Du befindest dich hier: Home » News » Arbeiten in den Ferien?

Arbeiten in den Ferien?

Foto: 123RF.com

Petra Nock von der Schulgewerkschaft SSG im ASGB erklärt, warum sich die LehrerInnen nicht für die Sommerbetreuung zwangsverpflichten lassen wollen und ärgert sich über die mangelnde Wertschätzung, die Lehrpersonen in dieser Diskussion entgegengebracht wird.

Tageszeitung: Frau Nock, weil Schulen und Kindergärten bis Herbst geschlossen bleiben, stehen viele Eltern vor einer großen Herausforderung. Der Ruf nach Sommerbetreuung wird da immer lauter…

Petra Nock: Wir sind uns bewusst, dass die Situation momentan schwierig ist und dass es Solidarität braucht, aber wir sehen auch die Situation, dass Lehrpersonen zurzeit unter widrigsten Bedingungen ihren Dienst tun. Wir bekommen Rückmeldungen, dass viele bis in die Nacht arbeiten und auch am Wochenende erreichbar sind, weil man sich den Situationen der Schüler teilweise anpassen muss – nicht jede Familie hat die gleichen Möglichkeiten und Voraussetzungen. Zudem musste der Unterricht komplett neu gestaltet und vorbereitet werden. Sicher, schwarze Schafe gibt es immer, aber ein Großteil der Lehrer ist äußerst fleißig und rund um die Uhr im Einsatz. Und mich stört daher an dieser Diskussion die mangelnde Wertschätzung, die den Kollegen und Kolleginnen entgegengebracht wird.

Weil Landesrat Philipp Achammer Lehrer und Kindergartenpersonal für die Sommerbetreuung einsetzen will?

Zu allererst muss man klarstellen, dass Lehrer nicht für eine Betreuung zuständig sind sondern für Unterricht. Rein dienstrechtlich ist es weder national noch lokal momentan möglich, dass Lehrer für die Sommerbetreuung verpflichtet werden – da bräuchte es neue Gesetze oder Bestimmungen mit klaren Rahmenbedingungen und Richtlinien.

Man muss solche Aussagen wie „Die Lehrer haben eh den ganzen Sommer frei“ aber einfach auch mal hinterfragen: Dass im Sommer vielfach Stunden ausgeglichen werden, die Lehrer während des Schuljahres mehr arbeiten, sieht niemand – man meint immer, dass Lehrer nur 20 Stunden in der Klasse sind.

Petra Nock

Aber was antworten Sie z.B. einem Handwerker oder Selbstständigen, der während der Krise nicht arbeiten konnte und nichts verdient hat und sich darüber ärgert, dass einige Lehrer, die nicht so fleißig Fernunterricht gestalten, normal bezahlt werden?

Es ist schade, dass jetzt diese Neiddebatte ausbricht. Wir haben nie gesagt, dass Lehrer nicht freiwillig Sommerangebote machen dürfen – als Gewerkschaft sagen wir nur, dass niemand verpflichtet werden kann, weil die Lehrer auch jetzt ihren Dienst leisten.

Um es klarzustellen: Wie lange dauern die Sommerferien der Lehrer?

Unser Vertrag sieht vor, dass das Schuljahr am 1. September beginnt und mit der letzten Lehrerkonferenz bzw. mit den Abschlussprüfungen endet. Aber auch hier gibt es Unterschiede: Viele Oberschullehrer haben eine Maturaklasse und arbeiten bis Mitte Juli, starten dann im August aber wieder mit Aufholmaßnahmen – d.h. die sechs Wochen Urlaub, die ihnen zustehen würden, bringen sie gar nicht unter. Aber auch viele andere Lehrer bereiten sich im Sommer auf das nächste Schuljahr vor, besuchen Fortbildungen und planen ihren Unterricht. Und gerade in dieser Zeit müssen die Lehrer im Sommer jetzt noch mehr umplanen, wenn man davon ausgeht, dass die Schule im Herbst nicht ganz normal wieder weiterlaufen kann – das ist viel Arbeit, die man nicht sieht.

