Du befindest dich hier: Home » Politik » Das „Badanti“-Register

Das „Badanti“-Register

Foto: 123RF.com

Löst ein Register für Hauspflegekräfte das Problem der illegalen „Badanti“? Maria Elisabeth Rieder will noch einmal die Einführung eines derartigen Registers beantragen. Landesrätin Waltraud Deeg ist dagegen. 

von Lisi Lang

Das Durchschnittalter der Bevölkerung steigt und das erfordert neue Ideen in der häuslichen Pflege“, sagt die Landtagsabgeordnete des Team K, Maria Elisabeth Rieder. Nichts zu tun, sei der einzig falsche Weg, „es ist auf jeden Fall besser kleine Schritte zu machen, als gar keine“, ist die Landtagsabgeordnete überzeugt.

Maria Elisabeth Rieder will aufgrund der aktuellen Entwicklungen ihre Forderung erneuern, die vom Landtag im März abgeschmettert wurde: Ein Register für Hauspflegekräfte. „Die Gewerkschaften fordern angesichts der hohen Anzahl an Schwarzarbeitern in dieser Sparte ein Register und auch der Gemeinderat von Meran hat einstimmig – also auch mit den Stimmen der SVP – beschlossen, das Land aufzufordern, ein derartiges Register ins Leben zu rufen“, erläutert Maria Elisabeth Rieder.

Mehrere tausend „Badanti“ sind Schätzungen zufolge in Südtirol ohne Arbeitsvertrag beschäftigt, also Schwarzarbeiterinnen. Die Gewerkschaften fordern daher ein Register wie beispielsweise im Trentino, um dieses Problem angehen zu können.

Genauso sieht es Maria Elisabeth Rieder: „Die Landesrätin hat uns im März geantwortet, dass ein Landesregister ein viel zu kleiner Schritt sei und angekündigt, dass derzeit der Landessozialplan ausgearbeitet wird – diesen haben wir bis jetzt aber noch nicht zu Gesicht bekommen“, kritisiert Maria Elisabeth Rieder, die den Beschlussantrag zur Einführung eines Registers daher erneut im Landtag einbringen wird. „Die Realität zeigt ganz einfach, dass sehr viele Leute Bedarf haben und die Politik verschließt vor dieser Situation die Augen – das kann es doch nicht sein“, ärgert sich die Landtagsabgeordnete des Team K.

Landesrätin Waltraud Deeg glaubt nach wie vor, dass ein Register für Hauspflegekräfte nicht die Lösung des Problems darstellt: „Wer glaubt, dass wir das Problem der Schwarzarbeit mit einem freiwilligen Register lösen, ist auf dem Holzweg“, stellt die Soziallandesrätin klar und verweist auf die Daten aus dem Trentino. „Im Trentino haben sich seit 2014 nur rund 10 Prozent der Pflegekräfte eintragen lassen“, so Deeg. Und für mehr als ein freiwilliges Verzeichnis habe man in Südtirol nicht die Zuständigkeiten, unterstreicht die Landesrätin.

Dass man das Problem mit einem Register nicht komplett lösen könne, ist auch Maria Elisabeth Rieder bewusst – auch weil sich viele „Badanti“ nicht eintragen lassen wollen. „Aber wollen wir vor dieser Situation einfach die Augen verschließen und gar nichts tun“, wirft Rieder die Frage auf, „wollen wir einfach dulden, dass Menschen, die unsere Angehörigen pflegen, schwarz arbeiten und dabei vielleicht keine richtige Ausbildung vorzuweisen haben?“ Wenn man nichts unternehme, so Rieder weiter, könnte sich der Bereich Hauspflege weiter zu einem Schwarzmarkt entwickeln. „Und dann stellen wir Angehörige wirklich vor unmögliche Situationen“, betont Rieder. Ein Landesregister für Pflegekräfte wie im Trentino sei vielleicht nicht der große Wurf, man könne es aber weiterentwickeln und kleine Schritte seien immerhin besser als gar keine, meint die Landtagsabgeordnete des Team K. „Wir legen immer Wert auf Qualität, aber hier ist es uns plötzlich nicht mehr so wichtig“, bedauert Rieder.

