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„Dürfen nicht hysterisch werden“

Martin Huber, Vorsitzender im Präsidentenkollegium des DME Ost, über den schweren Neustart für Hotels, die Not der Mitarbeiter, Preisdumping und über einen Ausflug an den Pragser Wildsee.

TAGESZEITUNG: Herr Huber, wie bereiten sich die Hotels im Osten des Landes auf einen Neustart vor? Was ist dabei besonders wichtig?

Martin Huber: Die Hotels sind derzeit vor allem damit befasst, abzuklären wann und wie sie aufsperren können. Die Sicherheitsbestimmungen, das Einhalten von Abständen und einiges mehr – das alles ist für viele Neuland. Das ist aller nicht ganz einfach. Gleichzeitig sollen die Gäste nicht in einem Schildermeer versinken, es sollte so etwas wie ein stimmiges Konzept geben.

Für Wellnessbereiche gelten noch strengere Regeln. Manche Hotels vor allem im gehobenen Sektor arbeiten aber vor allem damit…

In den Wellnessbereichen muss man so genannte „Covid Protectet Areas“ einrichten, wo alle einen Corona-Test vorweisen müssen, der nicht älter als vier Tage sein darf. Viele werden sich in der Folge gut überlegen, ob sie die Wellnessbereiche unter diesen Voraussetzungen öffnen können. Die Freischwimmbäder haben es da viel leichter.

Aber werden die Gäste dann überhaupt noch kommen?

In Südtirol haben wir das Glück viel Erlebnispotential im Freien zu haben, wo sich der Gast frei und unbeschwert bewegen kann. Hier gibt es Platz genug für alle. Vielmehr hängt nun alles davon ab, wann die Grenzen aufgehen. Die EU müsste hier endlich auf den Tisch hauen. Es kann doch nicht sein, dass Italien ausgeschlossen wird. Wir hier im Osten von Südtirol haben viel italienisches Stammpublikum, aber in ganz Südtirol machen sehr viele Deutsche oder Schweizer Urlaub: Wenn die Grenzen zu bleiben, können diese Betriebe nicht aufmachen.

Was wird denn dann aus den vielen Mitarbeitern?

Diese Leute haben auch alle Familie zu Hause. Sie sind angewiesen auf ein Einkommen. Die Lohnausgleichkasse reicht nicht aus. In Südtirol wird es einige tausend Leute geben, die keine Arbeit mehr haben. Aber auch die Hotels werden sagen: Wenn ich nur 50 Prozent der Gäste habe, brauche ich auch nur 50 Prozent der Mitarbeiter.

Das liegt auf der Hand.

Die Situation ist schwierig. Die Arbeitnehmer brauchen ein Einkommen, die Familien müssen leben können. Ansonsten könnte die Stimmung schnell kippen.

Sind die Vorschriften und Gesetze zu streng?

Sollte alles gut gehen, werden wir sagen, die Vorschriften waren zu streng. Wenn es blöd läuft, waren die Gesetze zu lasch. Was richtig und was falsch ist, wird sich wohl erst im Nachhinein klären. Das Schlimmste wäre für alle Beteiligten eine zweite Welle. Das können wir uns nicht erlauben. Denn dann werden tatsächlich viele gar nicht mehr aufsperren. Der Tourismus ist wichtig.

Wie meinen Sie das?

In dieser Situation erkennen viele, die vorher den Overtourism kritisiert haben, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig tatsächlich ist. Wenn dieses Rad nicht in Schwung kommt, dann fehlt es in vielen anderen Sektoren auch. Eine gute Mischung, ein gutes Mittelmaß wäre wichtig.

Die Diskussion um den Ansturm auf den Pragser Wildsee hat sich zumindest zwischenzeitlich erledigt.

Schauen Sie: Ich bin am Sonntag mit meiner Frau zum Pragser Wildsee geradelt. Es war richtig schön: Dort haben Südtiroler gepicknickt, mit einem Glasl Wein und Speck am Brettl. Die Carabinieri haben kontrolliert. Aber es hat alles gepasst.

Zurück ins Hotel: Ist ein Preisdumping feststellbar?

Das würde alles kaputtmachen. Aber immer wieder gibt es Betriebe, die den Preis drücken. Das ist aber das falsche Signal. Wir dürfen nicht hysterisch werden.

Interview: Silke Hinterwaldner

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (24)

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  • andreas

    Der Tourismus im Osten hat die hohe Anzahl an Infizierten mitverantwortet, sie haben bis Anfang März ausgezeichnet gearbeitet und arbeiten viel mit Italienern.
    Der Süden und Westen ist weit mehr betroffen, da diese seid ca. November stillstehen und primär mit Deutschen arbeiten.
    Ich glaube nicht, dass die jetzt Ratschläge von jemanden aus dem Osten bei der Preisgestaltung brauchen.

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