Du befindest dich hier: Home » Kultur » Fahrn wir auf den Gardasee

Fahrn wir auf den Gardasee

Foto: Mediaomnia, Bertolazzi

Es muss nicht immer Johnny Depp in der Karibik sein, Piratenfilm geht auch am Gardasee. Trotz Ausgangssperre machen wir einen Ausflug. 

von Renate Mumelter

Es muss nicht immer Johnny Depp in der Karibik sein, Piratenfilm geht auch am Gardasee. Fahren wir dorthin. Reiseführer sind die Filmemacher Franco Delli Guanti und Ludovico Maillet. Unser Transportmittel ist Vimeo, hier ist „Quando il Garda era un mare“ freigeschaltet.

Den Dokumentarfilm haben die Trentiner Filmemacher von Mediaomnia 2014 gedreht. Sie befragten Zeitzeugen, stöberten Filmausschnitte und Archivaufnahmen über sieben besondere Gardasee-Jahre auf. 

Zwischen 1959 und 1966 war Peschiera del Garda eine wichtige Film-Location. Dort wurden Piratenfilme gedreht, einige davon sogar im Winter. Einheimische Komparsen erinnern sich, dass sie im Jänner in die eisigen Fluten sprangen, weil es das Drehbuch so vorgesehen hatte. Sie verdienten gut bei diesem Job, mehr als ihre Väter. 

Angefangen hatte alles mit einer Herausforderung. Der einfallsreiche Veroneser Unternehmer Walter Bertolazzi hatte in Bozen das Corso-Kino geführt, dann meldete er Konkurs an, aber eine neue Idee war schon geboren. Er wollte am Gardasee ein Piratenrestaurant eröffnen. Da kam der römische Produzent Dino De Laurentiis mit seinem 57 Meter langen und 7 Meter hohen Piratenschiff gerade recht. Er wollte es Bertolazzi überlassen, wenn dieser es an den Gardasee brachte. Bertolazzi schlug zu, ließ das Schiff um den Stiefel schippern und dann den Po entlang bis nach Mantua. Vor dort ging’s auf der Straße bis Desenzano weiter.

Als das Schiff glücklich gelandet war, schlug der Zufall zu, und aus dem Restaurant wurde nichts. Genau zu dem Zeitpunkt nämlich sollte der Piratenfilm „Der Sohn des Roten Korsaren“ gedreht werden, und dafür eigneten sich Bertolazzis Schiff und der Gardasee hervorragend. Auch die Umgebung und das Schloss von Sirmione waren fotogen.

Lex Baker (später Old Shatterhand) wurde als Star engagiert, die Bevölkerung aus dem Umland stellte die Komparserie. Die Bertolazzi-Film entstand und wurde immer größer. Piratenfilme waren Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre äußerst beliebt. 

Die Location in Peschiera wurde auch touristisch interessant. So ausgeartet wie am Pragser Wildsee ist der Ansturm allerdings nicht.

Franco Delli Guanti und Ludovico Maillet dokumentierten diese spannende Geschichte in einer Ausstellung und in einem Film. In Aufnahmen aus einem älteren Filmdokument kommt auch Walter Bertolazzi selbst zu Wort. Auch das gibt’s online. 

„Quando il Garda era un mare“ (2014), 52:18 Min., Regie: Franco Delli Guanti und Ludovico Maillet. Link: https://vimeo.com/223947081

„Storie del Po: Bertolazzi, Fitzcarraldo italiano“ (2010), 8:84. Regie: Guido Morandini, Bruno Fruttini

https://viaggiosulpo.wordpress.com/2010/08/04/storie-del-po-walter-bertolazzi-fitzcarraldo-italiano-2/

Zum Lesen

Renate Mumelter: Cinema. Film in Südtirol seit 1945. Raetia, Bozen, 2016

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen