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„Corona trifft uns hart“

Die Hochzeitsplanerin Evelyn Messner: Wie sich die Corona-Krise auf die Hochzeitsbranche auswirkt.

Tageszeitung: Frau Messner, wie schwer trifft die Corona-Krise die Hochzeitsbranche?

Evelyn Messner: Die Hochzeitsbranche trifft es hart. Im April, Mai beginnt die Hochsaison der Hochzeiten. Wegen der Corona-Krise fällt das komplett ins Wasser. Wir müssen Hochzeiten verschieben und absagen. Die wirtschaftlichen Folgen sind für die Branche gravierend und noch gar nicht absehbar. Wir wissen ja nicht, wie es weiter geht, wann wieder Hochzeitsfeiern bzw. generell wieder Events stattfinden dürfen. Die Ungewissheit macht das Planen schwierig und ich denke, dass gerade das viele Brautpaare verunsichert.

Die ganze Branche leidet also unter der Corona-Krise…

Ja, die Eventbranche ist besonders betroffen. Damit meine ich nicht nur uns Hochzeitsplaner, sondern auch die Stylisten, Fotografen, DJ’s, das Catering, die Betreiber von Veranstaltungsorten usw. Es sind Existenzen bedroht.

Sie haben gesagt, Hochzeiten werden verschoben und abgesagt. Von wie vielen sprechen wir hier?

Viele Brautpaare haben die Hochzeit auf nächstes Jahr, oder sogar auf 2022, verschoben. Also um zwei Jahre, aus finanziellen Gründen. Wir sind dabei, das so gut wie möglich zu organisieren. Um die 30 unserer Kunden mussten, bzw. wollten, bis dato ihre Hochzeiten verschieben. Entweder weil sie in die Ausgangssperre gefallen sind (März – Mai), oder einfach, weil sie sicher gehen möchten, ohne Auflagen heiraten zu können. Ein paar haben auch aus finanziellen Gründen abgesagt. Manche Brautpaare arbeiten in der Tourismusbranche und die Corona-Krise trifft sie besonders hart. Es gibt verunsicherte Brautpaare, welche nicht wissen, ob sie überhaupt noch heiraten möchten. Ich denke, dass das an der großen Enttäuschung und dem Frust liegt, der derzeit in der Bevölkerung zu spüren ist.

Wie groß ist die Enttäuschung der Brautpaare?

Die Enttäuschung ist sicher bei allen da. Brautpaare freuen sich lange im Voraus auf diesen besonderen Tag. Ich sage aber immer: Man muss das Beste daraus machen. Es ist möglich die Hochzeit zu verschieben. Hier ist Flexibilität von den Brautpaaren gefragt. Einige haben damit gar kein Problem, andere hingegen tun sich schwerer. Sich jetzt auf bestimmte „Schnapsdaten“, oder Glückszahlen zu fixieren, ist nicht anzuraten.

Was passiert bei Absagen? Sind Stornierungsgebühren fällig?

Bei der Absage von Hochzeiten ist es generell so, dass die Anzahlungen einbehalten werden. Bei Verschiebungen wird die Anzahlung einbehalten, jedoch wird sie nicht doppelt fällig. Jeder Dienstleister handhabt das anders, weshalb in erster Linie die Kommunikation untereinander wichtig ist. Für alles gibt es eine Lösung, wenn man versucht, gemeinsam in eine Richtung zu schauen.

Was ist derzeit Ihre größte Sorge?

Ich mache mir Gedanken über das nächste Jahr. Locations und Dienstleister werden dann ja schon ziemlich gebucht sein, zumindest zu Beginn der Saison. Ich hoffe sehr, dass es nicht zu einer großen Rezession kommt, also dass sich Brautpaare einfach nicht mehr „trauen“. Andererseits hat es gerade während Krisenzeiten in der Vergangenheit viele Hochzeiten gegeben. Zusammenhalten ist gerade jetzt besonders wichtig.

Welche Tipps können Sie Brautpaaren jetzt geben?

Ich würde jedem Brautpaar empfehlen zu verschieben, anstatt zu stornieren. Das Wichtigste ist, die Dienstleister zu kontaktieren. Zu allererst würde ich das Catering, die Location und die Kirche/Standesamt anrufen und einen Ausweichtermin festlegen. Ich empfehle die Hochzeit auf einen Freitag oder einen anderen Wochentag zu verschieben. In diesen Zeiten sind viele Dienstleister flexibler und kulanter. Ist ein Ausweichdatum fixiert, gilt es sich mit den restlichen Dienstleistern wie Fotografen, Floristen, Musiker, abzusprechen.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen und Monate?

Dass wir bald wissen, wie es mit den Hochzeiten weiter geht und in welcher Form sie stattfinden dürfen. Mit Mundschutz? Wie viele Gäste? usw. Das Wichtigste ist aber, immer positiv denken. Ich bin auch überzeugt davon, dass Krisen auch Momente sind, die Paare zusammenschweißen. Ich hoffe, dass danach ganz viele Menschen ihre Liebe auf ganz besondere Weise besiegeln möchten.

Interview: Eva Maria Gapp

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (1)

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  • andreas

    Jedes Paar, welches nicht wirklich reich ist, wird sich die 15.000 – 30.000 Euro wohl richtigerweise sparen, da das Geld in Zukunft für existenzielleres gebraucht wird.
    Das hat zur Folge, dass die Nachfrage an die Dienstleister sinkt und diese in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen, da sie zu wenig Einnahmen haben.

    Eine Spirale, welche in vielen Branchen so sein wird und trotz mehrmaligem lesen verschiedener Hilfsprogramme des Landes habe ich noch nicht verstanden, wie sie diesem Problem entgegenwirken wollen.

    Kredite zum 0 Zins sind bei mangelnder Liquidität zwar kurzfristig hilfreich, mittelfristig bei mangelnder Nachfrage aber der sichere Weg in den Konkurs.

    Die geschenkten 3.000 bis 10.000 Euro sind zwar gut zur kurzfristigen Überbrückung, reichen aber bei weitem nicht um die mangelnde Nachfrage zu kompensieren.
    Auch werden die Preise sinken, da von vielen zwingend Liquidität zum Überleben gebraucht wird.

    Als Beispiel die Autohäuser, wer kauft zurzeit ein Auto bzw. wer ist bereit einen normalen Preis dafür zu zahlen, wenn diese gezwungen sind, die Wagen unbedingt los zu werden, da es sich die wenigsten leisten können, die Wagen monatelang auf dem Parkplatz stehen zu haben.

    Da muss das Land wohl noch weit mehr Geld in die Hand nehmen, als die bisher zirkulierenden Summen.

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