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„Gesetze sind streng genug“

Nach der Horror-Nacht in Luttach: Stefan Haidacher, Kommandant der Ortspolizei in Bruneck, über die Forderung nach zusätzlichen Alkohol-Tests bei Autofahrern, über die Frage, ob es dafür mehr Polizisten bräuchte und über die Hauptaufgaben seiner Behörde.

TAGESZEITUNG: Nach dem  schrecklichen Unfall in Luttach wird der Ruf nach mehr Alkohol-Kontrollen laut. Zu Recht, Herr Haidacher?

Stefan Haidacher: Grundsätzlich muss man sagen: Zusätzliche Präventivmaßnahmen sind sicherlich sinnvoll.

Die Ortspolizei Bruneck hat ein großes Einzugsgebiet. Wie viel wird da in einer normalen Nacht am Wochenende kontrolliert?

Wir als Ortspolizei in Bruneck betreuen mit Bruneck insgesamt sieben Gemeinden, also zusätzlich Gais, Pfalzen, Percha, Rasen Antholz, St. Lorenzen und Olang. Im Einsatz sind für dieses Einzugsgebiet 16 Polizisten, die ein Kontingent von 2.600 Stunden jährlich allein in den Partnergemeinden zu absolvieren haben. Im Vordergrund stehen dabei die Verkehrskontrollen und -erziehung, dazu kommen noch Kontrollen im Bauwesen, Lizenzwesen, Märkte und einiges mehr. Unsere Tätigkeit endet durchschnittlich gegen 19.30 Uhr oder 20.00 Uhr am Abend. Es gibt relativ wenig Nachtdienst. Dieser steht vor allem dann an, wenn es größere Veranstaltungen rund um Bruneck gibt wie Silvester, Konzerte oder das Stadtfest.

Bei diesen größeren Veranstaltungen machen Sie dann aber auch Alkoholkontrollen…

Auf jeden Fall. Wir nehmen recht viele Verkehrsunfälle auf. Bei jedem dieser Unfälle machen wir zusätzlich Alkoholkontrollen. Sobald wir tagsüber Verkehrskontrollen durchführen, bei denen der Autolenker verdächtige Symptome aufweist und man den Verdacht hat, dass er betrunken sein könnte, werden selbstverständlich auch Alkoholtests durchgeführt.

Wer kontrolliert und wie wird kontrolliert?

Die Carabinieri und die Verkehrspolizei haben immer Nachtdienst, diese Behörden sind 24 Stunden im Dienst. Sie sind deshalb nächstens mehr unterwegs als wir. Bei uns verlangen die Bürgermeister oft andere Schwerpunktkontrollen, wo es vielfach um Parkvergehen oder Geschwindigkeitsübertretungen geht. Wir müssen auch die vielen Speed-Check-Boxen betreuen, die mittlerweile in unserem Einzugsgebiet im Einsatz sind. Mit derlei Kontrollen sind wir derzeit ziemlich ausgelastet.

Wie geht es zu auf der Strecke durch das Tauferer Ahrntal?

Dazu kann ich nicht viel sagen. Unser Einzugsgebiet endet nach Gais und Uttenheim, wo wir die letzte Speed-Check-Box stehen haben.

Sie wohnen Gais und kennen die Situation vor Ort: Denken Sie, dass zu wenig kontrolliert wird?

Dazu kann ich mich nicht äußern, weil ich darüber zu wenig weiß und in den Nächten  auch nicht viel  unterwegs bin. Ich kann nur sagen: In meiner Jugendzeit hat es noch kaum Alkohol-Kontrollen gegeben. Auf der Strecke zwischen Bruneck und Sand in Taufers gab es die beiden Diskotheken Sportcenter und Pik-Klub, hier ist auf der Straße beinahe jedes Wochenende etwas passiert. Zum Glück hat sich diesbezüglich mittlerweile sehr viel getan.

Würden Sie es für sinnvoll erachten, den Dienst der Ortspolizei auch auf die Alkoholkontrollen in der Nacht auszudehnen?

Das ist schwer zu sagen. Aber freilich: Wenn nun das Innenministerium über das Regierungskommissariat Anweisung gibt, verstärkt Alkoholkontrollen an den Wochenenden zu machen, müssen wir intern entscheiden und mit den Bürgermeistern abklären, ob andere Schwerpunkt-Kontrollen reduziert werden können, um die Alkohol-Tests zu intensivieren.

Braucht es dafür zusätzliches Personal?

Wir wissen alle, wie schwierig es sein wird, zusätzliches Personal zu bekommen. Das ist im öffentlichen Dienst allgemein nicht ganz einfach. Ich persönlich bin schon der Meinung, dass zusätzliche Alkoholkontrollen als Präventivmaßnahme wichtig und sinnvoll sind. Aber es gilt abzuklären, wie wir das zeitlich und personell hinbekommen können.

Was das Fahren unter Alkoholeinfluss betrifft, sind die Gesetze in Italien heute schon streng…

Am Gesetz zu schrauben, würde ich persönlich auch nicht unbedingt für den richtigen Weg halten: Die Gesetze sind streng genug. Es liegt jetzt wohl wirklich an den Kontrollen.

Trotz der strengen Gesetze gibt es immer noch betrunkene Autofahrer. Warum?

Das ist fast nicht zu verstehen. Sobald man heute mit jungen Leuten spricht, wird schnell klar, dass sie sich nicht mehr leichtfertig hinters Steuer setzen, sobald sie etwas getrunken haben. Aber es gibt offensichtlich immer noch Ausnahmen.

Nach mehreren tödlichen Unfällen in ganz Italien steht das Thema Alkohol am Steuer auch politisch wieder ganz oben in der Agenda…

Wenn so etwas Tragisches wie dieser Verkehrsunfall passiert, dann besteht in der Politik immer Handlungsbedarf. Oft wird schnell etwas durchgedrückt, manchmal ist das auch Augenauswischerei.

Es gibt auch technische Möglichkeiten etwa mit Alk-Sperren für Autos, die sich nicht mehr starten lassen, sobald man betrunken ist. Kann das die Lösung für die Zukunft sein?

So etwas kann ich nicht beurteilen.

Interview: Silke Hinterwaldner

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