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Besuch bei Cecilia Mangini

Foto: Biennale

Die Fotografin und Dokumentarfilmerin erzählt Italien. Einer ihrer Schwerpunkte: Frauenleben 

von Renate Mumelter

Im November 2019 war Cecilia Mangini zu Gast auf der Viennale, ihre Fotos waren in großen Ausstellungen zu sehen, online gibt es einige ihrer Filme und interessante Gespräche mit der Regisseurin. Geboren ist Mangini 1927 in Mola di Bari, mit sechs kam sie nach Florenz, später zog sie nach Rom. Sie gilt als die bedeutendste italienische Dokumentarfilmerin. 

Mangini nahm sich nie ein Blatt vor den Mund, das tut sie auch im hohen Alter nicht. Es lohnt sich, ihre Arbeiten online anzusehen. Aus einer Stunde kann da locker ein ganzer Nachmittag werden, das eine zieht das andere nach sich, das Herumschauen im Netz möchte eigentlich kein Ende nehmen.

Manginis Dokumentarfilm „Essere donne“ aus dem Jahr 1964 empfahl Docu.emme (Meran) erst vor kurzem als Film der Woche.

Mangini unternimmt darin eine Reise durch die Arbeits- und Lebenswelten der Frauen in Italien. In einer apulischen Nudelfabrik lässt sie Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren berichten, weiter im Norden besucht sie Fließbandarbeiterinnen, fragt Feldarbeiterinnen zu fragen, wie das bei der Olivenernte. Eins ist allen Frauen gemeinsam, sie arbeiten rund um die Uhr, verdienen wenig, müssen den Haushalt führen und zahllose Kinder großziehen. 

Die Armut hat zur Folge, dass viele auswandern, die Mädchen in die Schweiz, ganze Familien mit Kartons bepackt in den Norden Italiens. Diese Bilder sind inzwischen 56 Jahre alt, mit anderen Protagonistinnen könnten sie aber gut auf das Heute passen. Die Frauen sind vielfach Analphabetinnen, weil sie keine Zeit hatten zur Schule zu gehen. Sie mussten arbeiten oder ihre Geschwister hüten. Für die Frauen in den Städten war es nicht viel einfacher. Viele von ihnen pendelten täglich stundenlang, die Öffnungszeiten der Kindergärten und Schulen waren auch nicht hilfreich. Das erinnert auch wieder an heute. 

„Essere Donne“ ist u.a. im Archivio Audiovisivo del Movimento Operaio e Democratico zu finden, viele andere Filme auch. Einziger Schwachpunkt: es läuft der Timecode mit, aber darüber lässt sich hinwegsehen.

„Essere donne“ (I, 1964) 28 Min., Regie: Cecilia Mangini https://www.youtube.com/watch?v=mk25pEfwcX4

„I corti di Cecilia Mangini“ 59:31 Min., RAIstoria https://www.youtube.com/watch?v=39r3l9QLfk8

Cecilia Mangini hat auch eine Facebook-Seite https://www.facebook.com/cecilia.mangini.12

Ein zeitbegrenzter Tipp: nur bis 21. April „3 Tage in Quiberon“ von Emily Atef zu sehen. https://www.arte.tv/de/videos/070722-000-A/3-tage-in-quiberon/ und Gespräch mit Alice Schwarzer über Romy Schneider https://www.arte.tv/de/videos/074559-000-A/ein-abend-mit-romy/

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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