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Holzschnitzer fürchten um Existenz

Holzschnitzer: Die Gefahr, dass ein ganzer Wirtschaftszweig verschwindet, ist enorm groß und leider sehr realistisch.

Der Holzschnitzerei-Werkstätten-Verband GARDENA ART schlägt Alarm: Die Einbußen durch das Coronavirus liegen bei 100 Prozent. Ein ganzer Wirtschaftszweig könnte verschwinden.  In einem offenen Brief wenden sich die Holzschnitzer an die Landesregierung und die Bürgermeister.

Wir haben am 31.03.20 aus dem Internet der Südtiroler Landesverwaltung mit Genugtuung entnommen, dass die Landesregierung in Sachen Corona-Krise auf schnelle Hilfe setzen will, wobei der Wirtschaft und den Familien stark geholfen werden soll um finanzielle Ausfälle aufzufangen und die Basis für einen Neustart zu legen.

In diesem Zusammenhang haben wir drei große und wichtige Bitten vorzutragen:

  1. dass die Hilfen wirklich schnell erfolgen,
  2. dass für die Betroffenen die Gesuche so unbürokratisch wie nur möglich gestaltet werden.

Wir wissen alle, dass Südtirol ein Land der „Buckler“ ist. Wir arbeiten sehr gerne, doch wenn es um Papierkram und „Zettl“ geht, dann schmeißt so mancher von uns das Handtuch. Aus diesem Grund muss es möglich sein, dass Steuerberater oder Patronate dies für die Betroffenen erledigen können, es sei denn, das Ganze wir derart einfach gestaltet, damit es auch der größte „Zettelverachter“ schafft.

 

Gröden steht auf zwei großen Wirtschaftssäulen: Tourismus und Holzschnitzerei. Letztere kann stolz eine Geschichte von über 400 Jahre aufweisen. Seit 1995 sind jedoch die Umsätze in der Holzschnitzerei rückgängig und wir hatten zumindest bis jetzt das große Glück, dass die Tourismusbranche die arbeitslos gewordenen Handwerker auffangen konnte. So konnten viele ihren Lebensunterhalt als Liftangestellte, Schneekatzenfahrer, Skilehrer, Wanderführer, Kellner/in usw. beziehen.

Doch jetzt, da CORONA sämtliche Wirtschaftssparten nahezu lahm gelegt hat und speziell der Tourismus auch mit enormen Rückgängen zu kämpfen hat und zu kämpfen haben wird, fragen wir uns, wer die weiteren arbeitslos gewordenen Handwerker auffangen wird. Der Tourismus, so gehen wir davon aus, wird es für eine längere Zeit nicht tun können.

Daraus folgt unsere dritte Bitte:

3. dass die Hilfen so lange anhalten mögen, bis Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird undes unseren Betrieben in der Holzschnitzerei-Branche wieder möglich ist, auf eigenen Füßen zu stehen.

Es geht dabei nicht nur um das Erhalten von Arbeitsplätzen und um das Fortbestehen von Firmen. Es wäre jammerschade, wenn ein so alter Wirtschaftszweig, wie es die Grödner Holzschnitzerei ist, untergehen würde. Aus Erfahrung weiß man, dass verlorenes Wissen nicht mehr zurückkehrt, und genau das gilt es auch zu vermeiden. Die Grödner Holzschnitzereien sind und bleiben wertvolle Luxusgüter die sich jemand erst dann leisten kann, wenn er das nötige Kleingeld dafür übrig hat. Die Zeit nach CORONA wird für die Holzschnitzerei-Branche besonders hart werden. Dies weil sehr viele Bürger das hart Ersparte bereits aufgebraucht haben oder dabei sind, den letzten Notgroschen aufzubrauchen. Das hart und mühsam verdiente Geld nach CORONA werden die Bürger damit verwenden um lebensnotwendige Mittel wie Nahrung und Kleidung zu kaufen. Des Weiteren müssen Steuern, Mieten, Heizungskosten, Versicherungen, Bankraten und vieles mehr bezahlt werden. Bis genügend Erspartes vorhanden sein wird, um sich eine Grödner Holzschnitzerei zu leisten, wird voraussichtlich viel Zeit vergehen. Und diese dramatische Zeit, wo Existenzängste und die Sorge vor finanziellen Engpässen vorherrschen, muss mit Hilfe der Landesregierung überbrückt werden. Die Einnahmen sind gleich Null, der Einbruch beträgt 100%. Die Gefahr, dass ein ganzer Wirtschaftszweig verschwindet, ist enorm groß und leider sehr realistisch.

 

Für den Holzschnitzerei-Werkstätten-Verband GARDENA ART: Bernardi Egon, Moroder Simon und Comploj Franz

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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