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„Wir schützen andere“

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Der Innsbrucker Virologe Reinhard Würzner hält das Tragen von Masken für hilfreich, weil man andere schützt und daran erinnert wird, Abstand zu halten. Doch was ist im Zusammenhang mit der Maskenpflicht zu beachten?

Tageszeitung: Herr Professor, finden Sie eine Maskenpflicht für Mund und Nase in der Öffentlichkeit sinnvoll?

Reinhard Würzner (Stellvertretender Direktor des Hygiene-Instituts an der Med-Uni Innsbruck): Ich finde das gar nicht so schlecht, vor allem, weil man so immer wieder daran erinnert wird, dass die aktuelle Situation keine normale ist und dass man in der Öffentlichkeit zwei Meter Abstand halten muss. Viele Menschen halten den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand ein, aber nach wie vor leider nicht alle – aber wenn man verpflichtend eine Maske aufsetzen muss, wird wirklich allen bewusst, dass es wichtig ist, Abstand zu halten – das ist nämlich nach wie vor die wichtigste Regel.

Kritiker der Schutzmaskenpflicht befürchten hingegen, dass man durch das Tragen der Masken unvorsichtiger wird und weniger auf den Sicherheitsabstand achtet.

Das könnte sicher auch sein, aber daher ist es umso wichtiger, die Menschen aufzuklären. Man muss hier wirklich klar sagen, dass die Stoffmasken oder chirurgische Masken uns selbst nicht schützen.

Aber man schützt andere?

Wenn ich eine Maske trage, dann schütze ich hauptsächlich meine Mitmenschen, es kann nämlich vorkommen, dass ich gar nicht weiß, dass ich infektiös bin.

Aus unserem Mund kommt immer ein unsichtbarer Sprühregen von kleinen Flüssigkeitspartikeln, die Viren und Bakterien transportieren. Das heißt, dass wir eigentlich jahrhundertelang, wenn wir nahe mit jemandem gesprochen haben, unser Gegenüber angespuckt und mit unseren Bakterien und Viren beladen haben. Und das wird uns erst jetzt so richtig bewusst. Sicher, wir haben unser Gegenüber dadurch auch immer ein bisschen immunisiert, aber jetzt in der Corona-Krise ist es natürlich sehr wichtig geworden, dass wir das Virus über diese Wege nicht weiter verbreiten.

Reinhard Würzner

Sich selbst schützt man mit einer einfach Stoffmaske aber nicht.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass ein ganz kleiner zusätzlicher Schutz auch da ist, aber der Hauptschutz gilt den Mitmenschen. Wenn ich in der Öffentlichkeit nichts anfasse und auch immer zwei Meter Abstand halte, dann kann mir praktisch nichts passieren. Und wenn man diese Regeln einhält, dann kann man in der Öffentlichkeit auch fast alles machen.

Das Tragen von Schutzmasken gegen das Coronavirus ist nach wie vor umstritten. Vor allem die Frage, wann und wo man Nase und Mund bedecken soll. Dass man im Supermarkt eine Maske tragen sollte, leuchtet vielen Menschen ein, aber im Freien beim Spaziergang?

Dort macht es wenig Sinn eine Maske zu tragen. Wenn man im Wald herumläuft oder alleine einen Spaziergang macht, braucht es eine Maske nicht – da kommt es viel eher zum Problem, wenn man durch das ständige Auf- und Absetzen die Maske immer wieder außen anfasst. Aber auch im Freien gilt, dass man Abstand halten muss.

Maske ist aber nicht gleich Maske. In Südtirol muss man nicht unbedingt eine chirurgische oder andere Schutzmasken tragen, sondern man kann Mund und Nase auch mit einem Tuch bedecken. Wie durchlässig sind einfache Stoffmasken?

Es gibt ganz dünne Stoffe, die sehr schnell durchfeuchten und daher vielleicht nicht so gut geeignet sind. Generell muss man aber sagen: Alles ist erlaubt. Jeder, der irgendwie einen Stoff vor dem Mund trägt, reduziert den Ausstoß dieser großen Wolke an Partikeln. Aber noch einmal: Dieser Mundschutz soll den Abstand nicht ersetzen, sondern nur daran erinnern, Abstand zu halten.

Herr Professor, Sie haben vorhin bereits die Probleme bei einer unsachgemäßen Verwendung der Masken angesprochen. Die Masken werden beim Auf- und Absetzen gerne vorne angefasst, die Schlauchtücher immer wieder hoch- und runtergezogen. Einige Virologen befürchten deswegen sogar, dass Masken durch den falschen Gebrauch zu Virenschleudern werden. Stimmt das?

Dieses Risiko besteht. Aber: Wenn ich auch mit Maske immer Abstand halte, dann kann ich dieses Risiko minimieren, da auf meine Maske so eigentlich keine Viren gelangen dürften. Das Virus ist kein Superman: Das Virus kann auf diesen feuchten Partikeln rund einen Meter durch die Luft schweben, nachdem es ausgeschieden wurde, aber wenn es bis dahin niemanden erwischt, fliegt es ins Leere.

Aber sind diese Stoffmasken und -tücher überhaupt hygienisch?

Man sollte sich mehrere dieser Tücher zulegen und sie täglich wechseln. Wenn man abends nach Hause kommt, dann wäscht man sie einfach mit der Kochwäsche und kann sie dann wieder verwenden. Das Virus lässt sich mit Seife relativ leicht abtöten, da braucht es eigentlich kein Desinfektionsmittel.

Und was ist mit chirurgischen Masken?

Auch diese müssen gewechselt werden – man kann nicht ständig die gleiche Maske aufsetzen. Daher ist es sicher besser und praktikabler, Stofftücher zu nutzen, die man waschen und immer wieder verwenden kann. Wir brauchen im Alltag keine professionelle Masken.

Interview: Lisi Lang

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Kommentare (6)

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  • steve

    Also einfache Masken können einen selbst ohnehin nicht schützen! Knoll capito???

    • waldhexe

      Wenn diesen Herrschaften nichts mehr einfällt,dann schützt man halt Andere
      Also wenn im Wald spazieren gehe,schütze ich andere,die gar nicht da sind.
      Leute klingelts langsam? Verar…. pur.

  • meintag

    Es wird immer wieder von Masken gesprochen aber wie sieht es mit der Atemluft aus? Obgenannten Arzt kann Uns Laien hoffentlich erklären wieviel:
    1. Qm Atemluft Jeder von Uns täglich ein bzw. ‚ausschnauft‘?
    2. wie es sich verhält wenn ein Infizierter ohne Wissen die Luft in einem Raum weitergibt?

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