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„Haben viel abgedeckt“

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In Bruneck werden voraussichtlich nur drei Lebensmittelgutscheine ausgestellt werden. Interessenten gibt es zwar zur Genüge, aber die Kriterien erfüllen nur eine Handvoll Bürger.

von Markus Rufin

Die Nachricht, dass künftig im gesamten Land Lebensmittelgutscheine für bedürftige Personen ausgestellt werden, wurde mit viel Freude aufgenommen. Um sicherzustellen, dass die Gutscheine nur jenen Personen zu Gute kommen, die sie wirklich benötigen, hat Südtirols Rat der Gemeinden im Vorfeld Kriterien festgelegt, die erfüllt werden müssen, um Anrecht auf die Gutscheine zu haben.

Wie sich nun herausstellt scheinen diese Kriterien für einige Gemeinden aber zu engmaschig zu sein. Bestes Beispiel hierfür ist Bruneck.

Dort hat man mit der Verteilung der Lebensmittelgutscheine zwar noch nicht begonnen, das Interesse ist aber groß. Aus dem eigens dafür eingerichteten Call Center heißt es, dass man bei der Bearbeitung der Anfragen kaum mehr herauskomme. Am Donnerstag, dem ersten Tag, an dem man sich Informationen einholen konnte, gab es über 60 Anfragen, etwas weniger am Freitag, aber am Dienstag kamen wieder zahlreiche Anrufe.

Die Verteilung der Gutscheine hat zwar noch nicht begonnen, dementsprechend wurde bisher kein Gesuch offiziell angenommen, laut aktuellem Stand dürften aber nur drei Anfragen positiv begutachtet werden. Mit 16.000 Einwohner stehen Bruneck 88.000 Euro zur Verfügung, dass die Gemeinde dieses Geld unter diesen Kriterien auch tatsächlich benötigt, ist unwahrscheinlich.

Bürgermeister Roland Griessmair betont aber, dass man damit bereits gerechnet habe: „Die Kriterien unterscheiden sich nicht sonderlich von den nationalen Kriterien. Südtirol hat aber ein anderes soziales Fangnetz. Viele Gemeinden in Rest-Italien fürchten, mit dem Geld nicht auszukommen, bei uns ist das Gegenteil der Fall.“

Griessmair glaubt, dass es nur wenige Menschen in Südtirol gebe, die durch Covid so sehr in Bedrängnis gekommen sind, dass sie nicht mehr wissen, woher sie ihr Essen bekommen sollen. Viel eher sei das in Süd-Italien der Fall, wo es viele „Padroncini“ gebe. Durch die Lohnausgleichskasse, Mietbeihilfe und anderen Formen von sozialer Unterstützung erfüllen zahlreiche Südtiroler die Kriterien nicht. Sie seien auf die Lebensmittelgutscheine aber auch nicht zwingend angewiesen.

In Bruneck komme außerdem die Lebensmittelausgabestelle LeO hinzu, die bereits am 18. März öffnete und viele bedürftige Menschen mit Lebensmittel versorgt. „Ich denke, dass dadurch bereits viel abgedeckt wurde“, glaubt der Bürgermeister. „Ich würde daher von Glück sprechen, dass es nur so wenig positive Gesuche gibt.“

Ob das restliche Geld, dass vom Staat zur Verfügung gestellt wird, anderweitig verwendet werden kann, muss erst abgeklärt werden, erklärt Griessmair: „Der Rat der Gemeinden bevorzugt eine landesweit einheitliche Regelung, daher muss diese Option erst noch diskutiert werden.“

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Kommentare (10)

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  • andreas

    „Anrecht auf die Unterstützung haben Ein-Personen-Haushalte, deren letztes Monatseinkommen nicht 500 Euro übersteigt. Für Familien mit zwei Personen liegt die Grenze bei 650 Euro, für drei Personen 840 Euro, für vier oder mehr Personen bei 1000 Euro. Eine weitere Bedingung ist, dass die liquiden Mittel der Familie 5000 Euro nicht überschreiten.“

    Herr Bürgermeister, ich würde die Meinung nochmals überdenken.

    Wie um alles in der Welt soll eine Familie, welche ev. noch Miete oder die Rate fürs Haus abbezahlt, auch wenn diese aufgeschoben werden, irgendwann sind sie fällig, mit dem wenigen Geld auskommen?
    Die Anzahl der Anfragen zeigt doch, dass eine gewisse Notwendigkeit bzw. Not besteht, denn ich gehe nicht davon aus, dass die alle sich nur die paar Euros erschleichen wollen.

    Ich bin immer mehr erstaunt, wie realitätsfremd manche Bürgermeister agieren.

    Caramaschi spielt den Dorfsheriff und lässt zwar zu, dass Hundebesitzer sich eine Grünfläche suchen können, mit Kindern ist das aber verboten.

    Rösch und ich glaube alle BM schließen die Recyclinghöfe, wobei jetzt jeder Zeit hat etwas aufzuräumen und wenn sie kontinuierlich offen wären, es sich nicht stauen würde. Nun werden sie für kurze Zeit geöffnet und logisch wird es sich da stauen. Beim Recyclinhof in BZ besteht z.B. gewiss keine Gefahr einer Ansteckung, die Mitarbeiter weisen einen ja nur ein und der Abstand beim Abladen ist mindestens eine Autolänge.

  • exodus

    Hieß es nicht Südtirol sei ein wohlhabendes Land und wie es jetzt aussieht ist man sogar auf Essgutscheine angewiesen.
    @andreas Wie konnte sich eine Familie einen Hauskredit leisten, wenn sie jetzt auf Gutscheine warten. Da muss wohl in dieser Provinz nicht alles mit Verstand gemacht worden sein, oder viele Bürger lebten über ihre Verhältnisse!

    • andreas

      Er in Lohnausgleich, sie vielleicht im Tourismus als Saisonkraft tätig und schon reicht das Einkommen nicht mehr.
      Wobei, ich maße mir nicht an zu entscheiden, wer in Südtirol ein Haus kaufen darf und wer nicht, du solltest es auch nicht tun.

  • sepp

    ach ando geh ins bett noa bauch nett dein scheiss do lesen

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