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Zwischen den Welten

Arnold Wisthaler wird (wahrscheinlich) weitermachen, obwohl die SVP den Vizebürgermeister von Innichen aus der Partei ausgeschlossen hat. Hinter den Kulissen wird an einer neuen, freien Liste gearbeitet.

von Silke Hinterwaldner

Als die SVP-Parteileitung in Bozen vor knapp einem Jahr beschlossen hat, Arnold Wisthaler auszuschließen, hat sie damit nicht nur sein persönliches politisches Schicksal besiegelt. Dieser Ausschluss sollte auch weitreichende Folgen für die SVP in Innichen, Vierschach und Winnebach haben. Das ganze Ausmaß dessen könnte sich jetzt im Hinblick auf die Gemeindewahlen zeigen.

Aber der Reihe nach: Vor fünf Jahren ist in Innichen das passiert, das für Ortsgruppen der Volkspartei ein politischer Super-Gau ist. Obwohl die SVP mit Werner Tschurtschenthaler einen Bürgermeister-Kandidaten mit fünf Jahren Amtserfahrung hatte, machte jemand anderes das Rennen. Rosmarie Burgmann, seit vielen Jahren Gemeinderätin der damals oppositionellen Bürgerliste, wurde Bürgermeisterin. Aber ohne Mehrheit im Gemeinderat.

Nach langen, auch zermürbenden Verhandlungen, einigte man sich im Rathaus von Innichen auf ein Koalitionspapier, im Ausschuss vertreten war Bürgermeisterin Burgmann gemeinsam mit zwei Bürgerlistlern und drei SVP-lern. Die anfängliche Zuversicht war schnell verflogen. SVP und Bürgerliste fanden nie wirklich zu einem guten Team zusammen, die politischen Differenzen gipfelten vor eineinhalb Jahren im Rückzug der SVP aus der Koalition. Nach diesem Bruch musste – oder durfte – die Bürgerliste allein weitermachen.

Einer, der in all den Jahren eine ganz besondere Rolle spielte, ist Arnold Wisthaler. Bei der Wahl vor fünf Jahren hat er am meisten Vorzugsstimmen auf der SVP-Liste bekommen. Aber mittlerweile ist der amtierende Vizebürgermeister aus Vierschach nicht mehr Mitglied bei der Partei. Denn: Nachdem er beim Austritt seiner SVP aus der Koalition nicht mitspielte, wurde er Monate später ausgeschlossen. Diese parteipolitische Bestrafung hat ihm umgekehrt aber wohl auch viele Sympathien eingebracht. Deshalb ist die für diese Wahl alles entscheidende Frage: Was wird Arnold Wisthaler tun? Kandidiert er wieder? Und wenn ja, mit wem?

„Eigentlich“, antwortet er, „hatte ich vor, mich in aller Ruhe aus der Politik zu verabschieden. Aber andererseits interessiert mich die Gemeindepolitik immer noch sehr.“ Definitiv entschieden habe er noch nicht, sagt er. Noch sei  (fast) alles offen.

Eine Entscheidung steht aber: Für die SVP kandidiert Arnold Wisthaler sicher nicht. „Es gibt kein Zurück zur Partei“, sagt er. Selbst wenn man ihn darum bitten würde, dieser Zug ist für ihn abgefahren. Aber auch einer Kandidatur für die Bürgerliste sagt der Vizebürgermeister zumindest nicht zu. Er möchte nicht auf einer Seite dieser beiden politischen Lager in Innichen stehen. Für ihn kommt wohl am ehesten in Frage – wie er es bereits  in den vergangenen eineinhalb Jahren gehandhabt hatte – über den Parteien zu stehen und ohne politische Zugehörigkeit und ohne Fraktionszwang seinen Job zu erledigen.

Die SVP sitzt auf Nadeln. Jener Wahlsieg, den sie in Innichen einfahren sollte, ist wohl nur sehr schwer zu schaffen. Auf der einen Seite müsste die SVP einen Kandidaten finden, der besser abschneidet als die amtierende Bürgermeisterin. Auf der anderen Seite müsste sie die alten Gräben zuschütten: den Rauswurf von Wisthaler verkraften genauso wie eine Riege neuer, junger Kandidaten in die Wahl schicken.

Dazu kommt noch etwas, das in Innichen noch nicht spruchreif ist. Innerhalb der SVP gibt es mittlerweile mehrere Strömungen. Auf der einen Seite gibt es die Gruppierung jener, die derzeit im Gemeinderat und in den Ortsgruppen das Sagen haben. Auf der anderen Seite aber stehen einige, die gerade mit dieser Politik nicht mitziehen wollen. Sie möchten viel lieber einen Neustart versuchen, um die Fehler der Vergangenheit ausmerzen zu können. Das würde wohl auch bedeuten, dass nicht mehr Peter Fuchs, Simone Wasserer oder Klaus  Rainer in der ersten Reihe stehen, sondern eben neue, unverbrauchte Kandidaten. Weil aber ein solcher Generationswechsel nicht zu erwarten ist, wird im Hintergrund an einer neuen politischen Kraft gearbeitet.

Diese neue Liste soll sich zum Ziel gesetzt haben, ohne Parteipolitik arbeiten zu wollen. Eine freie Liste, bei der auch Arnold Wisthaler mitmachen könnte. Welche Namen sonst noch auf dieser Liste auftauchen könnten, ist noch ein großes Geheimnis. Es ist aber davon auszugehen, dass einige Unzufriedene aus den Reihen der SVP ausscheren werden. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass diese neue Liste, sollte sich denn auch tatsächlich zustande kommen, auch einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten stellen wird.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • tiroler

    Die Messer werden gewetzt.
    Es wird Blut fließen.

  • george

    Wieder einmal typisch für die Südtiroler: Einerseits immer der Mehrheitspartei SVP unterkriechen und wenn sie dann jemand schröpft und eine Gegenbewegung entsteht wie die Bürgerlisten, dann unterstützt man diese doch wieder nicht, obwohl sie die SVP dann auch nicht mehr wollen. Was wollt ihr dann eigentlich: Alles ausnutzen, aber ja nichts dafür geben?

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