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Rezession in Südtirol

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Das ASTAT schätzt einen BIP-Rückgang von 3,8 bis 5,6 Prozent, das WIFO sogar von sieben bis elf Prozent. Die Gründe.

Laut dem Landesinstitut für Statistik (ASTAT) ist das Bruttoinlandsprodukt in Südtirol im Jahr 2019 um 1,5 Prozent gewachsen. Das ist etwas weniger als in den zwei Jahren zuvor, was mit den internationalen Spannungen im Vorjahr begründet wird.

Für 2020 gestalten sich die Prognosen laut ASTAT aufgrund der nicht-vorhersehbaren Coronavirus-Entwicklung schwierig. Deshalb wurden unterschiedliche Szenarien für die Schätzung des BIP für 2020 herangezogen. Im Falle einer Totalschließung für zwei Monate rechnet das ASTAT mit einem BIP-Rückgang von 3,8 Prozent. Bei einer Schließung für drei Monate und einer graduellen Wiedereröffnung im dritten Monat sind es minus 5,6 Prozent. Bei mehr als drei Monaten Schließung müsse mit einem Einbruch von bis zu 20 Prozent gerechnet werden.

Gestern gab auch das Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer (WIFO) eine BIP-Schätzung ab. Südtirol werde von der weltweiten Rezession hart getroffen, meint das WIFO. Es prognostiziert, dass das BIP im Jahr 2020 um sieben bis elf Prozent schrumpfen könnte.

Laut den WIFO-Experten könnte Südtirol diesmal – anders als bei der Finanzkrise vor zehn Jahren – mehr leiden als Restitalien. Der Grund: die große Bedeutung einiger Sektoren, die von den Corona-Maßnahmen stark betroffen sind, wie Tourismus, Einzelhandel und Automotive-Industrie.

WIFO-Direktor Georg Lun hatte in den ersten Coronavirus-Wochen noch einen BIP-Rückgang von rund fünf Prozent geschätzt. Warum jetzt die deutliche Korrektur nach unten? „International war der Einbruch stärker als erwartet, was der Exportsektor spüren wird. Zudem dürfte es den Tourismus länger treffen als erwartet. Das hat große Konsequenzen“, begründet Lun auf Nachfrage der TAGESZEITUNG. Das seien auch die Gründe für die unterschiedlichen Schätzungen von ASTAT und WIFO.

Das WIFO führt derzeit mit der Eurac eine Erhebung unter den Südtiroler Unternehmen durch. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Effekte der Pandemie genauer zu messen und die notwendigen Maßnahmen zur Überwindung der Krise zu untersuchen. Die Ergebnisse werden in den kommenden Wochen veröffentlicht. (hsc)

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Kommentare (11)

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  • andreas

    Mein Gott, das WIFO hat ja Sorgen.
    Es reicht doch die Experten hier im Forum zu fragen, welche schon vor der Krise erklärt haben, dass wir den Tourismus nicht brauchen und die Wirtschaft ein Werk des Teufels ist.

    2019 hatten wir im Sommer 21 Millionen Übernachtungen mit durchschnittlichen Ausgaben von ca. 100 Euro. Kommt die Hälfte, was schon sehr optimistisch ist, fehlt über einer Milliarde, was schon ca. 5% des BIPs von 22 Milliarden wäre.
    Der private Konsum ist generell gesunken, da die Zukunftsprognosen eher düster sind und recht viele kaufen bei den Aasgeiern von Amazon ein.
    Die Nachfrage wird sich auch wenn alle wieder offen haben in Grenzen halten, was dazu führen wird, dass Anbieter die Preise senken werden.
    Die 11% des WIFO halte ich für sehr optimistisch.

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