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Vot’Antonio, Vot’Antonio

In der Reihe „Totò il principe della risata“ bietet Raiplay die wichtigsten Filme des Ausnahmekomikers Totò an.

von Renate Mumelter

Zwischendurch habe ich bei „Gli onorevoli“ schallend gelacht, die „battute“ waren einfach zu gut. Es ist verstörend, diesen Film aus dem Jahr 1963 mit dem Wissen von heute anzusehen. Wir haben nichts dazu gelernt. Es geht um einen Parlamentswahlkampf, in dem noch Aldo Moro und Giulio Andreotti eine Rolle spielen und in dem Frauen ihre ersten Schritte in die Politik tun. Bianca Sereni ist Kandidatin der Democrazia Cristiana. 

Sie entspricht dem damals gängigen Klischee emanzipierter Frauen, arbeitet zielstrebig auf ihre Wahl hin. Ihre größte Feindin ist eine Frau im Hintergrund. Sereni möchte sich für Frauen einsetzen, die aus der Sexarbeit ausgestiegen sind. Ex-Prostituierte helfen ihr beim Plakatieren, sie überkleben die „Vota Stella e Corona“-Spruchbänder des „Partito della Restaurazione“ der Monarchisten. 

Einer der monarchistischen Kandidaten ist Antonio La Trippa, dargestellt von Totò. La Trippa weiß, dass man im Wahlkampf mit allen Mitteln auf sich aufmerksam machen muss. Er setzt auf psychologische Kriegsführung mit Trompete und mit einer eindringlich geflüsterten „Vot’Antonio“-Litanei. Die aufdringlichen Posts von heute bewirken dasselbe. 

Antonios Frau kündigt den politischen Ehebruch an. Sie werde Giulio wählen, sagt sie. Antonio droht mit Scheidung, wenn’s einmal möglich sein sollte, und nimmt’s gelassen: „Non c’è rosa senza spine, non c’è governo senza Andreotti“.

Mitbewerber sind neben der DC die Kommunisten mit ihrem PCI, die Liberalen mit dem PLI und die Faschisten mit dem MSI. 

Zwei findige Burschen nutzen die Zeit und bieten gegen Entgelt Wahlkampf für alle an. Sie haben ihr Auto mit Lautsprechern und der Aufschrift „Vota“ versehen und wechseln Parteizeichen und Slogans aus. Im Park der Villa Borghese spielen Bubenbanden Wahlkampf und spiegeln die Welt der Erwachsenen. 

Dass der Film „Die Ehrenwerten“ heißt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Regisseur Sergio Corbucci zählt mit Sergio Leone zu den besten Spaghetti-Western-Regisseuren. Im Film tritt er kurz als Pensionsbesitzer auf. „Gli onorevoli“ amüsiert und bezieht kritisch Stellung. 

Totò

Totò wurde 1898 als Antonio Clemente in Neapel geboren, später hieß er nach seinem Vater Antonio de Curtis. Er trug eine Reihe von Adelstiteln. Er blieb bis heute einer der beliebtesten Komiker Italiens, wird mit Buster Keaton oder Charlie Chaplin verglichen. Er starb 1967.

 „Gli onorevoli“, (I 1963), 98 Min., Regie: Sergio Corbucci, mit Totò, Franca Valeri, Peppino De Filippo, Gino Cervi, Franco Fabrizi, Walter Chiari. Bewertung: Empfehlenswert, Vot’Antonio, Vot’Antonio!

https://www.raiplay.it/programmi/glionorevoli

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