Das Ilsterner Aua
Streit um die Ilsterner Au in der Gemeinde Kiens: Die Landesregierung gibt dem Beharrungsbeschluss der Gemeinde nach und stößt damit die eigenen Ämter und die Naturschutzorganisationen vor den Kopf.
von Silke Hinterwaldner
Auf der Tagesordnung der Landesregierung war dieser Punkt schon länger vermerkt. Aber erst am Dienstag dieser Woche wurde der Beschluss gefasst. Die Entscheidung dürfte denn auch nicht ganz leicht gefallen sein. Schließlich haben unter anderem die Grün-Grün-Kommission und das Amt für Landschaftsökologie in dieser Angelegenheit klar Position bezogen. Nur: Die Gemeinde Kiens hatte ganz andere Vorstellungen davon, was auf diesem Stück Land passieren sollte.
Eines vorweg: Die Landesregierung ist am Dienstag dem Beharrungsbeschluss der Gemeinde gefolgt und hat damit gegen die Gutachten der eigenen Ämter gestimmt. „Das ist für uns eine große Genugtuung“, sagt Markus Mitterhofer, Referent für Landwirtschaft und Umweltschutz in Kiens. Und weiter: „Schließlich ist es auch Aufgabe der Landesverwalter die Anliegen und Bemühungen der Gemeindepolitiker zu unterstützen.“
Aber der Reihe nach: Die Ilsterner Au bei St. Sigmund ist revitalisiert worden. Im Zuge der Vorbereitung gab es Überlegungen nahe dem Fußballplatz einen zweiten Trainingsplatz errichten. Aber daraus wurde nichts. Damit einher ging das Versprechen dieses 5.000 Quadratmeter große Stück Land dem Biotop zuzuschlagen, sozusagen als Puffer zwischen Auwald und Sportzone. In der Gemeinde Kiens allerdings vertrat man stets die Ansicht, dass dieses Grundstück doch lieber in landwirtschaftliches Grün umgewidmet und als Wiese genützt werden sollte, auch um die Mückenplage auf dem Sportplatz nicht weiter um sich greifen zu lassen.
Immer wieder war in den vergangenen Monaten die Rede davon, dass man nach einem Kompromiss mit dem Grundbesitzer suchen wollte. Aber daraus wurde nichts. Umso mehr zeigt sich Klaus Graber, Präsident des Naturtreff Eisvogel, jetzt enttäuscht. Nicht nur, dass er stets skeptisch war, was Kompromisse in dieser Angelegenheit betrifft. Aber dass die Landesregierung nun den Schutz der Natur und der Artenvielfalt in dieser Angelegenheit hintanstellt, macht Klaus Graber fassungslos. Gemeinsam mit Andreas Riedl vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz erinnert er daran, dass die Mitglieder der Landesregierung erst im Juni dieses Jahres ein „Land der Artenvielfalt“ ausrufen wollten. Damals ließ sich Landeshauptmann Arno Kompatscher mit den Worten zitieren: „Das Land Südtirol setzt auf Artenvielfalt, um Lebensräume zu erhalten und diese auch für die kommenden Generationen in ihrer Vielfalt abzusichern.“
In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Naturtreff Eisvogel gestern: „Die konkreten Entscheidungen der Landesregierung stehen diesen großspurigen Ankündigungen leider diametral entgegen.“ Neben dem direkten Verlust für die Biodiversität sei vor allem die Botschaft der Landesregierung verheerend.
Bleibt die Landesregierung bei ihrer Entscheidung gegen die Ilsterner Au, fordern der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Naturtreff Eisvogel die politisch Verantwortlichen auf, den rund hundert Schülern zu erklären, warum nun ein Teil der Auwald-Gehölze wieder gerodet werden muss, welche die Kinder anlässlich eines Besuches in der neu gestalteten Ilsterner Au im Juni dieses Jahres gepflanzt hatten.
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Kommentare (18)
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silberfuxx
……da wird vor ein paar Tagen groß getönt, daß Südtirol das VORZEIGELAND in Sachen Klimaschutz, Artenvielfalt, und Nachhaltigkeit wird……….zwei Tage danach ist es UMGEKEHRT !!!!!!!!!!!!!!!!
besserwisser
das ist leider die kurzfristige denkweise der poliltik. sie könnten sich es ja leicht machen und sagen unsere techniker und beamten sagen nein. aber nein, wir müssen ja vor den nächsten wahlen einen zweiten fussballplatz vorweisen, den werden sie mit 2.700 einwohnern schon brauchen (hoffentlich mit bodenheizung).
das land wird zubetoniert und die damen und herren politiker beschleunigen es noch weil sie glauben ein paar stimmen zu bekommen….
einereiner
Kann mir von den Möchtegernumweltschützern einer erklären, warum man einen großen Auwald bei Ehrenburg zerstört hat? Jetzt gibt es dort nur noch triste Schotterbänke. Wald zerstören = CO2 freisetzen. Humus zerstören = CO2 freisetzen.
