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Quarantäne in der Messe

Weil einer der Obdachlosen, die derzeit in der Messe Bozen untergebracht sind, positiv auf das Coronavirus getestet wurde, müssen nun alle anderen Obdachlosen in Quarantäne. Das sorgt bei den Betroffenen für viel Unmut.

von Markus Rufin

In den letzten Tagen gab es nach nahezu einer Woche ohne positiven Fall auch in Bozen wieder Corona-Fälle. Einer davon ist besonders gravierend.

Dabei ist es nicht die gesundheitliche Situation des Patienten, die Sorge bereitet, er war nämlich asymptomatisch und ist mittlerweile in der Quarantänestation Gossensaß. Es handelt sich nämlich um einen der 95 Obdachlosen, die derzeit in der Messe Bozen untergebracht sind. Und genau das ist das Problem.

Vor einigen Tagen wurden sämtliche Personen, die sich dort in den letzten Wochen aufhielten, auf das Coronavirus getestet. Dass dabei nur eine einzige Person positiv getestet wurde, scheint zwar auf den ersten Blick gut zu sein, sorgte aber schnell für Unruhe, insbesondere bei den restlichen Obdachlosen.

Denn alle anderen 94 Personen müssen nämlich nun in Quarantäne. Das heißt, sie dürfen das Messegelände für mindestens zwei Wochen nicht verlassen.

In der Messe Bozen zeigten sich mehrere Gruppen von der Quarantäne überhaupt nicht erfreut. Schnell kam es zu kleineren Unruhen, wie Rudolf Pollinger von der Agentur für Bevölkerungsschutz berichtet: „Es handelt sich um völlig unterschiedliche Personen, die es an und für sich gewohnt sind, auf der Straße zu leben, und jede persönliche Freiheit genießen, die sie ausleben können.“

Bisher sei die Struktur relativ problemlos geführt worden, so Pollinger. Nach der Nachricht von der Quarantäne sah sich die Agentur für Bevölkerungsschutz aber zu strengeren Maßnahmen gezwungen: Der Sicherheitsdienst wurde verdoppelt.

Das bedeutet, dass nun anstelle von vier jetzt acht Aufsichtspersonen die Obdachlosen in der Messe beaufsichtigen.

„Es handelt sich um eine sehr schwierige Situation“, so der Amtsdirektor. „In der Messe Bozen sind 95 Personen untergebracht, die völlig unterschiedlich sind. Einige lassen sich etwas sagen, andere nicht, einige gehen arbeiten, andere nicht.“Dass ein Teil der Obdachlosen alkohol- und drogenabhängig ist, macht die Situation sicher nicht einfacher.

„Das ist eine komplexe Struktur, die man nur mit einem notwendigen Aufwand betreiben kann“, fasst Pollinger zusammen. Ziel ist es nun, diese zwei Wochen dauernde Quarantäne irgendwie zu überbrücken.

Mit den Obdachlosen wird derzeit jedenfalls intensiv gesprochen. Ihnen wird versucht klar gemacht zu werden, dass sie erst dann wieder ihre Freiheiten zurückerlangen, wenn sich alle an die Quarantäne halten.

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