z.B. das Foto der Ladurner von den Coronaferien immer wieder verwendet.

    Meines Wissens ist laut EU Gesetz auch der Betreiber einer Plattform für den rechtskonformen Inhalt auf seiner Plattform verantwortlich bzw. müsste er den Inhalt löschen, wenn er darauf hingewiesen wird.

    Und vor allem sollten die Politiker mal die Großen wie Facebook oder Twitter in Griff bekommen, bevor sie sich an den Kleinen abarbeiten.
    Durch diese wurde die Grenze, „was man noch sagen darf“, weit nach hinten geschoben und Lügen und Beleidigungen wurden salonfähig.

    Auch wäre es angebracht, wenn die Amhof sich über die Ursache der massiven Kritik Gedanken machen würde und nicht nur die Auswirkung bekämpfen möchte.
    Auch wenn niemand mehr kritisiert, ist das was sie, Achammer, Deeg, Widmann oder weiß ich wer abliefert, nicht wirklich ein Grund für Begeisterungsstürme.

    • asterix

      @andreas, bin ganz deiner Meinung. Als Arbeirnehmervertreterin hat Amhof noch keinen Vogel von Zaun gescheucht. Aber denselben den Mund verbieten und Manieren beibringen wollen. Dass nicht alle Kommentare immer vom Feinsten sind, stimmt, aber hinhorchen und such die Inhalte auch einmal zuherzen nehmen wäre im Sinne des Wählers. Amhof wird aber nir vorgeschoben. Da schüren ganz andere im Hintergeund. Wir sollten ihnen bei den Wahlen die Rechnung präsentieren.

  • papaf

    In seriösen Online – Medien gibt es einen verantwortlichen Administrator bzw. Redakteur, der die Kommentare sichtet und erst dann veröffentlicht, wenn sie auf das Thema bezogen sind und keine Beleidigungen enthalten. Dem ist in diesem Medium und auch in den anderen 2 (stol + t24) leider nicht so. In etwa, so wie die Zeitung, so das Niveau seiner Poster..

    • george

      ‚papaf‘, wozu nennen Sie ‚Stol‘? Das ist ein Ebner-abhängiges Medium. Dort schreibt ja kaum jemand einen Kommentar oder sie werden alle rausgeworfen; jedenfalls sehe ich dort kaum einmal einen Kommentar.
      Auch ist es dort enorm umständlich etwas unterzubringen, die Kommentarspalte ist irgendwo nach x-anderen Themen. Dort will man wohl alles verhindern?
      Und wer ist schon Amhof, dass sie meint alle bezüglich Verhalten belehren und über alle bestimmen zu können?

  • papaf

    Liebe Frau Emma, dann kommen wir leider nicht in den Genuss deiner literarischen Ergüsse. Schade.

  • papaf

    Zudem bin ich der Auffassung, dass die Damen und Herren im Hohen Haus noch immer nicht begriffen haben, welche Probleme die Menschen haben und welche in naher Zukunft vorallem auf die Arbeitnehmer zukommen.

  • pingoballino1955

    Frau Amhoff,sie werden niemanden was beibringen und schon gar nicht den Mund verbieten,was erlauben sie sich eigentlich??? Vor allem ihr S V P ler habt Angst vor euren Skandalen und Skandälchen. Wollen sie auch noch die Demokratie abschaffen? Flieg nicht zu hoch mein kleiner FEIND!

    • meintag

      Das Recht der Meinungsfreiheit hört bei der SVP und einer gewählten Amhof(an wievielter Reihe in der Partei gewählt?) auf. Ist halt so wenn sich die Übermenschen als welche Sie sich anmassen über den Rest des Volks stellen wollen.
      Aber auch der Rest der Opposition ist nur Gehaltsempfänger wie die gesamte Landesangestellten welchen man auch den Mund verbietet.

  • george

    Sicher hauen hier ind dieser Art von Medien einige Schreiber gehörig über die Schnur und werden auch – ob zu Recht oder zu Unrecht sei dahingestellt – ausfällig und beleidigend. Einige beherrschen auch keine korrekte Schrift und Ausdrucksfähigkeit oder bemühen sich auch nicht darum, sodass man sie oft schlecht versteht oder sogar missversteht.
    Genau diese wenigen müsste man in die Mangel nehmen, aber doch nicht von parteipolitischer Seite her, sondern von der Redaktionsseite oder einem kompetenten Kommunikationsorgan.

  • tirolersepp

    Warum lesen die Frau Abgeordneten den zu 90 prozentige schmarrrn hier überhaupt und Regen sich dann auf ???????

  • noando

    freie meinungsäußerung – auch wenn anonym – muss bleiben … hasspostings sind ein no-go, dafür sollten die forenbetreiber mehr einsatz zeigen und nicht nur postings löschen, sondern user sperren können und selbst rechtliche möglichkeiten bekommen … größeres problem ist in meinen augen das tatsachen-schaffen. meinungen, behauptungen, auch wenn totaler blödsinn, werden auf seriösen foren veröffentlicht und erhalten somit eine gewisse glaubwürdigkeit. das netz hat dbzgl noch viel aufholbedarf. … danke an dieser stelle, an all diejenigen, die nicht müde werden, halbwahrheiten und fakenews zu widerlegen

  • nochasupergscheiter

    Wenn hier jemand schimpft dann meistens zu recht… Gemessen am Gehalt mancher Abgeordneter und der Leistung die sie erbringen musste man auch ein wenig Beschimpfungen von unbekannt aushalten können… Ich glaube meistens trifft es nicht die falschen und hier kommt auch vieles ans Licht… Auch z. B das Team köllensperger klammer e ich hier z. B nicht aus, die leisten auch alle nichts und kassieren nur… Also liebe abgeordnete arbeitet einfach als wären wir kurz vor den Wahlen und ich glaube der shitstorm hier hält sich auch von unbekannt in Grenzen

  • papaf

    Und dann wird noch das Bargeld abgeschafft und wir werden alle zwangsgeimpft zum Wohle der Pharmaindustrie.

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