george
Kann mir jemand beweisen, ob ‚einereiner‘ überhaupt je einmal etwas von Ökologie und Vernetzung vielfältiger Standorte und Biozönosen verstanden hat? Jedenfalls aus seiner Stellungnahme geht nur hervor, dass er immer nur die Extreme und Ungleichgewichte fördert und nutzt und diese sind geradezu jene, welche die Biodiversität zerstören. Gerade Leute wie ‚einereiner‘ (Extrembauern) haben in den letzten Jahrzehnten viele Hektar von Wald in intensive Landwirtschaftsflächen umgewiedmet, unterstützt von den wirtschaftlastigen Regierungsbänken. Und diese wurden dann wiederum teilweise umgewiedmet in Bauland. Und nun schreibt er zum wiederholten Male von „Möchtegernumweltschützern“. Wenn er damit sich selber und seinesgleichen, bzw. diejenigen meint, die solchen Umwiedmungswünschen immer wieder nachgeben, dann stimme ich dem zu. Schimpfen, schimpfen und selber am meisten in der Natur wüten.
yannis
@george,
Ich beneide Dich um Dein Wissen über die Person „einereiner“
george
Korrektur: Entschuldige mich für den Rechtschreibfehler bei „wiedmen“. Das Wort wird selbstverständlich mit kurzem i geschrieben – widmen.
latemarbz
Du könntest auch kundtun, wo “ in den letzten Jahrzehnten viele Hektar von Wald in intensive Landwirtschaftsflächen gewidmet“ wurden? Ich kenne eher Beispiele, wo Wald für Ski-Pisten und andere Tourismus-Strukturen oder für Gewerbezonen gerodet wurden!
Außerdem müsste man eine Klausel einführen, wo der Antragsteller gewährleisten müsste, dass er andernorts in der Gemeinde, im Bezirk, den gleichen Auwald, Biotop, Wald in der selben Qualität wieder errichtet!
kurt
Lugenbeitl ist halt einmal Lugenbeitl und vor den großen Lobbys lässt man Gewohnheitmäßig die Hosen runter .
robby
@ kurt, angesichts seiner Kinderschar hat er die Hosen wohl ohnehin meist unten gehabt. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
jennewein
nicht jammern alle die bauern und svp wählen selber schuld
bei uns regieren hald die bauern obwohl sie am wohlstand sprich steuern wenig beitrag leisten.
ganzwasneues
Gerade wegen der Anliegen und Bemühungen der Gemeindepolitiker bräuchte es eine Landesregierung, die Gutachten der Ämter und Kommissionen akzeptiert – so wie Der LH das zum Beginn seiner ersten Legislaturperiode groß angekündigt hatte.
Wenn wir Gemeindepolitiker schalten und walten lassen, wie sie es für richtig halten bzw. wie deren „Schäfchen“ es fordern, können wir mit dem angekündigten Umweltschutz, Artenvielfalt, Klimaland sofort einpacken!
Es bleibt mal wieder alles beim einfachen Bürger hängen…
yannis
So ist es !
bernhart
Gutachten der Ämter und Kommissionen braucht es nicht,alles für die Katz.Der Bauer ist kein Zerstörer er pflegt den eigenen Grund und Boden, er braucht Ihm zum leben. Ämter und Kommissionen sind Besserwisser und treffen Entscheidungen,welche sie gar nicht angehen.
Gut , dass die Landesregierung so entschieden hat.
george
Achso ‚bernhart‘, du zeigst dich auch als so einer wie ‚einereiner‘. Immer in die Extrem steigen, alles ausnutzen was geht und darüber hinaus, immer intensiv und alles Nachhaltige als Bla. Bla abtun. Gerade solche Leute sind die Zerstörer und machen unsere Umwelt und Lebenswelt kaputt. Aber schön sich als „Pfleger“ der Landschaft heraustun, das könnt ihr recht gut, die Wirklichkeit schaut dann oft bei genauer Überprüfung dann aber ganz anders aus. Das hättet ihr wohl gerne, wenn da kein Amt nachschauen würde.
bernhart
George. ich bin Landschaftserhalter habe Bienen, Tiere Mutterkühe im Freilauf, Hühner und Scheine,habe eine Gemüsegarten und versorge mich und meine Familie.
ganzwasneues
Dass du Scheine hast, hättest jetzt aber nicht offen schreiben müssen…
george
Ja hoffentlich, Herr ‚bernhart‘. Wenn du Landschaftserhalter und auch Bienenhalter bist, dann weißt du hoffentlich auch zu schätzen, wenn sich Leute für eine vielfältige natürliche Aue einsetzen, wo wir doch nur mehr so wenige haben.
bernhart
Wohne auf 1250 m und habe keine problem mit der Artenvielfalt,bin ein Glückspilz