Die Wasserstoff-Flotte

Das Land Südtirol macht einen weiteren Schritt zur Förderung nachhaltiger, emissionsfreier Mobilitätsformen. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat mit Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und Umweltlandesrat Giuliano Vettorato zehn neue wasserstoff-elektrische Autos mit einem ebenso emissionsfreien wie geräuschlosen Antrieb in Bozen übergeben.
Die zehn neuen Hyundai Nexo sind die erste Flotte dieses Fahrzeugtyps in ganz Italien und gehen nun in Langzeitmiete an Projektpartner – darunter die Südtiroler Landesregierung, die so ihre Nachhaltigkeitsstrategie im Mobilitätsbereich mit konkreten Schritten vorantreiben will. „Es liegt an uns zu beweisen, dass eine emissionsfreie Mobilität in Südtirol möglich ist“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Schlüsselübergabe.
Die anderen Langzeitmieter sind öffentliche Einrichtungen (Eurac Research, Alperia, A22, IDM, Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg), aber auch private Betriebe (Microtec, Camping Moosbauer). Die Wasserstoff-Flotte wurde von der Inhouse-Gesellschaft des Landes SASA im Rahmen des EU-Projekts LIFEalps angekauft. Das EU-Projekt wird von SASA zusammen mit dem Institut für Innovative Technologien (IIT) koordiniert.
„Ein Wasserstoffplan für die gesamte Europaregion“
Die zehn neuen Modelle ergänzen die bereits 2013 angekauften ersten zehn elektrisch angetriebene Wasserstoff-PKWs in Südtirol. Gemeinsam bilden sie die größte Wasserstoffflotte Italiens und in der Europaregion Tirol. „Mit seinen verschiedenen Pilotprojekten“, sagte Landeshauptmann Kompatscher, „hat Südtirol seit Jahren Know-how aufgebaut und teilt es mittlerweile sowohl mit unseren Nachbarländern als auch mit dem restlichen Italien und Europa. Besonders freut uns, dass inzwischen auch die Länder Tirol und Trentino – ermutigt durch die Südtiroler Erfolge – großes Interesse am zügigen Aufbau dieser Technologie haben.“
So arbeite Südtirol nicht nur an einem eigenen Wasserstoffplan, sondern auch einer Strategie der gesamten Europaregion. „Nur gemeinsam das uns alle betreffende Problem des Schwer- und Transitverkehrs längs der Brennerachse lösen“, sagte Kompatscher und nannte das Ziel, aus Südtirol eine Modellregion in Sachen Nachhaltigkeit, eine sogenannte green region, zu machen: „So verfolgen wir die Ziele des Klimaschutzes wie der Gesundheit und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in einem und können Südtirol zunehmend für nachhaltig orientierte Gäste attraktiv machen.“
Wasserstoff-Masterplan 2030
Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider erklärt dazu: „Unsere Strategie im Wasserstoffbereich sieht vor, dass bis 2030 bis zu 15 Prozent der LKW-Fahrten emissionsfrei sein werden.“
Dazu kommen weitere Investitionen in eine neue Busflotte und in eine flächendeckende Infrastruktur. „Südtirol hat durch seine Wasserkraft ein enormes Potential, diese saubere Energie für Mobilitäts- und Transitlösungen zu nutzen und somit unabhängiger von Benzin und Diesel zu werden“, sagte Landesrat Alfreider.
