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Unser Paradies

Pragser Wildsee

Wer glaubt, dass es am Pragser Wildsee ohne Touristen einsam ist, der täuscht sich gewaltig: Jetzt nutzen die Südtiroler die einmalige Chance für einen Abstecher zum See.

von Silke Hinterwaldner

Auf diesen Tag hat Peter lange gewartet. Er wohnt im Burggrafenamt, arbeitet im Gastgewerbe – und er war noch nie am Pragser Wildsee. Dabei sieht er auf Instagram seit Jahren die schönen Bilder vom See, er liest in der Zeitung, dass Menschen von weit her anreisen, um dieses Idyll zu besuchen und er stellt mit Staunen fest, welche Menschenansammlungen sich rund um Prags bilden.

Aber in den vergangenen Jahren hatte er von Frühjahr bis Herbst immer viel zu tun. Und außerdem wollte er sich nicht mit Dutzenden Menschen in einen Bus pferchen müssen, um zum See zu kommen. Am Sonntag schließlich setzte Peter sein Vorhaben in die Tat um: Er setzte sich mit Frau und Kind ins Auto und fuhr die weite Strecke bis zum Pragser Wildsee. Schnell war ihm klar, dass er nicht der einzige ist, der auf die Idee kam, in tourismusfreien Zeiten dieses beliebte Ausflugsziel anzusteuern. Obwohl Peter früh gestartet war, gab es kaum noch Parkplätze nahe dem See. Um den Teich tummelten sich bereits viele Besucher. Alles Südtiroler. Vinschger, Pusterer, Bozner – die einen waren mit dem Fahrrad gekommen, die anderen zu Fuß. Wieder andere reisten mit dem eigenen PKW an, im Kofferraum den Picknick-Korb und die Decke, um sich irgendwo nahe dem See niederzulassen. Kaum jemand kommt mit dem Zug oder dem Bus – die bisher angepriesenen öffentlichen Verkehrsmittel werden gemieden. Die Leute haben wohl zu viel Angst, sich dort mit dem Virus anstecken zu können.

Peter ist glücklich. Endlich hat er den Pragser Wildsee live erlebt. Er hat am Sonntag dort auch gute Bekannte getroffen, gemeinsam hat man sich einen schönen Tag gemacht und nicht nur die Natur, sondern auch die zahlreichen Ausflügler beobachtet.

„Manche Leute“, sagt Friedrich Mittermair, „kommen nur, um zu sehen, ob tatsächlich so viele Leute da sind.“ Der Bürgermeister von Prags schaut selbst immer wieder vorbei, um diese doch außergewöhnliche Situation zu beobachten. Dabei hat er festgestellt, dass die Südtiroler Besucher samt und sonders Mundschutz tragen und Abstände einhalten. Die Carabinieri drehen auch immer wieder eine Runde, um nach dem Rechten zu sehen. Allzu große Menschenansammlungen gilt es schließlich zu vermeiden.

Bei einer Stippvisite am Wochenende hat Bürgermeister Mittermair auch festgestellt, dass die PKW-Kolonnen den gesamten Vormittag andauern, die drei privaten Parkplätze am See sind voll belegt. „Es ist schon erstaunlich“, sagt er, „jetzt ist hier mehr los als im vorigen Jahr um diese Zeit.“ Der große Ansturm der Touristen kommt normalerweise ab Mitte Juli, eben dann wenn Land und Gemeinde mit dem Verkehrsbeschränkungs-Konzept starten. Dann muss man talauswärts parken oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, um anschließend mit dem Shuttle-Bus zum See gebracht zu werden.

Auch wenn heuer coronabedingt alles anders ist, arbeitet man bereits auf Hochtouren am Verkehrskonzept für den Hochsommer. Sobald die Touristen wieder kommen können, wird es neue Regeln und Vormerkungspflicht für den Shuttle-Bus geben. Am Konzept will man auf jeden Fall festhalten. Auch wenn es noch einige Fragen zu klären gibt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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