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Der Zahlen-Schwindel

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Der Sanitätsbetrieb zählte in der Geheilten-Liste wochenlang auch Personen mit, die nie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.

Für den Südtiroler Sanitätsbetrieb ist es nach dem Masken-GAU und den nicht mitgezählten Toten in den Altersheimen das nächste peinliche Kapitel im Kampf gegen Covid-19: Am Samstag teilte Zivilschutzchef Angelo Borelli auf seiner täglichen Pressekonferenz mit, dass der Sanitätsbetrieb im Zuge einer Überprüfung der Daten die Zahl der in Südtirol als geheilt geführten Personen um 110 nach unten korrigieren musste. Am Vortag waren in der Provinz Bozen noch knapp 500 Patienten als geheilt angegeben worden, nun sind es nur noch 374.

Der Grund für den Rechenfehler: Wie der Sanitätsbetrieb in einer Pressemitteilung schreibt, wurden in Südtirol zuvor auch Personen als geheilt angegeben, die ein unklares/zweifelhaftes Testergebnis hatten und in der Folge zweimal negativ getestet wurden. Es handelte sich folglich um Personen, die nie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Das widerspricht staatlichen Kriterien: Demnach können nur jene als geheilt eingestuft werden, die zwei negative Testergebnisse nach einem positiven Testergebnis erhalten haben.

Diesbezüglich musste der Sanitätsbetrieb am Ostersonntag eine „Präzisierung“ vornehmen: „Seit gestern werden die ,Geheilten‘ in zwei Gruppen aufgeteilt: Bei der ersten handelt es sich um Personen mit zwei negativen Testergebnissen nach einem positiven Testergebnis, bei der zweiten um Personen mit zwei negativen Testergebnissen nach einem zweifelhaften/unklaren Testergebnis. Dem Gesundheitsministerium in Rom werden nunmehr nur die ersten mitgeteilt werden. Aus epidemiologischer Sicht werden auch die Personen mit zweifelhaftem/unklarem Testergebnis wie positive Fälle behandelt; sie sind nachweislich mit dem Virus in Kontakt gekommen und werden demnach in Quarantäne versetzt, teilt der Sanitätsbetrieb mit. Auch sie müssen zweimal negativ getestet werden, um als ,geheilt‘ zu gelten und die Quarantäne zu verlassen. Als ,geheilt‘ im Sinne des Gesundheitsministeriums gelten aber nur die Personen der ersten Gruppe.“

Der Sanitätsbetrieb hat also wochenlang mit den Zahlen geschwindelt, damit diese besser ausschauen, als sie sind. Das bedeutet, dass Südtirol – erstens – prozentuell deutlich weniger Geheilte aufweist als bisher angenommen und – zweitens – die Provinz noch weiter vom Ziel entfernt ist, an einem Tag mehr Geheilte als Neuinfizierte zu registrieren. (mat)

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