Einige Eltern kritisieren aber auch, dass die Unterrichtsqualität in dieser Phase leidet und es sich einige Lehrer auch sehr einfach machen…

Dass der Unterricht nicht derselbe ist wie in der Schule, ist klar und die Lehrer sind sich dessen bewusst. Es ist aber auch nicht möglich, mit den Kindern täglich von 8.00 Uhr bis Mittag Videokonferenzen zu machen. Natürlich sind die Eltern teilweise stark gefordert und wir sind uns dessen bewusst, dass nicht alle Lehrer es schaffen, einen Online-Unterricht korrekt vorzubereiten – aber auch wir wurden von dieser Situation überrumpelt. Man muss hier auch schätzen, dass wirklich viele engagierte Lehrer Versuche und Bemühungen unternommen haben, die sicher noch verbesserungswürdig sind – dafür braucht es aber Zeit.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (125)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • postfackisch

    Fau Nock das ist doch keine Neiddebatte, aber mit einem Teil der den Lehrern zustehenden Ferien und das sind im Verhältnis zu anderen Berufgruppen nicht so wenig, könnten sie einen sehr wertvollen Beitrag zur Unterstützung der Wirtschaft leisten. Und von dieser leben wir nun alle einmal.

  • andreas

    Es ist verständlich, dass das Lehrpersonal sich jetzt aufregt, wenn es mal aus seiner Komfortzone raus und sich anstrengen muss.
    Es wirkt halt so, als wenn sie für jeden Handgriff, den sie zusätzlich machen müssen, Anerkennung und Geld wollen.

    Die Situation ist aber wie sie ist und wenn sie auch in Zukunft noch einen sicheren und gar nicht so schlecht bezahlten Job wollen, ist momentan halt Mehrarbeit gefragt.
    Das derzeitige System lässt sich aus finanziellen Gründen nicht mehr aufrecht erhalten, nicht nur das Lehrpersonal wird sich also sowieso umstellen müssen.

    • george

      @andreas
      Du tust so, als ob sie es nicht schon jetzt täten und dauernd tun, sich umstellen und sich nach der Decke strecken. Du bist halt auch so einer, der immer nur von der Höhe herab auf die einfachen Arbeiter schaut, anstatt den Sachverhalt differenziert zu betrachten und selber mit anzupacken.

  • susim

    @jennewein
    Warum bist du nicht Lehrer geworden? Lass dich umschulen!

  • echnaton

    „Freiwillig ja klar, aber nur wenn wir dafür auch bezahlt bekommen“ das sind dann die Aussagen dieser Lehrpersonen.

  • flottebiene

    Frau Nock sollte mal in anderen Bereichen einen Einblick verschaffen. Lehrer, die nachts und am Wochenende arbeiten, sind Märchen…..die Lehrer sollten wirklich mal am Wochenende und in der Nacht arbeiten, dann könnte Frau Nock gross reden.
    Ganz zu schweigen von all ihren Privilegien wie Ferien,immer dann wenn ihre Kinder frei haben

  • stanislaus

    Um diese Diskussionen um die Arbeitszeiten und -stunden der Lehrer zu beenden schlage ich vor dass die Lehrer ihre Vorbereitungs- und Korrekturstunden in der Schule machen müssen… Urlaubstage würde ich auch jenen z.B. einer Krankenschwester anpassen…

    • george

      @stanislaus
      Ach wie fein! Könnten sie es nur zum Großteil tun, in der Schule all ihre Arbeiten machen, die meisten wären glücklich damit. Dann müsstet ihr ihnen aber dort auch die entsprechenden Räumlickeiten, Arbeitsutensilien, digitalen Grundlagen usw. zur Verfügung stellen, anstatt immer nur die eigenen privaten Grundlagen und auf eigene Kosten zuhause einrichten und anschaffen zu müssen. Sehr schön!

  • robby

    Ich habe nach der Matura selbst für 5 Jahre unterrichtet. Dazu mein Studium absolviert. Trotzdem fühlte ich mich unterfordert.
    Ich wechselte anschließend in die Privatwirtschaft. Erst dort habe ich mitbekommen was es heißt richtig zu arbeiten. Natürlich war das Einkommen dann ungleich höher, die Anforderungen aber auch. Kein Vergleich mehr mit der geilen Zeit als Lehrer.

    • sorgenfrei

      @robby: wenn sie als lehrer unterfordert waren, hane sie es mit der arbeit wohl nicht so ernst genommen…

      • robby

        @sorgenfrei, doch doch. Die Eltern hatten sich darum gerissen ihre Kinder in meinen Klassenzug zu schicken. Unterricht war aber vor 45 Jahren noch etwas leistungsorientierter als heute. Unterricht war aber die Arbeit mit der umfangreichsten Freizeit um mein Studium abzuschließen, auch wenn der Verdienst ziemlich mickrig war.

  • prof

    Mir tun alle Lehrer wirklich leid, vor allem deßhalb weil sie jetzt nicht mehr wie noch in den 90ger Jahren mit 20 Berufsjahren in Pension gehen können.

    • george

      ‚prof‘, ich sehe sehr wohl, dass ihr alle, die ihr so polemisiert, euch nie richtig selber in die Materie hineingekniet habt, sonst könntet ihr nicht so völlig daneben sein. Oder wollt ihr wirklich nur peinlich wirken?

  • heinz

    Lehrer verdienen in Italien bloß einen Bruchteil dessen, was Lehrer in anderen europäischen Staaten wie Deutschland, Schweiz oder Luxemburg beziehen.
    Es ist legitim, über eine Erhöhung des Arbeitspensums der Lehrer zu diskutieren, aber dann sollen sie auch anständig bezahlt werden.

  • sorgenfrei

    Ich war handwerker, büroangestellter und lehrer… als handwerker und büroangestellter bin ich abends heim und musste: nichts denken. Heute nehm ich soviel pakete mit nach hause. Weil mir jeder einzelne schüler am herzen liegt… können die meisten schreiber hier nicht nachvollziehen, denn in vielen unternehmen zählt nur, was in der geldtasche zusammenkommt… Wobei wir alle wissen, dass so mancher unternehmer die violetten scheine in der tasche sehr schwarz verdient… um anach den neuesten suv von de steuer abzuschreiben und auf die lehrer schimpfen… viele arbeiten sehr viele stunden, verdienen aber auch dementsprechend… ein lehrergehalt ist nicht sehr üppig, zudem verdient er frühestens mit 25 jahren… aus meiner erfahrung kann ich euch sagen: 1 lehrerstunde kann man nicht 1:1 mit anderen stunden vergeleichen… 1 lehrerstunde entspricht 1,6 verwaltungsstunden… und dies völlig zurecht! Also 20×1.6 engspricht also den stunden von verwaltungsangestellten… dazu kommen noch x stunden an vorbereitubg…außerdem arbeiten lehrer bis ende juni und fangen ende august wieder an, also von wegen 3 monate ferien… dazu muss auch noch gesagt werden, dass die stunden unters jahr der erholung dienen…ein lehrer hat so gut wie keine aufstiegsmöglichkeiten und hat zwar oft ferien, aber immer zu vorgegebenen zeiten, in denen zudem jeder urlaub doppelt kostet, weil hochsaison… soweit mein beitrag zum thema lehrerbashing

    • hallihallo

      nicht umsonst heißt zu sorgenfrei.
      daß mit dienst bis 30. juni kannst du jemanden anderes erzählen.
      die bekommst sicherlich ab 13 juni genügend whatsup von deinen kollegen aus dem urlaub , oder lieg ich falsch??

      • sorgenfrei

        @hallihallo: ja, und in einem gemeinsamen gebet danken wir täglich gott, dass er uns diesen job gegeben hat, wo man mit nichtstun geld verdient und für menschen wie sie, dass die mit ihrer harten knochenarbeit für die lehrer aufopfern. Danke, danke!

