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Doktor in Quarantäne

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Drei Hausärzte in Quarantäne, einer Coronavirus-positiv und mit Lungenentzündung im Krankenhaus, zwei im Dienst: Im Grödental ist die medizinische Versorgung derzeit erheblich eingeschränkt. Valentin Tröbinger, einer der Ärzte in Quarantäne, berichtet.

Von Thomas Vikoler

Er hatte eine Person behandelt, die vor zehn Tagen zu einem Cronavirus-Verdachtsfall wurde, und musste deshalb selbst in Quarantäne. Valentin Tröbinger, Hausarzt im Grödental und Inhaber einer Praxis für Unfallchirurgie in Wolkenstein, ist aber weiterhin aktiv. Am Telefon. „Ich bekomme zahlreiche Anrufe und berate die Patienten auf diesem Wege. Damit unterstütze ich auch die übrigen zwei Kollegen, die weiter im Ambulatorium behandeln dürfen“, sagt Tröbinger.

Denn im Grödental hat die Ausbreitung des Coronavirus die medizinische Versorgung der Bevölkerung stark eingeschränkt: Drei der sechs Hausärzte befinden sich in Quarantäne, einer ist positiv auf das Corona-Virus getestet worden und befindet sich mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. Er hatte einen der beiden Taxifahrer aus dem Grödental untersucht, der später positiv auf Covid 19 getestet wurde. Lediglich zwei der sechs Hausärzte sind derzeit offiziell in Dienst, jene in Quarantäne inoffiziell. „In ein paar Tagen werde ich in die Praxis zurückkehren“, sagt Valentin Tröbinger, „ich werde es ohne Angst tun, lustig ist es aber auch nicht“.

Auch weil insbesondere Wolkenstein, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, als Coronaviurs-Glutnest gilt. Vergangene Woche waren drei Personen in Deutschland positiv getestet worden, die zuvor einige Urlaubstage in einer Ferienwohnung im Grödner Skiort verbracht hatten. Einer der Gründe für das Robert-Koch-Institut, Südtirol am Samstag als Coronavirus-Risikogebiet einzustufen – was inzwischen bekanntlich für ganz Italien gilt.

Dass sich die Touristen, darunter ein Kinderarzt aus Heidelberg, tatsächlich in Wolkenstein angesteckt haben, bezweifelt Hausarzt Tröbinger übrigens: „Angesichts der kurzen Aufenthaltsdauer ist das eher unwahrscheinlich. Der Kinderarzt könnte sich auch vor dem Urlaub in Deutschland angesteckt haben“.

Aber derartige Fragen sind inzwischen mehr oder weniger obsolet: Im Grödental halten sich seit gestern kaum mehr Touristen auf, nachdem die Regierung die Schließung aller Aufstiegsanlagen für Dienstag angeordnet hatte. Die von den hiesigen Touristikern und Seilbahnbetreibern angekündigte freiwillige Schließung hätte am Mittwoch umgesetzt werden sollen.

„Ich halte die von der Regierung angeordneten Einschränkungen für richtig, so kann verhindert werden, dass sich größere Menschengruppen bilden und sich das Virus weiter ausbreitet“, sagt Valentin Tröbinger über die Ausweitung der Sperrzone auf ganz Italien.

Nicht in diesem Sinne ist freilich das, was der Grödner Hausarzt am Dienstag vor einem Skipass-Büro in Wolkenstein beobachtete: Vor diesem versammelte sich eine dichte Menschenmenge, die darauf wartete, einen Restbetrag für den Wochenskipass zurückzuerhalten.

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