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Perchiner Bettenexplosion

500 neue Hotelbetten für Percha: Im Gemeinderat hätte dazu ein Grundsatzbeschluss fallen sollen. Aber soweit kam es nicht: Die Hoteliers und Gastwirte in Percha waren über das Konzept nicht informiert – und sie legen sich  quer. 

von Silke Hinterwaldner 

Andreas Brunner macht sich viele Gedanken darüber, wie sich das Land entwickeln sollte. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht dabei der Tourismus. Das verwundert nicht: Der Hotelier ist Obmann des HGV in Percha und auch auf Bezirksebene für den Verband der Gastwirte aktiv. 

Umso verwunderlicher ist es aber, dass gerade in seiner Heimatgemeinde wichtige Entscheidungen in diesem Bereich getroffen werden, ohne mit dem HGV-Obmann, aber auch ohne mit anderen Hoteliers darüber zu sprechen. „Ich würde es wichtig finden“, sagt Andreas Brunner, „wenn ein Tourismusentwicklungskonzept für Percha in einer Arbeitsgruppe diskutiert würde. Dort vertreten sollen nicht nur Hoteliers, sondern auch viele andere Bereiche der Bevölkerung sein. Schließlich geht das alle an.“

Aber davon war man bisher weit entfernt. Am Donnerstag vergangener Woche hatten sich die Gemeinderäte zur letzten Sitzung des Jahres getroffen. Für viele überraschend stand auch die Verabschiedung eines Konzeptes für die touristische Entwicklung auf der Tagesordnung. Bald schon war klar, dass die Meinungen zu diesem Thema weit auseinander gehen. Der Punkt wurde vertagt, schließlich wollte der Bürgermeister eine Abstimmungsniederlage vermeiden. Zu diesem Zeitpunkt wusste HGV-Obmann Brunner noch gar nichts von den Plänen. 

Umso mehr fiel er aus allen Wolken, als er tags darauf erfuhr, dass Percha 500 neue Hotelbetten bekommen könnte. Dabei darf man eines nicht vergessen: Heute gibt es in Percha lediglich 350 bis 400 Betten. 

Diese geplante Bettenexplosion ist Andreas Brunner ein Dorn im Auge. Er vertritt eher die Meinung, dass nun die Zeit gekommen sei, in der man auf die Bremse treten und nicht noch weiter ausbauen sollte. Das habe drei Gründe, sagt er, zum einen fehlt das Personal, zum anderen habe man in den Augen vieler Bürger eine Schmerzgrenze in der touristischen Entwicklung erreicht und außerdem sei der Verkehr heute schon ein enormes Problem. 

„Ein neuer Betrieb in Percha“, sagt Brunner, „ist für die bestehenden nicht unbedingt eine unliebsame Konkurrenz. Denn wir können alle davon ausgehen, dass die Hotels gut gefüllt sind, dafür sorgt unter anderem die Anbindung an den Kronplatz.“ Vielmehr sollte man sich aber gut überlegen, wohin sich das gesamte Pustertal entwickeln soll. Prags zeigt, warnt Brunner, wie es nicht laufen sollte: „Wir müssen jetzt vorsichtig sein. Schließlich betreffen unsere Entscheidungen auch die nachfolgenden Generationen.“

Bisher scheint in Percha wenig über dieses Thema diskutiert worden zu sein. Nur so lässt sich erklären, dass die HGV-Vertreter gar nicht informiert worden sind über das vorliegende Konzept und der Tourismusverein sozusagen nur am Rande einbezogen wurde: Beim Tourismusverein Kronplatz, zu dem auch Percha gehört, wurde ein technisches Gutachten für das Konzept beantragt. „Aber inhaltlich“; sagt Präsident Martin Huber, „wurde in unseren Gremien darüber nicht gesprochen. Dazu gab es nie einen Antrag aus Percha.“ 

Für ein Gespräch zwischen HGV-Obmann und Bürgermeister gibt es bereits einen Termin. Am 9. Jänner werden sich Brunner und Joachim Reinalter treffen, um darüber zu beraten, was für Percha gut ist und welche Schritte nun gesetzt werden sollen. 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • ich1979

    Das einzige, wo ich schwarz sehe, ist der Verkehr.
    Wenn man bedenkt, die SVP hatte sich bei der perchinger Umfahrung quer gestellt wohlwissentlich dass 500 Betten, das entspräche 200-250 Fahrzeuge mehr ins Pustertal kommen.