In dieselbe Kerbe schlägt Umwelt- und Energielandesrat Giuliano Vettorato: „Wenn dann auch noch der Treibstoff lokal und mit erneuerbaren Energien produziert wird, komplettiert dies das Bild eines 100 Prozent emissionsfreien und nachhaltigen Fahrzeugs. Der große Vorteil dieser Art von Elektromobilität ist, die Wasserstoffproduktion dann hochfahren zu können, wenn genügend erneuerbare Energien im Netz verfügbar ist und wenig Strombedarf herrscht. Damit wird die Produktion während der abendlichen und morgendlichen Spitzenzeiten vermieden.“ Vettorato ist überzeugt, „dass wir so einen lokalen Wirtschaftskreislauf mit entsprechender Wertschöpfung in Südtirol schaffen und das System in Italien und anderen Ländern Einzug halten wird.“
Emissionsarm über den Brenner: Verkehrsprojekte der A22
Auch die Brennerautobahn A22 setzt – besonders angesichts steigender Benutzerzahlen – auf alternative, nachhaltigere Antriebe, erklärt Technische Generaldirektor Carlo Costa: „Besonders beim Schwerverkehr müssen wir auf nachhaltigere Lösungen setzen. Wir haben sehr früh auf Wasserstoff gesetzt; heute hingegen erkennen viele das Potenzial dieser Null-Emissions-Technologie. Wir sind entschlossen, aktiv am Infrastrukturausbau mitzuwirken, um den Markt der Wasserstofffahrzeuge anzukurbeln. Ohne Wasserstofftankstellen haben Brennstoffzellenfahrzeuge keine Zukunft.“
Der Geschäftsführer von Hyundai Italien, Andrea Crespi, erklärte bei der Vorstellung der Südtiroler Hyundai-Nexo-Flotte die Vorteile der Autos und der Brennstoffzellentechnologie: „Dieses Modell ist in nur fünf Minuten betankt und kommt damit auf eine Reichweite von bis zu 665 km.“ Zudem sei Fahren mit Wasserstoff auch preisgünstig: Ein voller Tank kostet in etwa 60 Euro; ein Kilogramm Wasserstoff kostet 11,29 Euro plus Mehrwertsteuer. „Hier in Bozen die italienweit erste Flotte mit zehn Hyundai Nexo übergeben zu dürfen ist eine grundlegende Etappe auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität“, sagte Crespi.
Das EU-Projekt LIFEalps
Diesen Weg hat Südtirol bereits 2013 eingeschlagen: Damals wurden zehn elektrisch angetriebene Brennstoffzellen-Autos und über die SASA fünf Brennstoffzellen-Linienbusse in Betrieb genommen, gemeinsam mit der vom IIT geführten Wasserstoffproduktions- und Tankstelle in Bozen Süd. Die Busse haben seither über 1,4 Millionen Kilometer absolviert, die Autos sind – von vielen Institutionen und Firmen genutzt – bereits über 920.000 km gefahren.
Es ist dies eines von vielen Pilotprojekten, mit denen das Land Südtirol die Mobilitätsstrategie 2030 umsetzt. Die Ergebnisse haben das Land nun ermuntert, diesen Weg weiter zu verfolgen. Diesem Ziel dient das Projekt LIFEalps (Zero Emission Services for a Decarbonised Alpine Economy), das nicht nur Infrastrukturen für alle Formen der Elektromobilität schaffen soll, sondern auch Pilotflotten verschiedener emissionsfreier Fahrzeuge vorsieht. So wurde nicht nur die heute übergebene Flotte über LIFEalps finanziert, sondern unter anderem 33 Schnelladesäulen und fünf weitere Wasserstofftankstellen für PKWs und Busse.
Wie sehr die strategische Bedeutung des Projekts auch auf europäischer Ebene wahrgenommen wird, zeigt auch die Anwesenheit von Herald Ruijters: Er ist in der Europäischen Kommission der Direktor für nachhaltige und innovative Mobilität der Generaldirektion Verkehr (DG Move).
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Kommentare (11)
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thefirestarter
Leider steht nicht wieviel die Autos dem Steuerzahler kosten. Wieviel die öffentlich Hand davon übernimmt und welche Beiträge gibt.
Also prinzipiel ja eine gute Sache… wie sieht es mit der Kennzeichnung der Autos aus? Wasserstoff ist ja nicht gerade ungefährlich.
