Der Kaunertal-Krimi
In der ersten Märzhälfte entscheidet die Landesregierung über das Kaunertal-Projekt. Die Gegner warnen noch einmal eindringlich vor den Folgen.
von Karin Gamper
Kommt der skitechnische Zusammenschluss zwischen dem Südtiroler Langtauferer Tal und dem Nordtiroler Kaunertal zustande? Die Entscheidung darüber wird die Landesregierung nach jahrelangem Hin und Her schon sehr bald treffen. Noch wartet die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer auf das letzte sozioökonomische Gutachten. Sobald dieses eintrifft, wird der Punkt auf die Tagesordnung gesetzt.
Indes machen die Gegner des Projekts noch ein letztes Mal mobil. In einer gemeinsamen Stellungnahme warnen die Umweltschutzgruppe Vinschgau, der AVS, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie der Heimatpflegeverband erneut eindringlich vor den Auswirkungen. Das Vorhaben sei nicht nur aus ökologischer Sicht ein „No-Go“, sondern führe auch zu Folgen, die man der Bevölkerung in Langtaufers nicht zumuten könne.
In Wirklichkeit geht es laut den Kritikern nämlich gar nicht um den Zusammenschluss zweier aktiver Skigebiete, sondern um einen neuen Zugang zum Gletscherskigebiet Kaunertal auf Südtiroler Seite. „Das Langtauferer Tal würde zu einem großen Parkplatz“, so die Befürchtung. Während andere „den Profit abschöpfen“ könnten, blieben dem Tal Verkehr, Lärm und Abgase. Nicht ein wirtschaftlicher Aufschwung im Tal wäre die Folge, sondern das Ende eines zukunftsfähigen, nachhaltigen Tourismus.
Erhebliche Bedenken gibt es zudem aufgrund der Gesellschaftsstruktur der Oberländer Gletscherbahn AG, die das Projekt vorantreibt. Der allergrößte Anteil des Gesellschaftskapitals liegt nämlich in den Händen Nordtiroler Investoren – und nicht in den Händen der Langtauferer. „Aufgrund dieser Besitzverhältnisse liegt die alleinige Entscheidungsgewalt bei den Nordtiroler Aktionären – und nicht bei den Aktionären im Tal“, warnen die Gegner. Außerdem: Nach der Genehmigung würden öffentliche Beiträge seitens des Landes Südtirol winken. „Inakzeptabel, weil sie zum Großteil ausländischen Unternehmen zugute kämen“, mahnen die Umweltschützer. Sie verweisen darauf, dass mittlerweile auch ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr hinter dem Projekt stehe. Dies habe auch eine sehr erfolgreiche Unterschriftenaktion der Langtauferer Frauen gezeigt.
Die Gegner appellieren daher an die Landesregierung und erinnern an die Verantwortung, die mit der Entscheidung verbunden ist: „Das Melagtal, eines der letzten Hochtäler in den Alpen mit ursprünglichem Charakter und hoher Biodiversität, darf nicht wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Ein Eingriff wie dieser, der unweigerlich den Individualverkehr anheizt, steht in krassem Widerspruch zu dem von der Landesregierung beschlossenen Klimaplan Energie Südtirol 2050.“
Indes hat das Skiprojekt unter dem Titel „30 Jahre Pistenkrieg“ auch Eingang in „Die Zeit“ gefunden. Autor Markus Larcher lässt in der Ausgabe vom 16. Jänner in einem kritischen Beitrag die Geschichte des Vorhabens Revue passieren.
„Ich bin gespannt“, sagt ein vehementer Gegner des Projekts, „ob die Landesregierung ein derart umstrittenes Projekt, das zum Großteil in Nordtiroler Hand liegt genehmigt und dann noch Südtiroler Steuermittel für dessen Realisierung bereitstellt“.
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Kommentare (14)
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erich
Das sind immer dieselben, gegen Almerschließung, gegen Skigebiete, gegen Wasserkraft, gegen Windkraft, gegen Verkehr, gegen 5G…….usw.
Besonders im Vinschgau, dann beim Land die Hand aufhalten weil der Vinschgau strukturschwach ist.
tiroler
Die Langtauferer alleine sollten über das Projekt abstimmen, das wäre die einzig vernünftige Entscheidungq
yannis
@tiroler,
Richtig ! ob diese sich dann für den Erhalt ihrer wunderschönen Bergwelt entscheiden würden oder für (vermeintlich) mehr Touristik- Umsatz, steht dann auf einen anderen Blatt.
Und an die Langtauferer, falls sie hier mitlesen, erhaltet Eure lebenswerte Bergwelt, es sind in Südtirol nur noch ganz WENIGE davon vorhanden, Danke !
morgenstern
Und genau das ist das Problem, weil andernorts alles zubetoniert ist verlangt man von den Langtauferern dass sie als unterentwickelte Neandertaler die Sünden der „Stadler“ jetzt kompensieren sollen.
Übrigens, müsste das Land auch nur einen Cent herausrücken wäre das Projekt schon längst abgelehnt worden.
pingoballino1955
erich…………….halten sie sich zurück mit solchen primitiven,polemischen Bemerkungen,die entbehren jeglicher Sachlichkeit und Wahrheit. Fahren sie mal ins Langtauferertal bevor sie so einen „LETTN“ rauslassen,dann sehen sie was „Sache “ ist.Profitieren würden nur die Österreichischen Nachbarn,das ist FAKT!
alsobi
In die Eck und schäme dich Erich.
george
‚erich‘,
für wen sollen die Vinschger die Hand aufhalten, etwa für die Kaunertaler Großinvestoren, die uns nur Südtiroler Geld abschöpfen wollen? Bist du von Blindheit geschlagen oder gehörst du etwa auch zu denen?
agugger2015
Das sind immer die gleichen bauern. Mehr ungesunde äpfel. Mehr hotelbetten. Mehr verkehr. Mehr beton. Mehr profit. Mehr geld. Mehr strassen. Mehr lifte.
franz1
@ erich,
… ab in die SVP Ecke in der Brennerstrasse, dort findest du Trost und Nachsicht!
erich
Da habe ich wohl den Nerv getroffen, ich war öfters in Langtaufers und weiß besser Bescheid als so mancher Schreibtischtäter hier.
george
Lieber „Schreibtischtäter als Veruntreuer öffentlicher Gelder und versteckter Hehler“. Ich selbst bin ja kein „Schreibtischtäter“, sondern Praktiker und Natura-Arbeiter-Beobachter, der nicht dauernd nach dem Steuergeld der anderen die Hand ausstreckt.
herrbergsteiger
die Gier der Touristiker nach immer mehr und mehr und mehr
ist nicht zu stoppen.
heinz
Jeglicher Ausbau von Skigebieten ist angesichts des rapide sich vollziehenden, menschengemachten Klimawandels völliger Quatsch.
silverdarkline
Die Landesregierung wird natürlich für das Projekt stimmen, negative Gutachten spielen ja keine Rolle. Denn auch im ehrenwerten Haus wird es gar einige Profiteure geben.