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Für die Katz?

Für Paul Köllensperger ist Jasmin Ladurners Antrag auf vergünstigte Skipässe für Kinder nur ein „homöopathisches Mittel“: Die Politik sollte sich stattdessen für leistbares Wohnen und günstigere Schulbücher einsetzen.

von Matthias Kofler

Paul Köllensperger schickt voraus, dass seine Fraktion eigentlich gegen den Beschlussantrag stimmen wollte. „Der Inhalt wurde aber mittlerweile so sehr verdünnt, dass er keinen Wirkstoff mehr enthält. Von Verpflichtungen ist keine Rede mehr. Wir befinden uns daher im Bereich der Homöopathie“, begründet der Chef des Teams K die Stimmenthaltung zum Antrag auf günstigere Skitickets für Kinder.

Eingebracht hatte den Beschlussantrag die SVP-Jungpolitikerin Jasmin Ladurner. Die Landesregierung soll beauftragt werden, die Skigebiete – insbesondere jene mit Landesförderung – zu „ermutigen“, gegebenenfalls auch mit Konventionen mit der Gemeinde, für Kinder kostengünstige bzw. kostenlose Skipässe zur Verfügung zu stellen.  Für Paul Köllensperger handelt es sich um einen „sinnlosen und nicht zielführenden Antrag“: „Bevor wir hier über leistbares Skifahren diskutieren, sollten wir uns erst einmal für leistbares Wohnen einsetzen“, meint der Abgeordnete. Und er erinnert in dem Zusammenhang an den Antrag der Süd-Tiroler Freiheit auf vergünstigte Schulbücher, den die Mehrheit erst kürzlich mit Verweis auf die unklare Finanzierbarkeit abgelehnt habe.

Rabatte bei Skipässen stünden im Vergleich dazu „schon deutlich weiter unten in der Prioritätenliste“. Er könne sich auch nur schwer vorstellen, dass die Landesregierung viel Zeit (und Lust) habe, um mit den Pistenbetreibern über Rabatte und Konventionen zu verhandeln. „Wir nehmen hier bewusst in Kauf, dass dieser Antrag nicht umgesetzt wird“, warnt der Team-K-Abgeordnete und fügt hinzu: „Mir kommt es so vor, als sollte der Antrag nur dazu dienen, die Statistik im Landtag zu verbessern und ein schönes Facebook-Posting machen zu können.“

Köllensperger steht mit seiner Kritik nicht alleine da. Nur 15 Abgeordnete stimmten im Landtag für Ladurners Skipass-Antrag, 15 enthielten sich. Kein berauschendes Ergebnis.

Sandro Repetto (PD) teilte zwar das Anliegen, die Kinder dem Wintersport zu nähern. Doch der Antrag sei vor allem auf den ländlichen Raum zugeschnitten. „Mit welchem Skilift sollte zum Beispiel die Gemeinde Bozen eine Konvention abschließen?“, fragt sich Repetto. Myriam Atz Tammerle (STF) äußert sich grundsätzlich positiv zur Förderung der Freizeitgestaltung in der Natur. Aber hier gehe es um profitable Unternehmen. Günstiges Schulmaterialwäre wichtiger. Auch F-Obmann Andreas Leiter Reber sieht eine Förderung für nur einen einzelnen Sport kritisch. Er fragte, worin die Ermutigung an die Skigebiete konkret bestehe. Carlo Vettori (Alto Adige Autonomia) weist darauf hin, dass es einen Kinderrabatt bei den meisten Anlagen bereits gebe, ebenso wie es die beiden genannten Initiativen bereits gebe. Es mute etwas überflüssig an, wenn man Bestehendes beschließe.

Jasmin Ladurner, die im Jahr vor ihrem Landtags-Einzug im Verkauf des Lananer Seilbahnherstellers Doppelmayr tätig war, kann die Nörgeleien der Landtagskollegen nicht nachvollziehen: „Dass es wichtigere Dinge gibt, hindert uns nicht, auch etwas für den Wintersport zu tun“, meint die SVP-Jungpolitikerin. Zudem sehe der Antrag ja keine Beiträge vor, sondern eine Ermutigung an die Skigebiete.

Tageszeitung: Frau Ladurner, die Opposition bezeichnet Ihren Antrag auf vergünstigte Skitickets für Kinder als Schnapsidee. Hat die Politik nicht dringendere Probleme, die sie angehen sollte?

Jasmin Ladurner: Meine Kollegen haben sich den Antrag offensichtlich nicht durchgelesen. Natürlich gibt es wichtigere Dinge – und die anderen Sportarten sollten uns genauso wichtig sein. Das hindert uns aber nicht daran, etwas für den Wintersport zu tun, der in Südtirol von großer Bedeutung ist. Bei meinem Antrag handelt es sich um ein Anliegen, das die Kinder beim Kinderlandtag vorgebracht haben. Als jüngste Abgeordnete nehme ich dieses Anliegen ernst und habe es deshalb in Form eines Beschlussantrags aufgegriffen.

Laut Paul Köllensperger ist der Antrag „weichgespült“, da er keine Verpflichtungen an die Pistenbetreiber enthalte …

Die durch das Land geförderten Skipistenbetreiber werden aufgefordert, Rabatte für Kinder zu ermöglichen. Das Land kostet diese Maßnahme keinen Cent mehr. Es ist eine Win-Win-Situation: Die günstigeren Tickets haben einerseits einen sozialen Charakter, weil allen Kindern der Zugang zum Wintersport gewährt wird. Andererseits profitieren auch die Pistenbetreiber, da die Kinder, die das Skifahren erlernen, dann als Erwachsene wiederkommen werden und damit die wirtschaftliche Zukunft der Skigebiete absichern.

Hat Köllensperger Unrecht, wenn er sagt, die Politik solle erst einmal dafür sorgen, dass die Schulbücher günstiger werden?

Dieses Argument ist ein Ablenkungsmanöver. Man spielt hier zwei ganz unterschiedliche Dinge miteinander aus. Dass es auch noch Wichtigeres gibt, heißt nicht, dass wir uns nicht um den Wintersport zu kümmern brauchen.

Ihr Antrag – so sagen Kritiker – diene allein der Mittelstandförderung: Schließlich können sich Familien in ärmeren Verhältnissen den Luxussport Skifahren schlichtweg nicht leisten, auch wenn die Tickets für die Kinder günstiger sind. Was entgegnen Sie dem?

Der Antrag ist ein erster Schritt. Darin ist auch die Forderung enthalten, bereits bestehende Initiativen wie den „Kids Snow Day” und „Go Snow” weiterzuführen, die ein komplettes Vier-Tage-Paket für Kinder zum Erlernen des Skifahrens samt An- und Abreise beinhalten. Das ist eine schöne Sache.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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