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Der doppelte Götsch

Paul Götsch kandidiert für die SVP. Hugo Götsch für das Team K in Bruneck. Dabei steigen die beiden Brüder zwar gleichzeitig, aber eben für unterschiedliche Parteien mit unterschiedlichen Ansichten in die Gemeindepolitik ein.

von Silke Hinterwaldner

Als die TAGESZEITUNG Paul Götsch telefonisch erreicht, hatte er sich gerade mit seinem Bruder zur Kaffeepause getroffen. Die beiden machen das beinahe jeden Tag: Hugo kommt morgens in die Konditorei seines Bruders, dann trinkt man Kaffee zusammen.

„Das wird sich jetzt auch nicht ändern“, sagt Hugo Götsch mit einem Schmunzeln, „nur weil wir auf unterschiedlichen Listen antreten.“ Dass die beiden Brüder sich gut verstehen, aber in manchen politischen Fragen unterschiedlicher Meinung sind, tritt im Vorfeld zu diesen Gemeindewahlen offen zutage. Denn: Hugo Götsch, beruflich als Koordinator der Uni in Bruneck tätig, tritt als Bürgermeisterkandidat für das Team K in Bruneck an. Der um fünf Jahre jüngere Bruder Paul, von Beruf Konditor, hat sich für die SVP entschieden, er möchte in den Gemeinderat. Für beide ist das eine Prämiere.

Aber wie geht das, warum treten zwei Brüder, die sich nahe stehen, für unterschiedliche Parteien an? Und welche Auswirkungen hat das auf die Familie und ihre Beziehung zueinander?

Paul Götsch sagt: „Politisch sind wir uns zwar nicht einig, aber sonst verstehen wir uns gut.“ Die gemeindepolitischen Themen klammern die beiden meistens aus, man rede dann eben über die vielen anderen Dinge, die mindestens genauso interessant sind. Für Paul Götsch war schon lange klar, dass nur die Volkspartei in Frage kommt: „Ich finde, wir haben eine tolle Stadt. Ich mag den Bürgermeister und bin der Meinung, dass er seine Arbeit gut macht.“  Deshalb ist es sein politisches Ziel zur guten Arbeit etwas beizutragen, aber gleichzeitig sieht Paul Götsch auch Verbesserungsbedarf.  „Was in Bruneck fehlt“, sagt er, „ist das Leben. Die Stadt ist heute weniger lebendig als noch vor einigen Jahren. Ich habe den Eindruck, dass sich mittlerweile viel außerhalb der Stadt abspielt.“ Beispiel Fußballplätze: Die Kinder und Jugendlichen müssen meist bis Reischach fahren, um ihren Sport betreiben zu können. In Bruneck würde es außerdem mehr Restaurants oder geöffnete Geschäfte über die Mittagsstunden brauchen. Inhaltlich ist Paul Götsch nun schon bei jenem Thema, bei dem die beiden politisch interessierten Brüder am deutlichsten nicht einer Meinung sind. Unternehmer Paul Götsch erklärt, dass es momentan allzu schwer sei, einen Parkplatz nahe dem Stadtzentrum zu finden und viele Besucher vor allem deshalb ausbleiben. Zitat: „Ich glaube, man kann nicht den Verkehr ganz ausschließen, wie es das Team K vorschlägt.“

Die Speerspitze beim Team K in Bruneck ist Bruder Hugo, dessen Steckenpferd die alternative Verkehrspolitik ist. Er sagt: „Wir müssen endlich die Perspektive wechseln und Verkehrspolitik aus Sicht von Fußgängern, Radfahrern und Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel machen. Das Auto sollte erst an vierter Stelle kommen.“ Bruneck habe jetzt die Chance, eine attraktive Stadt zu werden, weshalb man öffentliches Geld nicht in den Bau von Tiefgaragen stecken sollte. Garagen, die in 15 oder 20 Jahren ohnehin nicht mehr gebraucht würden, da es bis dahin das selbst fahrende Auto gebe. Dann könne man in den großen Garagen höchstens noch Champignons züchten.

Aber auch abgesehen von der Verkehrspolitik der SVP fühlt sich einer wie Hugo Götsch besser beim Team K aufgehoben. „Es geht auch um das Aufbrechen von Machtstrukturen und Machtkonzentration“, sagt er. Die SVP ist ihm zu alt, zu tief verstrickt  und zu wenig frei, unabhängig und progressiv.

Aber auch wenn die beiden Brüder in manchen gemeindepolitischen Fragen nicht einer Meinung sind, so haben sie trotzdem vieles, das sie eint. So sind Paul und Hugo Götsch jedes Jahr Teil der Organisation des Radcorso, einer historischen Radveranstaltung. In verkehrspolitischen Fragen kommen sie nicht zusammen, aber Radfahren tun sie eben beide gern.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • netzexperte

    @alsobi Ihre Denkweise ist nicht nur egoistisch, sondern v. a. total kurzsichtig. Gut, dass es Leute wie Paul Götsch gibt, die Ahnung vom (realen) Leben haben. Ohne Leben in der Stadt wird es eine Stadt nicht mehr lange geben. Am besten Sie ziehen auf einen Berg in einem der hintersten Täler, da bleiben Sie verschont vor allem.

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