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Leopold Altenburg

Leopold Altenburg (Foto: Janine Guldener)

Ein Gespräch mit Leopold Altenburg, dem Ururenkel von Sissi, der im dokumentarisch-fiktiven Farb-Hörspiel „Malerspuren“ für das Museum Passeier, der Figur Joseph Kyselak seine Stimme leiht.

 Museum Passeier: Sie sind im vierteiligen Hörstück „Malerspuren“ als Stimme des dem berühmtgewordenen Wiener Beamten Joseph Kyselak zu hören, der sich um 1825 namentlich gern auf alten Mauern und exponierten Felsformationen verewigte – und unter anderem auch im Passeiertal war. Was kennzeichnet den Sprachduktus der Wiener?

Leopold Altenburg: Die Wiener Sprachmelodie ist weich und ein bissl raunzig. Die feinen Leute nutzen eine gewisse jammernde Nasalität. Der Arbeiter aus Ottakring klingt da schon grober und derber. Viele ziehen die Vokale in die Länge. Auf das berühmte Meidlinger L sollte man im Wienerischen nicht verzichten. An der Sprache von Joseph Kyselak gefallen mir die langen Sätze, in denen er beinahe jedes Hauptwort mit einem Eigenschaftswort verziert. An seinen Sätzen, erkennt man den humorvollen Beamten – auch das soll es geben.

Kaiserin Elisabeth von Österreich war ihre Ur-ur-Großmutter. Welche Rolle spielte sie in Ihrer Familiengeschichte?

Ich hab ein schönes Weinglas geerbt, das aus dem Korfubestand von Kaiserin Elisabeth stammt. Eingraviert ist ein Wappen, das einen Delphin und eine Krone zeigt. Daraus trinke ich gelegentlich. Leider gibt es kaum überlieferte Anekdoten, die von ihren Nachfahren weiter gegeben wurden. Daher ist Sissi für mich ein ähnlich großes Rätsel, wie für viele andere auch. Aus familiären und persönlichen Gründen hab ich natürlich mit Spannung die Tagebücher von Marie Valerie gelesen – sie ist die jüngste Tochter von Elisabeth und meine Urgroßmutter.

Sissi war vor 150 Jahren erstmals in Meran, plante einmal sogar einen Aufenthalt im Passeiertal. Die Gegend ist für Ihre Vorfahren stets ein begehrtes Reiseziel geblieben. Warum?

Meine Ururgroßmutter liebte die Natur, die Berge und gute Luft. Nach Meran kam sie, weil ihre damals zweijährige Tochter Marie Valerie krank war und eine Kur benötigte. Hier erholte und gesundete sie recht schnell. Diese Nachricht hat sich herumgesprochen und aus der Gegend wurde ein beliebter Luftkurort. Das ist er bis heute geblieben. Vielleicht sollte ich den Aufenthalt im Passeiertal, den meine Ururgroßmutter verabsäumt hat, nachholen. Ich kann nur nicht versprechen, dass ich eine ähnliche magnetische Wirkung für den Tourismus habe wie Sissi.

Im Hörstück geht es kurz um die Wiener Pestsäule und um die Erkrankung Rote Ruhr, Kyselak selbst starb an der Choleraepidemie 1831. Wie erlebten sie die vergangenen Corona-Wochen?

In der Zeit des Lockdowns erlebte ich eine große Solidarität unter den Menschen. Da wo ich wohne, am Stadtrand von Berlin, haben sich die Nachbarn gegenseitig angerufen und ihre Hilfe angeboten. Viele haben sich ernsthaft gefragt, wie es wohl zurzeit den anderen geht – und trotz des nötigen Abstandes, entstand bei vielen ein neues Bewusstsein für soziale Nähe. Ich persönlich machte mir Sorgen um die älteren Mitmenschen. Verwandte und Freunde gehören der Risikogruppe an. Auch mit einigen Krankenhäusern und Seniorenheimen, in denen ich als Krankenhausclown arbeite, blieb ich im Kontakt. Als Familienvater genoss ich die Zeit mit meinen Töchtern und meiner Frau. Als Künstler nutze ich die Wochen für Geschichten, die mir einfielen für ein weiteres Buch. Die Kreativität hilft mir, um nach vorne zu schauen und nicht am Ist-Zustand zu verzweifeln. Ich freue mich aber auch auf die Zeit nach Corona, denn mir fehlt sehr die Bühne und das Publikum.

Sie engagieren sich auch als professioneller Krankenhausclown bei den „Roten Nasen“ – eigentlich auch eine Art von Krankenpflege. Wie ist es, Menschen zum Lachen zu bringen, die sich in einer schmerzlichen Situation befinden?

 Neben den künstlerischen Fähigkeiten, ist vom Krankenhausclown auch eine große Empathie gefordert. Unter Empathie verstehe ich nicht Mitleid, denn Mitleid hilft den Menschen nicht, und führt dazu, dass es mir vor lauter Mit-Leid, selbst schlecht ergeht. Nein, was wir schenken können, ist Mitgefühl – und hier im besonderen das Mitgefühl für die positiven Gefühle, die jeder Mensch hat. Diese Gefühle, die uns Freude bereiten und für Leichtigkeit sorgen, hilft der Clown zu entdecken. Dadurch rückt die Krankheit in den Hintergrund und der Mensch, die Persönlichkeit wieder in den Vordergrund. Zur Zeit ist es uns erlaubt, wieder ein paar Kinderkrankenhäuser zu besuchen mit allen Abstandsregeln, die wir einhalten. Für die Senioren spielen wir vor dem Pflegeheim unter den Fenstern und Balkonen und klettern auf Leitern, um ihnen näher zu sein.
Das Hörstück Malerspuren soll die Zuhörer durch eine Gegend begleiten, die einst auch Kyselak aufgesucht hat. Welchen Stellenwert hat das Wandern in Ihrem Leben?

