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Der Ferrari-Mann

Ein Bozner Unternehmer wurde am Landesgericht wegen erschwerten Betrugs gegen einen römischen Autohändler verurteilt. Er hatte sich zunächst für einen Ferrari F40 interessiert und dann die Anzahlung für einen Porsche GT3 kassiert. Den er nie lieferte.

Von Thomas Vikoler

Wer mit Luxuskarossen zu tun hat, beschäftigt sich möglicherweise nicht mit vergleichsweise kleinen Summen: 20.000 Euro Anzahlung überwies ein römischer Autohändler im Jahre 2016 einem Bozner Unternehmer, der sich zunächst als Kaufinteressent ausgegeben hatte.

Als einer, der sich auskennt mit teuren Autos: Der heute 70-jährige hatte sich zuvor wegen eines Ferraris F40 an den Autohändler aus Rom gewandt, der mit Oldtimern und Sportwagen handelt.

Ein Ferrari F40 kostet rund eine Million Euro. Das war dem Kaufinteressenten aus Bozen dennoch etwa zu viel war.

Er brachte sich mit dem römischen Autohaus selbst als Autohändler ins Gespräch. Und so nahm der Betrugsfall seinen Lauf, der gestern mit einem Urteil des Bozner Strafrichters Ivan Perathoner seinen vorläufigen Abschluss fand.

Der 70-jährige Unternehmer aus Bozen wurde wegen erschwerten Betrugs zu einer Haftstrafe von acht Monaten und 300 Euro Geldstrafe verurteilt. Die Aussetzung der Strafe ist an die Bedingung gebunden, dass der erstinstanzlich Verurteilte der Zivilpartei den Schaden in der Höhe von 21.000 Euro inklusive Prozessspesen und Zinsen ersetzt.

Bis das Urteil in Rechtskraft erwächst, dürfte allerdings einige Zeit vergehen.

Auf jedem Fall ist es für Richter Perathoner erwiesen, dass der Südtiroler dem römischen Autohändler durch Vorspiegelungen und Täuschungen die Anzahlung für einen Porsche 911GT3 RS abgeluchst hat.

Wie?

Indem er sich zunächst als finanzkräftiger Autointeressent ausgab und über mehrere Wochen vortäuschte, einen Ferrari F40 kaufen zu wollen. Um dann schließlich dem römischen Autohändler selbst ein Kaufangebot zu machen. Er sei, teilte er mit, selbst in der Branche tätig und verfüge über beste Kontakte nach Deutschland, wo bekanntlich sehr teure Autos hergestellt werden.

Schließlich einigte man sich auf einen Porsche 911GT3 RS zu einem Kaufpreis von 200.000 Euro.

Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei dem von beiden Seiten unterzeichneten Kaufvertrag um einen Vordruck des Porsche-Werks, dessen Daten zum Teil mit Tipp-Ex übertüncht waren.

Doch der römische Autohändler war offensichtlich von der Seriosität seines (vermeintlichen) Berufskollegen überzeugt, unterschrieb den Vertrag und überwies ihm die verlangen 20.000 Euro.

Der Porsche 911GT3 RS wurde bis heute nicht geliefert.

Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages folgten eine Reihe von Rechtfertigungen des Bozner Unternehmers für die offensichtliche Lieferverzögerung: Produktionsengpässe im Porsche-Werk und andere technische Probleme.

Schließlich ließ der römische Autohändler überprüfen, wo sich in Bozen der Sitz der (vermeintlichen) Firma befindet, mit welcher er den Kaufvertrag abgeschlossen hatte.

In der Privatwohnung des Mannes, der nun von Richter Ivan Perathoner zu acht Monaten Haft wegen erschwerten Betrugs verurteilt worden ist.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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