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„System am Limit“

Wie Sanitätslandesrat Thomas Widmann das Datenleck bei den Corona-Todesfällen in Südtirol rechtfertigt. Und warum das Tragen eines Mundschutzes zur „Bürgerpflicht“ wird.

Von Matthias Kofler

Der Sanitätsbetrieb sah sich am Dienstagabend nach einem Datenabgleich zwischen Sanitätsbetrieb und Seniorenwohnheimen gezwungen, die Zahl der Corona-Toten deutlich nach oben zu korrigieren. Bislang wurden nur die Todesfälle im Sanitätsbetrieb gezählt, am Mittwoch waren dies 81 Fälle. Von nun an werden auch die Toten in den Seniorenwohnheimen gezählt, bislang sind dies 38 an der Zahl. Insgesamt verstarben in Südtirol bis dato 120 Personen mit dem Coronavirus.

Das Virus habe sich am Beginn nur langsam verbreitet, auch in den Krankenhäusern, erklärte Sanitätslandesrat Thomas Widmann. Mittlerweile seien auch in den Heimen und zu Hause Todesfälle zu beklagen. Daher habe man entschieden, von nun an mit zwei unterschiedlichen Systemen die Zahlen der Todesfälle zu ermitteln. Dies sei „nicht so einfach, wie es aussieht“, betonte Widmann, da der Amtsarzt den Verstorbenen 24 Stunden lang beobachten müsse. Daher komme es bei den Statistiken zu Verzögerungen von bis zu 48 Stunden.

Arno Kompatscher

Widmann betonte, dass in Südtirol viele Tests durchgeführt werden. Derzeit seien bereits 2,13 Prozent der Bevölkerung auf das Virus getestet worden. Im Veneto seien es 2,17 Prozent, allerdings in einer doppelt so langen Zeitspanne. Das Land wolle die Tests in Zusammenarbeit mit der Laimburg, der Eurac und Privatlabors in Nord- und Osttirol weiter ausbauen.

Bei den Schnelltests, die der Sanitätsbetrieb demnächst starten will, gibt es jedoch Probleme: Aufgrund der vielen Anfragen bei den chinesischen Herstellern sei es zu Lieferengpässen gekommen. Man versuche, diese mithilfe von alternativen Lieferungen zu umgehen, damit in der nächsten Woche insbesondere Ärzte und Pflegekräfte den Schnelltests unterzogen werden können. „Unser Gesundheitssystem ist bereits am Limit. Die Situation bei den Intensivbetten haben wir gerade noch so im Griff. Vor acht Tagen wären keine Plätze mehr freigewesen, hätten wir nicht elf Patienten ins Ausland transportiert. Derzeit sind noch fünf Plätze frei“, sagte Widmann.

Pierpaolo Bertoli

Sanitätsdirektor Pieropaolo Bertoli betonte, wie wichtig es sei, dass die Bürger die Sicherheitsmaßnahmen weiterhin einhalten. „Wenn es zu einer zweiten Welle kommt, dann würden alle unsere Anstrengungen zunichte gemacht“, sagte LH Arno Kompatscher. Er kündigte eine neue Verordnung an, mit der das Tragen eines Gesichtsschutzes zur „Bürgerpflicht“ wird. Ein solcher Schutz sei wichtig, um sich und die Mitmenschen zu schützen. Anders als in Asien müsse man sich hierzulande aber erst noch daran gewöhnen. Strafen für das Nichttragen soll es keine gegeben.

Die Verordnung sieht weiters einige Präzisierungen vor: So können Lebensmittelgeschäfte demnächst auch andere Produkte verkaufen und bestimmte Betriebe, in denen es keinen Kundenkontakt gibt, die Arbeit wieder aufnehmen.

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