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Walters Comeback

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Das Land hat Walter Paris vor 15 Jahren den Geldhahn zugedreht. Nun unternimmt der Meraner Unternehmer (über die Schiene Köllensperger) einen neuen Anlauf – als Schutzmasken-Vermittler.

Von Matthias Kofler

Am 9. April meldet sich Paul Köllensperger über WhatsApp bei Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Er habe – so der Team-K-Abgeordnete wörtlich – von einem „seriösen Südtiroler Unternehmer“ ein interessantes Angebot zum Kauf von Schutzausrüstung erhalten. Widmann und die Führungskräfte des Sanitätsbetriebs fragen in der Folge mehrmals bei Köllensperger nach, wer der Unternehmer sei – doch sie erhalten keine Antwort. Die Offerten, die ein Mittelsmann – Paolo Papini aus Arezzo – dem Sanitätsbetrieb unterbreitet, erweisen sich nicht nur als komplett überteuert, sondern stammen allesamt von ausländischen Briefkasten-Firmen.

Da sich Köllensperger gegenüber Sanitäts-Verwaltungsdirektor Enrico Wegher wiederholt für den Abschluss des (dubiosen) Deals starkmachte, greift die TAGESZEITUNG die Geschichte auf. In einer Stellungnahme macht der Abgeordnete auch erstmals den Namen des Südtiroler Unternehmers publik. Es handelt sich um den Meraner Walter Paris. Über einen Parteifreund, Kurt Duschek, sei ihm die Nachricht herangetragen worden, dass Paris über einen italienischen Vermittler Zugang zu 3M-Schutzmasken habe, so Köllensperger.

Doch wer ist Walter Paris? Und warum hat Köllensperger den Namen so lange geheim gehalten?
Der Meraner Unternehmer ist in Südtirol kein Unbekannter: Die Landesregierung hatte gegen ihn vor 15 Jahren sogar einen Finanzierungsstopp verhängt. Widmann, der zu dem Zeitpunkt bereits Mitglied der Exekutive war, erinnert sich: „Wir haben damals beschlossen, dass Herr Paris kein öffentliches Geld mehr erhält, auch nicht über das ESF. Er hat danach immer wieder vergeblich versucht, zu Geld zu kommen. Wenn Paris jetzt der seriöse Unternehmer ist, den uns Köllensperger vermitteln wollte, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“ Für Widmann ist das Verhalten des Team-K-Politikers in der Corona-Krise unerklärlich: „Zuerst geht er mit Husten und Fieber in den Landtag und danach will er uns schwindlige Briefkasten-Firmen vermitteln, ohne uns den Namen des befreundeten Unternehmers zu nennen und sagt auch noch öffentlich die Unwahrheit. Von Transparenz, die er immer großgeschrieben hat, keine Spur.“

Im Landtag befindet sich ein umfangreicher Aktenordner mit Anfragen zur Person Paris. Ein besonderes Augenmerk legten Grüne, Freiheitliche und Co. auf die von Paris geleitete Lessing-Hochschule in Meran. Diese hatte für den Planungszeitraum 1998 bis 2000 eine Starhilfe von 1,5 Milliarden Lire (umgerechnet 750.000 Euro) erhalten. Die Schule sollte ein attraktives Bildungsangebot für Senioren schaffen. Paris kündigte an, pro Jahr 400 Studierende auszubilden. Da die Hochschule seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2000 jährlich ein fünfstelliges Negativsaldo verzeichnete, stoppte das Land 2004 die Geldzuflüsse. Die Hochschule führte in der Folge keine kompletten Studien, sondern nur noch Forschungen und Weiterbildungsangebote durch. Von den angekündigten 400 Studierenden pro Jahr wurden am Ende insgesamt nur 35 Senioren ausgebildet. Für das Land ist bis heute unklar, war Paris mit dem üppigen Startkapital gemacht hat.