  • andreas

    Wenn sie die Bettenaufstockung wollen, sollen sie dafür stimmen, wenn sie gegen Konkurrenz sind, sollen sie es halt lassen.
    Dass ein HGV Obmann und Hotelbesitzer dagegen ist, liegt in der Natur der Sache.

    Heutzutage heult aber anscheinend jeder lieber rum und möchte einen Stuhlkreis bilden, um über weiß ich was zu diskutieren….

    Es gibt weit schönere Orte in Südtirol, wo genehmigte Betten nicht gebaut werden, da keiner dazu Lust hat.

    • kurt

      Ja, Anderle, wenn dir das Pustertal nicht gefällt ,dann musst du halt in Bozen ,vorzugsweise im Bahnhofspark bleiben um Drogen Händler zu zählen .im Pustertal wärst du sowieso nur ein Schandfleck und am falschen Ort ,insofern ist dir ja nur geholfen .
      Genehmigte Betten die nicht gebaut werden das musst mir mal erklären und das genau in Südtirol ????:
      Warum glaubst du dann das die SVP das Gesetz zur Raumordnung zwar durchgedrückt hat, aber die Gültigkeit auf den Juli verschoben hat !!!!!!.
      Ihr glaubt wohl dass alle außer SVP‘ LER als Deppen geboren werden !!!!.

    • besserwisser

      @andreas: oberflächlich und brühwarm wie alle ihre kommentare. wer immer und überall was zu kommentieren hat nimmt sich entweder zu wichtig oder hat sonst nix zu tun. ihr kommentar wurde ohne hintergrundwissen geschrieben will dies aber vermitteln.
      deswegen meine (wahrscheinlich unerwünschte) empfehlung: zuerst informieren und dann kommentieren. fakten zählen nicht wichtigtuerei….

  • silverdarkline

    Zuerst wird gegen den Verkehr demonstriert, ein paar Monate danach braucht es mehr Betten..die Blödheit der Menschen ist wohl unbegrenzt.

  • thefirestarter

    Etwas mehr als 1/2 Million Einwohner
    Etwas mehr als 7 Millionen „Gäste „
    Es reicht!

  • franz1

    Ba 400 Betten mehr, brauchts sicher auch eine „Ausfahrt Mitte“ der Umfahrung, damit der Verkehr nicht wieder ins Stocken gerät.

  • owl

    Ein Bürgermeister der niemanden informiert, Gemeindegremien die anscheinend schlafen und ein HGV-Obmann der offensichtlich nie auf die Idee gekommen ist, sich dieses Themas proaktiv anzunehmen, das so gut wie in jeder Gemeinde Südtirols schon diskutiert wurde.

    Dann braucht man in einem kleinen Dorf wie Percha Wochen um zwischen einem HGV-Obmann und dem Bürgermeister eine Aussprache zu vereinbaren. Staatsbesuche gehen oft zügiger von statten.

    Percha sieht sich anscheinend nicht nur in Sachen Umfahrung als Nabel der Welt.

  • george

    Gut Herr Andreas Brunner! Zuerst demonstriert man wegen der Aufschiebung der Umfahrung und ein halbes Jahr später traut man sich im Gemeindrat 500 neue Fremdenbetten für Percha vorzustellen? Ich hoffe, dass Sie dazu auch stehen, was Sie hier gesagt haben. Wozu mehr Betten, wenn eh schon der Fremdenverkehr rundum überbordet und die Straßen überlastet sind.

  • kurt

    Kann es sein das der LH beim Perchina Bürgermeister noch ein versprechen einzulösen hatte ????.
    Protestaktion wegen der Umfahrung Percha ????.

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