Die wenigen Wanderungen, die ich gemacht habe, bleiben mir als intensive Erfahrungen in Erinnerung. Im Alltag bin ich mehr Radfahrer und Spaziergänger. Wenn ich in Bewegung bin, fällt es mir leichter, Texte fürs Theater zu lernen, oder es entstehen Geschichten, die ich später aufschreibe. Wenn meine Gedanken immer wieder um dasselbe Thema, dasselbe Problem kreisen, hilft mir auch das Gehen in der Natur, um neue Betrachtungen auf die Welt zu finden. Ich verstehe jeden, der leidenschaftlich gerne geht und wandert.

 

Zur Person

Leopold Altenburg ist ein Ururenkel von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Engagements als Schauspieler führen den in Berlin wohnhaften Kosmopoliten u.a. nach Wien, Salzburg, Bielefeld und Bonn. Er ist Krankenhausclown bei den Roten Nasen International, Regisseur verschiedener Theaterstücke und begibt sich in Dokumentationen auf die Spuren des Kaiserreiches und die Wurzeln seiner Herkunft. Über seine Familiengeschichte schrieb er das Buch „Der Kaiser und sein Sonnenschein“. www.leopoldaltenburg.com

 

Malerspuren – Ein Farb-Hörspiel

Auf den Spuren des Wiener Beamten Joseph Kyselak, der 1825 über den Jaufen zum Sandhof in Passeier kam.

Im September 1825 kam der Wiener Beamte Joseph Kyselak über den Jaufen zum Sandhof in Passeier. Er hatte seinen Hund Duna dabei, nebst Pinsel und Farbe.  Knapp 200 Jahre später taucht er wieder auf, als ominöse Figur im mehrteiligen Hörstück MALERSPUREN des MuseumPasseier. Auf seinen Spuren wandelnd verbindet die akustische Fuß- und Busreise quer durch Passeier die Vergangenheit mit der Jetztzeit.  Eine farbenfrohe Collage inklusive feiner Sprachfärbung und Musik.

Malerspur 1 führt ins 19. Jahrhundert und in rund 35 Minuten vom Sandhof nach St. Martin. Lausche dem Wasserlauf der Passer, vor allem aber dem Zwiegespräch des Wiener Beamten Joseph Kyselak und der jungen Maria Auer! Erzählerisch zeichnet die Malertochter das Leben ihrer Vorfahren nach, deren Wohnhaus über 120 Jahre lang eine Malerwerkstätte war. Die gemütliche Wanderung gibt allerdings auch einige schwierige Rätsel auf …

Malerspur 2 führt in rund 20 Minuten vom Sandhof zum Busbahnhof im Zentrum von St. Leonhard. Auf Joseph Kyselaks Fußweg reisen Sie akustisch in das 20. Jahrhundert und begegnen der malerischen Bildsprache eines großen Kinoregisseurs, der hier eine fesselnde Erzählung schuf. Sie hören, weshalb Gemälde bekannter Künstler wie Botticelli oder Caravaggio einige Zeit in St. Leonhard verbrachten – und was heute im Dorf überraschend an Kyselak erinnert …

Malerspur 3 führt mit dem öffentlichen Bus in rund 15 Minuten von St. Leonhard nach Moos. Und gleichzeitig auf jene richtigen Spuren, die die Lösung für einige Rätsel bringen.
Während Joseph Kyselak mit seinem Geheimnis wieder nach Wien wandert, erfahren Sie welche Passeirer Kunst von damals in die österreichische Hauptstadt und Umgebung wanderte …

Informationen: Ausgangspunkt des Hörspiels ist das MuseumPasseier. Nach einer Einleitung geht es los. Sie benötigen ein aufgeladenes Smartphone mit Internetverbindung sowie Kopfhörer.

Drehbuch, Gestaltung und Produktion: Martin Hanni
Technische Umsetzung: CompuNet & Partner vGmbH, Meran
Logo: Formbar (nach einem Entwurf von Passeirer Jugendlichen)
Sprecher und Sprecherinnen: Leopold Altenburg (Joseph Kyselak), Dietmar Gamper (Erzähler), Martina Kreuzer (Anweisungen), Andrea Polato (Cineast und Reisender), Judith Schwarz (Maria Auer)
Interviews: Bruno Pichler, Hanns-Paul Ties, Barbara Zingerle-Knoflach
Kinderstimmen: Noah Eduard Marth, Leander Moosmair, Bastian Pamer, Raphael Pamer, Anna Schwarz, Clara Schwarz, Elena Schwarz, Jakob Schwarz, Hanna Verdorfer, Alina Pabst
Musik: Simon Gamper, Peter Holzknecht, Albert Mayr, Alexander Pamer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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