Auch Paris‘ Verein „Christian Morgenstern“ und seine Firma „Möge Production & Rossmer KG“ wurden lange mit Millionen an Steuergeldern gefüttert, die Ergebnisse waren aber wenig zufriedenstellend: So erhielt Paris 1996 den Auftrag für die Verfassung eines Sanitätsführers (119 Millionen Lire). Da der Führer in den Schubladen verstaubte, zahlte das Land nur die Hälfte des Geldes aus. „Ich will jetzt nicht grundsätzlich all das verdammen, was Herr Paris in Angriff genommen hat, aber das Meiste ist doch gescheitert oder zum Scheitern verurteilt oder ist letztlich als Luftschloss identifizierbar“, erklärte der Abgeordnete Andreas Pöder im Landtag.

Hätte Widmann von Anfang an gewusst, wer sich hinter dem „seriösen Südtiroler Unternehmer“ verbirgt, den ihn Köllensperger vermitteln wollte, wäre Paris‘ Schutzmasken-Angebot wohl gleich im Papierkorb gelandet. Stattdessen hat der Sanitätsbetrieb unnötige Zeit für die Verhandlungen mit Briefkasten-Firmen vergeudet.

Der 5-Sterne-Abgeorndete Diego Nicolini kritisiert das Verhalten seines ehemaligen Weggefährten: „An und für sich ist es völlig legitim, wenn jemand beim Zustandekommen eines Deals nachhilft. Da wir aber als Opposition die systematische Vermischung von Politik und Unternehmertum seitens der SVP verurteilen, sollten wir uns von solchen Dingen fernhalten und super partes bleiben, um nicht selbst Teil des ,Systems’ zu werden.“ Aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen in China sei er selbst von zahlreichen Unternehmen kontaktiert worden, die Schutzmasken angeboten haben. „Doch ich hätte nie daran gedacht, mehr zu tun, als die institutionelle Adresse weiterzuleiten“, so Nicolini.

Die TAGESZEITUNG hat Köllensperger am Mittwoch folgende Fragen zukommen lassen, die er aber unbeantwortet ließ: „In welchem Verhältnis stehen Sie zu Walter Paris bzw. was sagt Ihnen der Name? Welche Rolle spielt Walter Paris bei der Papini-Vermittlung? Warum haben Sie gegenüber Widmann das Angebot eines seriösen Südtiroler Unternehmers angekündigt, wollten aber nicht dessen Namen nennen? Hat sich Paris anschließend noch einmal bei Ihnen gemeldet und Sie darum ersucht, beim Sanitätsbetrieb nachzuhaken?“

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Kommentare (37)

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  • andreas

    An sich ist es eigentlich eine Lappalie, wenn jemand etwas vermitteln möchte und sich die Verkäufer als schwindelig herausstellen, kann passieren, es wurde ja kein Geschäft getätigt. .

    Köllensperger macht es aber mit seiner Klage und seinem Schweigen zur Seriosität des Angebots zu einer lustigen politischen Provinzposse, welche ihn eine Menge an Glaubwürdigkeit kostet.

    Für die Geschichte dieses Walter Paris ist er nicht verantwortlich, wohl aber dafür nicht einfach zuzugeben, dass die Vermttlungsversuche nicht wirklich durchdacht waren.

  • pingoballino1955

    Ich glaube die S V P /Sanitätseinheit /Sabes, Angelegenheit:Masken,Arbeitsschutzkleidung und Schlauchtücher ,wo es um MILLIOEN EUROS geht ,wird weit interessanter werden Herr Widmann und CO. ,sonst würden sich nicht die Gerichte befassen.

  • pingoballino1955

    Liebe TZ und Herr Kofler verrennt euch nicht in etwas,was euch journalistisch mehr schaden,als nutzen wird. Da gäbe es auch momentan v i e l interessanteres zu berichten,wo man von euch nichts hört.

  • bettina75

    Interessant, der selbsternannte Saubermann scheint doch nicht so sauber zu sein.
    Ma liaba!

  • sepp

    Liebe SVP ler nett über ondere urteilen herr widmann denk sie hoben mehr leichen in keller wie der köllensberger

  • prof

    @pingopallino1955
    Und was wäre das viel interessantere von dem die TZ nichts berichtet???

  • sorgenfrei

    Fakt ist wohl der: bis zum Schluss hat Köllensberger nichts Unrechtes getan und Steuergelder wurden auch nicht verbrannt… hätte hätte hätte Gahrradkette… wo also ist das Problem?

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