Bei den E-Autos z.B. hat auch erst im Nach hinein eine „Lösung“ für die FF gefunden. Nun steht bei der BF ein großer Container in dem brennende E-Autos hineingezogen werden und geflutet werden um sie zu löschen.
In Österreich hat man dann auch sehr schnell herausgefunden das so ein verbranntes E-Auto/Batterie Sondermüll ist und es keiner abnimmt.
Nur je mehr E-Autos… um so mehr Container????
Wie sieht es bei den H2 Autos/Bussen aus?
marting.
ein Fall für Reinholds Liste!!!
emma
logisch, dei obergerngscheiden finden immer neue ( teure ) auswege weil sie vorhandene problemchen net angehn wollen, kànnen, tun.
ganzwasneues
Du muasch jo a elends orme Sau sein…
Olm olls lei pauschal kritisiern, nia a konkrete eigene Meinung – Haupsoch gscheider sein…
emma
neuegans! A oder CH kauft auch keine protzkarossen fùr sich selbst, die sollen besser umweg- unsinntransit LKW verteuern oder der post fahrràder verpassen.
ganzwasneues
Zitat:
„Es liegt an uns zu beweisen, dass eine emissionsfreie Mobilität in Südtirol möglich ist“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der Schlüsselübergabe.
Vier Fragen:
1. Wie sieht es mit der flächendeckenden Versorgung mit Wasserstoff aus?
2. Wären unsere Stromproduzenten imstande, die saubere Produktion von Wasserstoff in ausreichender Menge zu gewährleisten?
3. Wie soll sich ein Normalbürger ein solches Auto leisten können, wenn wir von rund 80.000 Euro je Auto sprechen?
4. Gibt es wirklich keine Bauchschmerzen, wenn bei 10 bzw. 20 Wasserstoff-Autos von der größten Flotte Italiens gesprochen wird?
thefirestarter
Aus was wird der Wasserstoff in Bozen produziert? Wasser oder doch Methan?
Laut H2 Homepage ist die Produktionsanlage selbst eine der größten und modernsten dieser Art in Europa – über drei modulare Elektrolyseanlagen können bis zu 180 Nm3 (Normkubikmeter = m3 bei 15°C) Wasserstoff pro Stunde erzeugt werden. Mit diesem gasförmigen und komprimiert gespeicherten Wasserstoff können bis zu 15 Stadtbusse (mit täglich 200-250 km Fahrtstrecke) oder bis zu 700 PKWs versorgt werden.
Wirklich klar und deutlich, nur wieviele Km werden für die Autos berechnet, und die Busse fahren also so ca. 5-6 Stunden? Außer sie fahren Überland dann eventuell auch nur 2-3 Stunden. 15 Busse sind verdammt wenig!
Wo wohl werden wir, wenn’s klappt, die Produktionsstätten hinbauen… Unterland?
yannis
>>>2. Wären unsere Stromproduzenten imstande, die saubere Produktion von Wasserstoff in ausreichender Menge zu gewährleisten?…
Meine Frage wäre, wären die Stromproduzenten in der Lage grünen Strom (Solar, Wind, Wasserkraft) in ausreichender Menge zur Wasserstoff-Produktion zur Verfügung zu stellen ?
Des weiteren, wie hoch oder wie niedrig ist dann der Wirkungsgrad nach allen Verlusten dieser Energiewandlung ?
marting.
bezahlen darf das unnütze Politiker Prestige Objekt wie immer der dumme Bürger!
vielen Dank SVP!
pluto
Wasserstoff wird wohl der Antrieb der Zukunft werden.Die 500 bis 700kg Batterien der jetzigen E-Autos eher eine Übergangstechnologie. Toyota setzt voll auf Wasserstoff, auch Mercedes hat fertige Modelle die z.Z. aber nur vermietet werden.
thefirestarter
Die Zukunft werden, nein müssen Öffis sein und nicht mehr Individualverkehr.
Stichwort: Ausbau der Eisenbahn.