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„Sanität wurde krankgeschrumpft“

Viel Lob und Tadel: Wie die Opposition im Landtag das Südtirol-Paket der Landesregierung bewertet.

Hanspeter Staffler

Hanspeter Staffler (Grüne): Wir wissen bislang erst aus den Medien, welche Maßnahmen das Land angehen will. Sobald uns die entsprechenden Dokumente vorliegen, werden wir diese genau studieren. Mein erster Eindruck ist daher nur ein sehr oberflächlicher. Das Paket ist äußerst wirtschaftslastig gehalten. In den Bereichen Soziales und Arbeit gibt es dagegen noch sehr viel zu tun. Bedenklich finde ich, dass 33,5 Millionen Euro für eine Tourismus-Werbestrategie bereitgestellt werden. Das Marketing ist derzeit sicher nicht das Wichtigste, man wird Südtirol nicht von heute auf morgen vergessen. Wir haben gesehen, dass das Privatisieren und Krankschrumpfen der Sanität, wie sie auch hierzulange teils vollzogen wurden, nicht der richtige Weg ist. Südtirol braucht einen modernisierten Wohlfahrstaat. Im Prinzip halte ich es aber für richtig, dass sich das Land in dieser Phase verschuldet, um die notwendigen Finanzmittel freizuschalten. Das ist eine gewaltige Zäsur, die sich auch auf die künftigen Haushalte auswirken wird. Doch ich hätte das genauso gemacht.

Josef Unterholzner

Josef Unterholzner (Team K): Schnell ist die Landesregierung derzeit nur bei ihren Ankündigungen. Doch wer auf konkrete Maßnahmen mit verbindlichen Auszahlungsterminen hofft, wird enttäuscht. Zu keiner einzigen Maßnahme wurde bislang Klartext geredet und auch verbindliche Termine – leider Fehlanzeige. Die Landesregierung scheint die Uhr zu haben, aber nicht zu merken, dass der Bevölkerung langsam die Zeit fehlt. Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer setzt offenbar auf eine weitere Verschuldung der Unternehmen und Familien. Die Arbeiter und Angestellten, die in die außerordentliche Lohnausgleichskasse überstellt wurden, wird es freuen zu hören, dass auf ihren Namen Kontokorrentkredite eingerichtet werden, damit die Banken die Gehälter vorfinanzieren können. Wann, wenn nicht jetzt, kann die Landesregierung zeigen, dass Südtirol seinen Bürgern mehr bieten kann, als der Zentralstaat an (mickrigen) Hilfen beschlossen hat? Es reicht ein Blick Richtung Norden: In Bayern, das 14 Tage in der Zeitrechnung hinter Südtirol liegt, wird bereits seit Tagen ausgezahlt. Idem in der Schweiz. In Südtirol hingegen hat es die Regierung bis heute noch nicht einmal geschafft, einen Regierungsbeschluss dazu zu fassen. Wenn wir noch länger warten, wird für viele jede Hilfe zu spät kommen.

Umfrage: Matthias Kofler

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Kommentare (35)

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  • leser

    Tja und die regierungsbeschlüsse zur schnellen Hilfe werden noch auf sich warten lassen
    Aber man kann ja inzwischen schon mal die Werbungen für die törggelefeten im Herbst schalten tiefenthaler wird’s schon richten

  • insider84

    Schnelle Hilfe gibt es nur für befreundete Unternehmen. Die dürfen sich sogar untereinander absprechen

    • leser

      Italien und europa hat nach 2008 noch einmal due möglichkeit sich zu helfen und zwar im wesentlichen wenn man aufhört das geld in die banken hineinzupumpen
      Ob man von den fehlern der letzten 10 jahre lernen mag wird einschlûsselansatz sein

  • iholta

    Totgeschrumpft ja oder nein…so genau weiss ich hier nichts..Aber es dürfte schon klar sein, dass Südtirol im Normalfall mit über 40 Intensivbetten deutlich zu viel hätte….Und diese kosten ja…Ich denke ein gesunder Mittelweg wäre hier ideal…..Ausserdem wäre so manchen Politiker angeraten sich in der Krise besser einzubringen, wenn auch „nur“ ehrenamtlich im Altersheim Wäsche zu waschen, als immer nur zu kritisieren….

  • hallihallo

    in den letzten 10 jahren sind in südtirol ca. 4300 pro jahr verstorben, was bedeutet das monatlich ca. 350 leute sterben. heuer im märz waren es sicherlich deutlich mehr. das durchschnittsalter war aber auch sehr hoch. am ende des jahres wird man wissen, wieviele personen zusätzlich wegen des virus gestorben sind.
    deshalb gleich das ganze sanitätswesen als schwach bezeichnen , finde ich nicht korrekt. schließlich muß man schauen, wer den virus in die altenheime gebracht hat. wir selber haben ja (natürlich im nachhinein) auch vieles falsch gemacht und den virus unterschätzt.

  • exodus

    Was das Gesundheitssystem in Österreich betrifft, ist auch nicht so rosig! Mein Sohn lebt in Innsbruck, hat eine Krankheit die das Immunsystem betrifft, um eine dringende Untersuchung zu machen musste er auf seine Privatversicherung setzen, andernfalls wäre er noch in der Warteliste.
    Ist das der Sinn, wenn einer Steuern und Abgaben zahlt und das nicht wenig!

  • saustall_kritiker

    In Tirol darf man ab morgen wieder die Gemeindegrenzen überschreiten, weil eben die Sanität dort viel besser aufgestellt ist als bei uns, wo totgespart wurde. Ich hoffe, dass jene Manager, die aus der Stocker-Zeit noch übrig sind, jetzt soviel Anstand haben und zurücktreten. Die Stocker-Politik ist kläglich gescheitert; den Beweis dafür haben wir bei einem simplen Vergleich mit Tirol. Die Nordtiroler haben wohl die besseren Gesundheitspolitiker gewählt als die SVP-Wähler hierzulande 🙁 . Wie bin ich froh, nie diese SVP gewählt zu haben in meinem Leben!!!!! 🙂 –

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