  • hallihallo

    was soll man nach so einem interview noch sagen? alle vorurteile gegenüber lehrern bestätigt. die sind ja immer bis 30. juni im dienst, aber ab 13. juni schon oft am meer. ab 1.setember im dienst ,aber im november sind die schüler einen tag zuhause wegen eine pädagogischen tagung. einfach unglaublich. derzeit werden den kindern einmal wöchentlich aufgaben geschickt, ansonsten funkstille.
    schlimmer ist noch die wellenzohn von den kindergärtnerinnen. im sommer brauchen die kindergärtnerinnen den verdienten urlaub, denn schließlich sind sie ja derzeit im dienst. sie bereiten märchen für die kinder vor. wenn sie schon im dienst sind, hätten sie mindestens in den seniorenheimen oder krankenhäusern aushelfen sollen. aber dienst auf dem sofa??
    deutschland und österreich sind ja immer unsere vorbilder, aber da haben die kindergärtnerinnen ganz andere arbeitszeiten.

  • prof

    Wenn die Lehrpersonen soviel jammern und auch ihr Verdienst nicht gerade üppig ist so könnten sie jetzt „umwandeln“ es braucht dringend Pflegepersonal in den Krankenhäusern und Altenheimen zudem auch Badante.

  • flottebiene

    Also mir isch glaich,wos die Lehrer tian odo net tian…..Italien isch bis Ende Juli in „Emergenza nazionale“….gewisse Berufsgruppen hom sogor Urlaubsstopp….i find holt, in solche Momente muss man zomhebm…se huasst a mithelfn, dass Eltern net ins schleudern kem…. wenn a Lehrer odo Kindogärtner helfn kenn, solln se holt epas tian….Gewerkschaft hin odo her….

  • prof

    @sara
    Oder es ist ein Kommentar welches ironisch gemeint ist,ansonsten verdienen die Ärzte zuviel und die Lehrpersonen zu wenig.

  • heinz

    Ich sehe keinen sachlichen Grund für die Debatte. Diejenigen, die bisher im Bereich der Sommerbetreuung im Einsatz waren, sollen das auch heuer tun, zu den gleichen Tarifen wie bisher. Dies vorausgesetzt, dass eine Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Gruppen überhaupt möglich sein wird.
    Jetzt als Bildungslandesrat herzugehen und ohne Notwendigkeit auf die gesamte Lehrerschaft zu schießen halte ich für nicht akzeptabel.

  • sorgenfrei

    @hallihallo: ja, und in einem gemeinsamen gebet danken wir täglich gott, dass er uns diesen job gegeben hat, wo man mit nichtstun geld verdient und für menschen wie sie, dass die mit ihrer harten knochenarbeit für die lehrer aufopfern. Danke, danke!

    • hallihallo

      sorgenfrei
      sag ja schon dein name. in dieser zeit opfern sich viele auf, z.b die sanitätsangestellten. aber sie dürfen sich ja von ihrer anstrengenden arbeit ein halbes jahr ausruhgen. genießen sie es und schöne sommerferien.

  • nochasupergscheiter

    Liebe Lehrer, liebe Kindergärtnerin, und auch nicht zu vergessen Liebe gewerkschaftler und Liebe landesbedienstete! Wehrt euch endlich! Lasst euch das nicht mehr gefallen! KUENDIGT ENDLICH UND GEHT IN DIE PRIVATWIRTSCHAFT… DORT ISTS VIEL BESSER! MEHR GEHALT, MEHR FREIZEIT, WENIGER STRESS… MACHT ES! SOFORT! LÄSST EUCH NICHT MEHR PFLANZEN!

  • george

    ‚gostwiriter‘ ist wirklich „noch so a supergscheiter“ wie @ :-P. Beschämend!
    So, und wenn ich das hier schreibe, ist das nicht etwa deshalb, weil ich etwa ein Lehrer sein würde. Ich habe auch keinen Lehrer in meiner Familie und bin deshalb in meiner Beurteilung auch nicht befangen.
    Natürlich gibt es auch äußerst bequeme und untüchtige Leute unter den Lehrern, die ihren Job nicht wert sind, aber die gibt es in jeder Berufskategorie. Das ist aber kein Grund, eine Berufskategorie gegen andere auszuspielen, sondern nachzuspüren, wer sind die „schwarzen Schafe“ und warum sind sie es.

  • flottebiene

    Fragen sie doch Mal Krankenpfleger…sind auch Landesbedienstete- in derselben Gehaltsstufe wie Lehrer….aber halt….die haben keine Zeit, sich über ihre wahnwitzigen Ideen Gedanken zu machen….

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen