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„Wir bleiben Burgstall treu“

Lukas Pfitscher, Chef der abgebrannten Großmetzgerei in Burgstall über die Aufräumarbeiten, die Zukunft der 90 Arbeiter und den Wiederaufbau des Betriebs.

Tageszeitung: Herr Pfitscher, was befindet sich noch in der abgebrannten Produktionshalle?

Lukas Pfitscher: Alles Mögliche. Trümmer, Fleisch, Wurst und Speck. Die Menge ist schwer abschätzbar, ich würde sagen, etwas weniger als 1.000 Tonnen. Wir müssen das Ganze aus hygienischen Gründen entfernen, bevor es sich zersetzt. Man kann es nicht mehr verwerten, es muss vernichtet werden.

Seit gestern werden die Aufräumarbeiten von einem Spezialgerät der Berufsfeuerwehr unterstützt. Warum ist dies notwendig?

Die Aufräumarbeiten haben bereits in der vergangenen Woche begonnen. Im Einsatz sind mehrere private Entsorgungsunternehmen. Sie werden jetzt zusätzlich aus Sicherheitsgründen von einem ferngesteuerten Bobcat der Berufsfeuerwehr unterstützt. Das Gebäude ist instabil und wir wollen niemanden hineinschicken, weil das Restrisiko zu groß ist. Es soll niemand gefährdet werden. Wir versuchen deshalb, den Inhalt ferngesteuert herauszubekommen, damit die Halle dann abgebrochen werden kann. Wir sind für diese Unterstützung sehr dankbar. Außerdem helfen auch unsere Mitarbeiter mit. Wir haben mehrere Schichten eingeteilt, damit die Belastung nicht zu groß ist. 

Die Aufräumarbeiten fallen in eine ungünstige Zeit, wo aufgrund des Corona-Virus alles still steht. Haben Sie eine Sondergenehmigung erhalten?

Ja, weil es sich aufgrund der hygienischen Dringlichkeit um eine Baustelle von öffentlichem Interesse handelt, haben wir eine vom Landeshauptmann unterzeichnete Sondergenehmigung bekommen. Wir müssen auch alle Sicherheitsauflagen einhalten und das wird auch kontrolliert. 

Wie lange werden die Aufräumarbeiten dauern?

Die ganze Woche.

Und die Abbrucharbeiten?

Bis Mai. Es ist eine riesige Fläche, die abgetragen werden muss. 

Ist der Schaden inzwischen abschätzbar?

Nicht genau, aber er liegt im hohen zweistelligen Millionenbereich. 

Was geschieht nun mit den 90 Mitarbeitern?

Wir versuchen alle Mitarbeiter und ihr Know-how zu halten bzw. Übergangslösungen zu finden. Bei Pomus in Lana haben wir die Möglichkeit bekommen, ein provisorisches Logistikzentrum einzurichten. Es ist auch eine große Solidarität da seitens unserer Mitbewerber auf dem Markt, die uns angeboten haben, Teile der Produktion vorübergehend zu übernehmen. 

Die Halle war neu, sie ist erst 2018 in Betrieb gegangen. Wird sie an demselben Ort wieder aufgebaut?

Ja, wir bleiben Burgstall treu. 

 Sie wirken gefasst?

Das ist eine Charaktereigenschaft von mir. Unter Druck bin ich pragmatisch und denke sehr strukturiert. Als ich das Ausmaß des Brandes erkannt habe, war mir sofort klar, was das bedeutet und dass wir das alles wieder aufbauen müssen. Aber ich bin auch nur ein Mensch und es gibt natürlich auch bedrückte und verzweifelte Momente.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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