Landesrätin Waltraud Deeg will dieses Problem über eine andere Schiene lösen: „Wir geben pro Jahr rund 229 Mio. Euro an Pflegegeld für ca. 16.000 Menschen aus“, erläutert die Landesrätin. 70 Prozent dieser Personen werden laut Daten der Abteilung Soziales zu Hause betreut, wiederum 60 Prozent dieser Personen werden von Familienangehörigen oder privaten Pflegekräften betreut. „Wir möchten in Zukunft sicherstellen, dass das Pflegegeld auch wirklich den betroffenen Menschen zu Gute kommt und daher wird das System der Pflegegutscheine sicher ausgebaut und erweitert werden“, so Waltraud Deeg. Durch häufigere Hausbesuche und dadurch auch eine indirekte Kontrolle glaubt Deeg, dass sich das Problem mit den Schwarzarbeitern besser in den Griff bekommen lässt. Auch unterstreicht die Landesrätin, dass man derzeit gemeinsam mit den Sozialdiensten und Bezirksgemeinschaften an einer Pflege- und Betreuungslandkarte arbeite, um gemeinsam Strategien zu entwickeln. „Die große Welle wird nämlich erst kommen und der Fachkräftemangel im Sozialbereich wird sicher kein kleineres Problem werden“, weiß Landesrätin Deeg.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • andreas

    Bravo Frau Rieder, wenn sie dann noch erklären, wie man die 7.000-8.000 Euro für eine 24 Stunden Betreuung mit einheimischem Fachpersonal aufbringen soll, dann wäre das vielleicht sogar ein guter Vorschlag.
    Mit Einheimischen braucht man 3-4, um alle Stunden abzudecken.
    Die paar Euro Pflegehilfe reichen da nicht ganz.

    Eine 24 Stunden Betreuung aus dem Osten oder Kroatien kostet ca. 1.800 Euro monatlich, 2 wechseln sich monatlich ab, wenn sie Deutsch können, über 2.000 Euro.

    Schon diese Beträge sind von manchen nicht so einfach aufzubringen, alternativ bleibt es die Alten ins Altersheim abzuschieben.
    Kostet zwar zwischen 2.500 – 3.500 Euro und es gibt zu wenig Plätze, ist aber immer noch günstiger als 24 Stunden mit Einheimischen.

    Frau Rieder, entweder sie haben sich noch nie mit der Problematik der Betroffenen und Angehörigen beschäftigt oder sie haben vor diese, aus politischem Populismus, zu kriminalisieren.
    Das Land hat weder die Infrastruktur, noch die Mittel, um sich um alle Alten zu kümmern.

    Sinnvoller wäre es, wenn sich Frau Rieder darum kümmert, dass das Land Altenbetreuerinnen ein anständiges Gehalt zahlt, deren Gehälter liegen weit unter dem was privat, auch wenn sie gemeldet sind, bezahlt wird.

    • george

      Du tust so, als ob du selber bereits als „Badante“ ausgerückt wärest und voll Bescheid wüsstest. Rieder war schon Jahr und Tag im Betreuungsberuf tätig und wird sicher von dir keine Belehrung brauchen. Wieso wendest du dich nicht an jene, die deine politischen Gehilfen sind und seit Jahrzehnten nicht imstande sind endlich in dieser Sparte eine ordentliche Basis zu schaffen. Wann sie aber für sich etwas Zusätzliches zu brauchen scheinen und haben wollen, wird sofort das per Mehrheitsbescheid geregelt. Scheinheiliger, als du hier mit deiner Niederschrift kommst, geht es wohl nicht mehr!

      • andreas

        Als Badante arbeite ich zwar nicht, aber wenn meinst.

        Von der Angehörigenseite ist es jedenfalls so wie ich geschrieben habe, es gibt welche, die haben 5 Badante, was sie über 10.000 Euro kostet, kann sich halt nicht jeder leisten.
        Dass eine aus dem Osten, welche ca. 1.300-1.350 Euro für 24 Stunden und 7 Tagen verdient, keine ausgebildete Spitzenkraft ist, liegt in der Natur der Sache. Die ca. 1.800 Euro kostet es über Agenturen.

        Und was genau würdest du antworten, wenn dir eine sagt, dass sie nicht gemeldet sein will, da sie sonst den Mitbeitrag verliert und sie das seid 25 Jahren so praktiziert?

        Also schorschi, such mal eine und dann kannst du wieder antworten.
        Und ganz nebenbei, ich wende mich bei Problemen grundsätzlich nicht an die Politik, irgend eine Lösung findet man auch ohne dieser.

        • george

          Schwafle nicht herum und zeige konkrete Lösungen auf! Ich habe einige Male schon eine Betreuerin gesucht, ohne lange Hilfenahme von außen, und habe auch Betreuerin/nen gefunden und vermittelt. Also handeln, anstatt um den Brei herum zu reden und nicht andere beschuldigen oder anecken als ob sie nicht wüssten, du aber alles.

          • andreas

            Ich habe ja eine konkrete Lösungen aufgezeigt, gut, wollte es nicht zu deutlich schreiben.

            Die Rieder soll es gefälligst unterlassen, die jetztige Situation in Frage zu stellen, da Schwarzarbeit für offensichtlich recht viele die einzige finanzierbare Lösung ist.

