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„Großflächig testen“

Paul Köllensperger

Das Team K gibt zu bedenken, dass es keine verlässlichen Zahlen zu den tatsächlichen Corona-Fällen gibt. Es brauche weitreichende Tests.

Derzeit haben wir buchstäblich keine Ahnung von der wahren Anzahl an CoV-Fällen und vor allem keine Ahnung wie viele asymptomatische Infizierte es gibt. Alle veröffentlichten Berechnungen sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Wir wissen nur, dass die offiziellen Zahlen nicht richtig sind und die Dunkelziffer um ein zig-faches höher ist. Und das aus dem Grund, weil wir nicht weitreichend testen und damit nicht nachverfolgen können, schreibt das Team K am Donnerstag in einer Aussendung.

Deshalb fordere die WHO in ihren Stellungnahmen die Mitgliedstaaten auf, die Bevölkerung zu testen; ihr Slogan heißt: Testen, Testen, Testen.

In der Aussendung heißt es weiter:

Auch das Robert Koch Institut fordert mittlerweile weitreichende Tests. Dieses extensive Testen war das Erfolgsmodell von Island oder Südkorea, wo man die Seuche in Griff bekam, OHNE die Gesellschaft und die Wirtschaft völlig herunterzufahren. Auch Österreich oder das Veneto setzen mittlerweile auf diese Test – Strategie. Österreich kauft dazu derzeit massiv Testkits ein.

Dabei werden die Personen zufällig ausgewählt, auch im Drive in Verfahren (an den Straßen) um repräsentative Stichproben zu haben, und nicht rein nur Personen, die Symptome einer Erkrankung zeigen so wie in Italien und in Südtirol derzeit. Nur durch eine großflächige Testung der Bevölkerung neben den Risikogruppen erhalten wir Einblick in die tatsächliche Häufigkeit des Virus in der Bevölkerung – und damit reale Daten zum tatsächlichen Sterberisiko nach Alter und Vorerkrankung (das um ein Vielfaches geringer ist als die Daten heute suggerieren) und zur Durchseuchung der Gesellschaft mit der damit verbundenen Immunisierung. 

Nationen, die das Virus erfolgreich bekämpfen, setzen neben dem Testen auf Maßnahmen wie strikte Isolierung der positiven Fälle und der Menschen mit Symptomen, sowie der Risikogruppen (Alte und gesundheitlich Vorbelastete). Dazu Hygienemaßnahmen und „Social Distancing“. Und kein Einsperren der gesamten Gesellschaft. 

Südkoreas Außenministerium schreibt: „Das Testen ist wesentlich, weil es zur Früherkennung führt, es minimiert die weitere Ausbreitung und macht eine rasche Behandlung erkrankter Personen möglich. Es ist zudem das Geheimnis hinter unserer sehr niedrigen Sterblichkeitsrate“. Denn gerade die asymptomatischen Krankheitsverläufe haben großen Anteil an der unkontrollierten Ausbreitung des Virus. Auch der WHO-Experte Mike Ryan sagte gegenüber der BBC: “Worauf wir uns wirklich konzentrieren müssen, ist, die Kranken mit Infektionen zu finden und sie zu isolieren“. Er riet die Zahl der Tests stark in die Höhe zu fahren.

Testen testen testen: es braucht sowohl die PCR Tests um Positive zu finden, als auch Bluttest auf Antikörper. Denn die Quarantäne darf nicht mehr allzu lange dauern! Wir brauchen Maßnahmen die wir über einen längeren Zeitraum durchstehen können. Sonst gehen die Wirtschaft, die damit verbundenen Arbeitsplätze, die psychische Gesundheit der Leute verloren, und damit die Akzeptanz der Quarantäne Maßnahmen. Wir sind hier nicht in China, sondern in einer liberalen Demokratie. Wir müssen unsere Mitmenschen mit Argumenten und Fakten überzeugen, ohne Militär auf den Straßen. 

Die Regierungen sind in der Pflicht, ihre weitreichenden Entscheidungen, mit den enormen Kollateralschäden, auf solide Datenlage zu basieren!  Und die Politik muss eine Frage beantworten: wie lange sollen die derzeitigen Maßnahmen gehen? 

Viele Regierungen erwecken heute den Eindruck, nur noch von den Virologen angeführt zu werden. Deren Unterstützung ist wichtig, so wie die bis jetzt getroffenen Maßnahmen unausweichlich waren, angesichts der mittlerweile leider zu weit verbreiteten Seuche. Doch die Frage muss gestellt werden: wie lange halten wir das durch? Die Antwort liegt auf der Hand: nicht mehr lange. Sicher nicht, bis es einen Impfstoff gibt. Wir haben die Verantwortung, keinen Scherbenhaufen zu hinterlassen, den unsere Jungend und die nächste Generation ausbaden müssen. Deshalb ist es höchste Zeit, die Testkapazitäten entschieden in die Höhe zu fahren. 

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte zuletzt die europäischen Regierungen davor, vor allem auf die Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens zu setzen. 

Wir müssen dei Gesellschaft schrittweise, allerspätestens nach Ostern, mit den nötigen Schutzmaßnahmen, wieder öffnen. Sich bewegen und arbeiten, zumindest auf freiwilliger Basis, muss wieder möglich sein. Für die Risikogruppe müssen die strengen Maßnahmen sicher für weitere Wochen aufrechterhalten werden. Je mehr wir Daten haben, desto besser können wir den unausweichlichen Wiederanfang des öffentlichen. sozialen und wirtschaftlichen Wiederbeginns regeln und strukturieren, und dabei die gesundheitlichen Risiken minimieren. So können sich das Leben und damit die Wirtschaft wieder langsam normalisieren. Deshalb: testen, jetzt! “

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • besserwisser

    die todesrate hängt mit den tests zusammen. mehr tests mehr weniger tote in prozenten. siehe zahlen deutschland.

  • sabine

    Man bekommt so langsam den Eindruck, dass hierzulande die Angst teils deshalb so groß ist bzw auch sein muss da unserer Gesundheitssystem nicht die Kapazitäten hat, Pandemien zu bekämpfen oder auch nur um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, d.h. in diesem Fall zu testen. Unser Gesundheitssystem ist so konstruiert, dass es nur bei einer tendenzielle gesunden Bevölkerung funktioniert. Auch das ein Grund, warum wir nun zum Daheim rumhocken verdammt sind.
    Deutschland und Österreich haben daher weniger Angst, weil sie besser gerüstet sind, ganz einfach. Hierzulande wurde am gesundheitssystem jahrelang gespart und Unmengen an Gelder in die Tourismusföderung gepumt.
    Man möge nur auf eine baldige Trendwende hoffen.

  • sabine

    Man gewinnt so langsam den Eindruck dass unser Gesundheitssystem nicht gerüstet ist, um Pandemien vorzubeugen geschweige denn sie zu bekämpfen. Dieses System funktioniert nur bei einer tendenziell gesunden Bevölkerung und auf dieser Annahme wurde es konstruiert. Seit Jahren nur mehr Sparmaßnahmen, keine Anreize für junge Ärzte, aber Unmengen an Gelder in die Tourismusförderung investiert. Aus diesem Grund müssen wir nun auch daheim rumhocken und Angst haben.
    Angesichts dieser Tatsache bleibt uns nur mehr die Hoffnung auf eine baldige Trendwende, und auf sich Wieder Einpendeln der Gleichgewichte, was die Investition öffentlicher Gelder anbelangt.

  • unglaublich

    Und die Risikogruppen (ihre Verwandten und Bekannten müssen im Kontakt mit diesen auch besondere Sicherheitsmaßnahmen einhalten), die man sehr genau kennt, müssen unbedingt besser geschützt werden.

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