            Mit offiziellem Arbeitsvertrag und Einheimischen kostet eine 40 Wochenstunden Betreuung monatlich über 2.000 Euro.
            Da ist kein Wochenende drin und auch die Urlaubszeit und Krankheit muss kompensiert werden.
            Wären bei 4 Wochen mit 160 Stunden ca. 135-140 Stunden, an welchen die Badante arbeitet.
            Ein Monat hat aber über 700 Stunden und nun erkläre mir mal, wie du dies bei der Notwendigkeit einer intensiveren Betreuung organisieren bzw. finanzieren möchtest.

            Das Land, also Rieders Arbeitgeber, bietet keine Lösung an, die Leute helfen sich gezwungenermaßen selbst, da sehe ich es als kontraproduktiv die Angelegenheit zu erschweren oder übermäßig zu verteuern.
            Unabhängig davon, dass Einheimische Betreuerinnen sich der prekären Situation bewusst sind und man sie auch dementsprechende, und das zu Recht, bezahlen muss.

            Und zum Thema handeln, ich habe mit diversen öffentlichen Institutionen, wie KVW oder Geriatrie und privaten Agenturen gesprochen. Die Antworten waren ernüchternd.

            Schon diese Aussage halte ich für zweifelhaft, da es die notwendige Anzahl an Badante, welche eine Ausbildung haben, gar nicht gibt und ein Register ändert daran genau gar nichts.
            „wollen wir einfach dulden, dass Menschen, die unsere Angehörigen pflegen, schwarz arbeiten und dabei vielleicht keine richtige Ausbildung vorzuweisen haben?“

            Und klar würde ich es z.B. dulden, dass eine keine Ausbildung hat, wenn die Alternative wäre, gar keine zu haben.

  • pingoballino1955

    andreas,wo nimmst du die Fantasiezahlen von 7-8000 Euro her???? Dass die Altenbetreuerinnen so wenig verdienen,haben sie seit Jahrzehnten der lieben S V P zu verdanken,also sollen DIE, endlich was machen!!

    • andreas

      Kostet auch mehr als 7.000-8.000 Euro du Pfeife, ein Monat mit 30 Tagen hat 720 Stunden und versuch mal diese abzudecken, bei 7.000 Euro ist der Stundensatz unter 10 Euro und das mit Nachtarbeit und Feiertagen.
      Wenn man keine Ahnung hat oder blöd ist wie du, lass es doch bleiben andere zu kritisieren.

      • pingoballino1955

        Die geschlafenen Stunden hast du wohl vergessen,oder meinst du dass eine Badante,oder Betreuer/in am Stühlchen sitz und zusieht wie der Mensch mindestens 8 Stunden schläft??? 24 Stundenbetreuung gibt es nur im Altersheim! Übrigens mit deiner Primitivität und Frechheit wäre „Pfeife und blöd“ noch ein milder Ausdruck. Lerne mal dich seriös zu benehmen,bevor du dauernd hier in diesem Portal Leute beleidigst. Scheinst wohl eine schlechte Kinderstube genossen zu haben!

        • andreas

          24 Stunden und 7 Tage bedeutet, dass sie immer anwesend ist, sie schläft also im Haus des zu Betreuenden, wobei sie am Nachmittag üblicherweise 2 Stunden frei haben und sie sich dann oft untereinander treffen.
          Wenige Alte schlafen 8 Stunden und wenn die betreute Person um 23.00 Uhr oder um 4.00 Uhr morgens ein Problem hat, ist die Badante da.

          Und wenn du Pfeife mit mir diskutieren willst, spar dir erstmals die ganzen Fragezeichen, für deine Ahnungslosigkeit und deiner fehlenden Fähigkeit, vernünftig zu argumentieren, kann ich nichts.
          Dass Einzige was du machst ist alles von TK zu huldigen und alles von der SVP zu kritisieren und das mit pauschalem Blah, Blah und vielen Fragezeichen. Jetzt verstanden, warum ich dich für eine Pfeife halte?

          • pingoballino1955

            Wer hier die „Pfeife“ ist,das siehst du täglich an den Reaktionen der Kommentatoren in diesem Portal.Da kommst du nicht gut weg,im Gegenteil für dich äusserst PEINLICH. Übrigens Senfomat ist ein guter Ausdruck für solche Typen wie dich,die alles besser wissen und meisten schlecht oder unzureichend informiert sind und andersdenkenden meinen etwas aufdrücken zu müssen. Es lebe das TK !!!!! Auf die SVP kann ich verzichten.
            Übrigens das „Fragezeichen“ bist immer noch DU!!!!

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen